(Medienmitteilung) Der «Cercle des Chefs de Cuisine Berne» (CCCB) feiert 2023 sein 100-jähriges Bestehen. Anlässlich des Jubiläums organisierte der Verein zwei Podiumsdiskussionen mit Vertretern aus der Gastornomie und der Politik.  Am 22. Juni  im Hotel Bellevue Palace in Bern und einen Tag vorher in Interlaken.

Am 21. Juni standen im Hotel Jungfrau Viktoria in Interlaken Nationalrätin Nadia Umbricht-Pieren, Nationalrat Christian Wasserfallen, Urs Kessler, CEO der Jungfraubahnen Management AG, Michael Althaus, Küchenchef Radison im Victoria Jungfrau Grand Hotel&Spa, sowie Politiker René Mäder auf der Bühne. 

In der Mitteilung steht, dass es eine Patentlösung für den Fachkräftemangel in der Gastronomie nicht gebe, darüber sei man sich in der Diskussionsrunde einig gewesen. Ebenso klar sei, dass sich die Gastronomie von der Politik oft im Stich gelassen fühle, aus diesem Grund habe man zum ersten Mal in der Geschichte des CCCB ein Podium zwischen Politik und Gastromie organisiert. Der Einladung folgten zahlreiche der insgesamt rund 580 Küchenchefs und 20 Küchenchefinnen des Zirkels. Die Diskussion auf der Bühne und mit dem Publikum ergab, dass die Branche ihre Hausaufgaben konsequenter erledigen müsse, um politisch erfolgreicher zu sein. [RELATED]

Kurzfristig wurde keine Lösung gefunden
Lohndiskussionen, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, Imageförderung des Berufsstandes, Stärkung der Ausbildung, Aufbau einer politischen Lobby für die Gastronomie, Informationsveranstaltungen in Schulen, bessere Kontrolle der Ausbildungsbetriebe: Die Lösungsansätze für die Bekämpfung des Fachkräftemangels in der Gastronomie sind hinlänglich bekannt, werden aber nicht genug gelebt, betonten die Redner. Denn vom Tellerwäscher bis zur Chefköchin fehlen der Schweizer Gastronomie zurzeit rund 10'000 Arbeitskräfte – in erster Linie qualifizierte Fachkräfte. Wegen des fehlenden Personals müssen viele Restaurants ihre Betriebszeiten kürzen. Der Kandersteger Hotelier und Gemeindepräsident René Mäder sagte: «Es ist hart, wenn ich meine Betriebe in der Hochsaison an zwei Tagen schliessen muss, weil mir nicht die Gäste fehlen sondern das Personal.»

Die behördliche Regulierungsflut mache den Unternehmeralltag auch nicht einfacher, sagten SVP-Nationalrätin Nadia Umbricht Pieren und Jungfraubahnen-CEO Urs Kessler auf dem Podium. Ins selbe Horn stiess FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen und fügte hinzu, dass der Fachkräftemangel die gesamte Wirtschaft betreffe und damit die Situation für einen Tieflohnsektor wie die Gastronomie zusätzlich erschwere. Kurzfristig sieht Hotelier Mäder nur einen Weg: Die Wiedereinführung des Saisonnierstatuts für Mitarbeitende ausserhalb der EU/Efta Staaten.

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In der zweiten Diskussion im Hotel Bellevue Bern trafen SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen, SVP-Nationalrat Lars Guggisberg, Regierungsrätin Astrid Bärtschi und HIV-Präsident Daniel Arn auf dem Podium. Regierungsrätin Bärtschi zeigte sich erfreut darüber, dass der CCC-Bern die Initiative ergriff, um den direkten Kontakt zur Politik herzustellen. Nationalrat Lars Guggisberg räumte ein, dass die Gastro-Branche in der Politik leider viel zu wenig vertreten sei und daher bei Entscheiden im Bundeshaus nicht erste Priorität habe. Nationalrätin Flavia Wasserfallen betonte die Bedeutung der Stärkung der Kochausbildung und pochte darauf, persönlich kontaktiert zu werden, wenn die Gastrobranche ein Anliegen habe. Daniel Arn appellierte an die unternehmerische Verantwortung jedes und jeder einzelnen und an die Bedeutung der Verbände, ihren politischen Auftrag der Interessensvertretung viel stärker wahrzunehmen.

Der Stolz auf den Beruf als Koch und Gastronomiemitarbeiter und und die Wertschätzung gegenüber ihrer Leistung werde in der Branche viel zu wenig zelebriert und öffentlich kundgetan. «Wir müssen lernen, unseren Beruf und unsere Branche in Schulen, an Anlässen, bei Open-Kitchen-Events, auf der Strasse und vor allem im eigenen Betrieb voller Selbstwertgefühl zu vertreten», forderte CCC-Bern-Präsident Beat Weibel. Ein klarer Auftrag an die Branche, die eigenen Hausaufgaben genauso gut zu erledigen wie die Politik.

Der «Cercle des Chefs de Cuisine Berne» (CCCB) ist politisch neutral. Er wurde vor 100 Jahren als Ort der Begegnung für die etablierten Küchenchefs ins Leben gerufen, um Qualität und Wertschätzung des Gastgewerbes und den Kochberuf in den Regionen zu verbessern.  Es ist das erste Mal in der Geschichte des Vereins, dass Küchenchefs mit ausgewiesenen Politikern und Wirtschaftsvertretern im direkten Austausch stehen.