Nach einem erfolgreichen Jahr 2019 traf die Corona-Pandemie die Branche im Frühling 2020 mit voller Wucht. Die negativen Auswirkungen der durch das Coronavirus bedingten Beschränkungen werden das Schweizer Gastgewerbe stärker als die Finanzkrise treffen, schreibt der Verband HotellerieSuisse zu den neu publizierten Branchenkennzahlen der Schweizer Hotellerie.
Seit dem Ausbruch des Coronavirus in Europa kämpfen Hotelbetriebe in der Schweiz mit massiven Umsatzeinbrüchen von bis zu 95 Prozent. Für die Monate März bis Juni ist mit Umsatzrückgängen in der Hotellerie zwischen 1,7 und 2,7 Milliarden Franken zu rechnen. Die Einbussen treffen alle Betriebe, jedoch sind die Verluste im Tessin und in den Städten am grössten. Stadthotels leiden am völligen Einbruch des Geschäfts- und Kongresstourismus.
Als Konsequenz sind Stand Ende April 60 Prozent der Tourismusbetriebe geschlossen. 90 Prozent der Hotelbetriebe haben für ihre Mitarbeiter Kurzarbeit anmelden und mehr als 20 Prozent haben Kündigungen aussprechen müssen. Die Wahrscheinlichkeit von Konkursen wird in der Hotellerie auf fast ein Viertel geschätzt. Auf das ganze Jahr 2020 hochgerechnet ergeben sich für den Schweizer Tourismus Umsatzeinbussen von durchschnittlich 25 Prozent, was einen Rückgang von 8,7 Milliarden Franken bedeutet.
Rückkehr zu letztjährigen Zahlen wohl erst wieder 2022
Aufgrund der Beschränkungen durch das Coronavirus ist in der Schweiz eine Rezession mit einem Rückgang des BIP von bis zu 10 Prozent zu erwarten. Zwar ist in der zweiten Jahreshälfte eine Wiederbelebung der Konjunktur prognostiziert, es wird jedoch eine gewaltige Herausforderung für den Tourismus, wieder an die Zahlen der vergangenen Jahre anzuknüpfen.
Die europäische Hotellerie wird nach Einschätzungen des Datenunternehmens STR im Jahr 2020 einen Rückgang in RevPar (Umsatz pro verfügbares Zimmer) von 37 Prozent infolge der Corona-Pandemie erfahren. Für 2021 wird eine Zunahme von 41 Prozent erwartet. Eine Rückkehr zum Niveau von 2019 wird für 2022 prognostiziert.
Die Entwicklung der Hotelauslastung in China zeigt, dass ein paar Monate nach dem Ausbruch mit einem leichten Aufschwung gerechnet werden kann. Entscheidend dabei wird die Binnennachfrage sein, die sich in Krisenzeiten robuster als die Nachfrage von ausländischen Gästen erweist.
Rückgang der internationalen Ankünfte um 20 bis 30 Prozent
Der Tourismus ist in vielen Ländern der Schlüssel zum wirtschaftlichen Fortschritt und gehört zu den grössten und bis zur Corona-Krise am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektoren weltweit. Im Tourismus sind rund 10 Prozent aller weltweit Beschäftigten tätig.
Die Grenze von 1 Milliarde Touristen weltweit wurde im Jahr 2012 überschritten; 2019 betrug die Anzahl internationaler Ankünfte bereits 1,5 Milliarden, was deutlich über den Prognosen der World Tourism Organization lag. Durch die Corona-Pandemie werden diese Prognosen jedoch revidiert werden müssen. Die Welttourismusorganisation rechnet mit einem Rückgang der internationalen touristischen Ankünfte um 20 bis 30 Prozent für das Jahr 2020, was Rückgänge von 300 bis 450 Milliarden US-Dollar bedeuten würde. (htr)
Die gesamten Branchenkennzahlen der Schweizer Hotellerie finden Sie hier.