Frage: Immer mehr Gäste wählen Airbnb als Vertriebskanal. Ist das für ein kleines Hotel eine Chance?

Antwort: Airbnb stellt für Schweizer Hotels tatsächlich eine valable Alternative zu Plattformen wie Booking.com und Expedia dar. In den letzten 12 Monaten wurden in der Schweiz fast 1 Million Übernachtungen über Airbnb gebucht. Die Zahlen stiegen während Corona massiv, und der Trend scheint nicht mehr zu stoppen zu sein. 22 Prozent der Gäste stammen aus der Schweiz, rund drei Viertel der Gäste aus dem Ausland. Der Gästemix ist weltweit sehr breit aufgestellt, und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 3,4 Übernachtungen.

Zudem ist Airbnb heute weitaus mehr als nur ein Wohnungsanbieter. Mittlerweile hat sich die Plattform zum Reisebegleiter für Business- und Leisure-Reisende entwickelt. Durch die vielfältige Auswahl an Privatunterkünften und individuellen Beherbergungsbetrieben bietet Airbnb für Endkonsumenten eine breite Auswahl an Optionen. Dazu zählen seit ein paar Jahren auch individuelle Boutique-Hotels. Die strategische Neuausrichtung bietet Hotels eine grosse Chance, um sich gegenüber den anderen Plattformen langfristig zu behaupten. Denn während Hotelketten bei Online-Reisebüros (Online Travel Agents, OTA) wie Booking vorteilhafte Kommissionen erhalten, werden bei Airbnb kleine Individualhotels vorgezogen. Das kann in Zukunft bei einer weiteren Steigerung der Buchungszahlen zum grossen Vorteil werden.

Frage: Ist eine Zusammenarbeit mit Airbnb nicht kompliziert?

Antwort: Mittlerweile haben auch die renommiertesten Channel Manager wie Hotelspider oder Verticalbooking eine reibungslose Schnittstelle erstellt, was den Aufwand für den Hotelier viel kleiner und die Abläufe effizienter macht als noch vor drei Jahren. Die Buchungen können also automatisch wie bei anderen OTA in Echtzeit getätigt werden und es braucht keine manuelle Rückbestätigung mehr. Die Zeit ist gekommen, dass kleine Privathotels die Chance nutzen und bei Airbnb ihre Zimmerkapazitäten anbieten.

Frage: Welche Vorteile habe ich als kleines Hotel von einer Zusammenarbeit mit Airbnb? Ist Airbnb zum Beispiel viel günstiger als andere OTA?

Antwort: Was in früheren Berichten oft geschrieben wurde über die geringe Kommission bei Airbnb, gilt für viele Hotels nicht mehr. Auch bei Airbnb liegt die Kommission für Hotels mittlerweile zwischen 10 und 15 Prozent und wird direkt vom Umsatz abgezogen, welcher danach per Nettoüberweisung auf das Konto des Hotels überwiesen wird. Der Vorteil ist aber, dass Airbnb immer unmittelbar einkassiert und sich so viele Stornierungen oder Scheinbuchungen vermeiden lassen.

Ein weiteres grosses Plus ist, dass die Kunden direkt und unkompliziert mit den Gastgebenden kommunizieren können. Zudem können sich nach dem Aufenthalt beide Parteien gegenseitig bewerten. Das nimmt den Gästen etwas Macht weg im Vergleich zu anderen OTA, auf denen nur die Gäste die Unterkunft bewerten können, nicht aber umgekehrt. Somit können die Gäste keinen ungebührlichen Druck mehr auf die Hoteliers ausüben. Gleichzeitig sind sie auch gezwungen, sich während des Aufenthalts zu benehmen, damit ihre Buchungsanfrage beim nächsten Mal wieder angenommen wird. Der Hotelier hat nämlich bei Airbnb – anders als bei anderen OTA – stets die Möglichkeit, die Gäste aus wichtigen Gründen abzulehnen, sollte er sich mit der Buchung nicht wohlfühlen.

Frage: Wie soll ich als Betrieb nun vorgehen?

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Gianluca Marongiu (SHS Swiss Hospitality Solutions AG)

Antwort: Wir empfehlen allen individuellen Hotels, sich rasch bei Airbnb anzumelden und als Gastgeber einige Zimmereinheiten über die Plattform zu vertreiben. So erreicht der Betrieb mehr Bewertungen und einen Superhost-Status. Das ist ein Vorteil, der sich langfristig gegenüber den Mitbewerbenden auszahlen kann. Airbnb ist eine schöne Realität für kleine Hotels, die gegenüber grossen Hotelketten meistens im Nachteil sind. Diese Chance gilt es zu packen.

Auch bei Airbnb liegt die Kommission für Hotels mittlerweile zwischen 10 und 15 Prozent und wird direkt vom Umsatz abgezogen.