Die Vereinigung Bern Hotels schreibt einen offenen Brief an den Berner Gemeinderat: Sie wehren sich dagegen, dass die Tourismusorganisation Bern Welcome in ihrer Strategie die Fernmärkte ausser Acht lässt. Wie die Berner Medien letzte Woche berichteten, sind die Gästezahlen in der Bundeshauptstadt wieder stark im Aufwind. Auch Reisende aus den Fernmärkten wie den USA seien nun wieder anzutreffen. Und genau diese Gäste – beziehungsweise das Marketing für diese Gäste – ist der grosse Streitpunkt zwischen Hoteliers, Toristikerinnen und Protagonisten in der Politik.

Etliche in den Medien geäusserte Aussagen seien falsch, Bern Hotels will diese in einem offenen Brief berichtigen. Dabei geht es um folgende Punkte:

  • Die Berner Hotellerie lebe in erster Linie von Geschäftsreisenden. Diese Kundschaft sei für die gesamte Berner Wirtschaft und deren Wertschöpfung ausgesprochen wichtig.  Die Geschäftssaison decke jedoch nicht einmal zwei Drittel des Jahres ab: «Während dem Rest des Jahres entwickelt sich Bern deshalb zur Feriendestination.»

  • Die Art der Gäste: Es sei richtig, in erster Linie auf Gäste zu setzen, die aus der Nähe kämen, mit dem öffentlichen Verkehr anreisen und einen möglichst geringen CO2-Ausstoss verursachten. Aber: «Das alleine wird nicht reichen, um täglich 70-80 Prozent der über 4000 Betten zu füllen.» Bern habe auch nicht zu viele Betten. Diese Betten brauche es für den Geschäfts- und Messetourismus des Kongresstandorts Bern. «Für die BEA beispielsweise würde das bedeuten, dass Aussteller und Besucher in Ermangelung von Hotelbetten in den Nachbarkantonen oder in Thun Hotelzimmer reservieren und dann täglich mit dem Auto an die BEA anreisen .»

  • Tourismuswerbung sei notwendig, um die Gästeströme zu lenken. Ohne diese Marketingmassnahmen, wären Hotels gänzlich auf Tour Operators angewiesen, die dann ihrerseits das Marketing übernehmen würden und so auch Massen- und Billigtourismus in die Bundesstadt bringen würden. Individualgäste aus Übersee seien jedoch ein wertvolles Segment, das man pflegen müsse.

  • Die Berner Strategie der Nahmärkte habe sich während der COVID-19 Krise kurzfristig ausgezahlt. Jedoch verändern sich die Parameter nun wieder und es ist wichtig, sich breiter aufzustellen. Es müsse im Interesse aller sein, Individualtouristen für Bern zu gewinnen und dies eben zwingend auch aus den Fernmärkten.

Die Vereinigung Bern Hotels ruft die Politik dazu auf, zusammen mit Bern Welcome und Bern Hotels einen Weg der Zusammenarbeit einzuschlagen, um die Problematik partnerschaftlich anzugehen.  Zudem appelliert sie an den gesamten Gemeinderat, zu handeln und Massnahmen zu ergreifen, die es einerseits Bern Welcome ermöglichten, auch Fernmärkte zu bearbeiten und somit die richtigen Gäste für Bern zu gewinnen; und andererseits den Hotels erlaube, weiterhin Geschäfts- und Individualtouristen zu beherbergen und damit Arbeitsplätze zu erhalten.

«Bern Hotels» ist die Vereinigung der 32 Hotels der Stadt Bern und der direkt angrenzenden Gemeinden und Teil des Regionalverbandes Hotellerie Bern+Mittelland. (htr/cl)