Zur Zielgruppe «Best Agers» zählt die Beherbergungsbranche jene Gäste, die über 60 Jahre alt, noch fit, aktiv und erlebnisfreudig sind. Sie haben Zeit und sind bereit, einen guten Preis für gute Qualität zu zahlen. «Best Agers» sind ein im Zuge der Bevölkerungsalter stetig steigendes Gästesegment. Entspechend gross ist das Potenzial für die Hotellerie.

Im Rahmen eines Informationsworkshops versuchte HotellerieSuisse zusammen mit Branchenvertretern und Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft auf dieses Kundensegment aufmerksam zu machen.

Aufmerksamer Service ohne Sonderbehandlung
Was wünschen sich «Best Agers»? Was sind ihre Bedürfnisse im Urlaub und während eines Hotelaufenthalts? Um Antworten auf diese Fragen zu finden führte HotellerieSuisse in Zusammenarbeit mit der International Association for Healthy Aging (IAHA) und Best Agern nicht repräsentative Mystery-Checks in Berner Stadthotels durch. Das Ergebnis: drei von vier Hotels aber auch die Destination Bern haben noch Aufholbedarf, was den Service für «Best Agers» angeht.

Aus den durchgeführten Mystery-Checks lässt sich insbesondere herauslesen, dass im Zeitalter der Digitalisierung der Wert des menschlichen Kontakts gerade bei Seniorinnen und Senioren wichtig bleibt, möglicherweise gar einen Qualitätsunterschied macht.

Die persönliche Betreuung während des Customer Journeys, der freundliche, direkte Kontakt an der Rezeption, dem Informationsdesk oder am Tisch steht nach wie vor im Vordergrund, wird mit zunehmenden Alter gar immer wichtiger. Dabei wollen die «Best Agers» keineswegs eine Sonderbehandlung, geschweige denn sichtbare Handläufe oder die berüchtigten Seniorenteller. Vielmehr geht es um den Grundgedanken der Hospitality: Den persönlichen Service zum Gast, zuvorkommende Freundlichkeit und die Sensibilität der Gastgeber für die individuellen Gästebedürfnisse. [RELATED]

Best-Agers-Welle am Horizont
«Best Agers wollen etwas Neues erleben, ihre Lebenslust ist immer noch vorhanden. Sie wollen Inputs, Qualität und persönliche Begegnung. Ihr Aufenthalt wird vermehrt mit allen Sinnen wahrgenommen», so Barbara Radke. Die Präsidenten der IAHA sieht für die Hotellerie beim Gästesegment «Best Agers» durchaus grosse Kaufkraft.

Gemäss Annika Grünig, Head of Accomodation Marketing bei Schweiz Tourismus, waren bereits 2017 um die 28 Prozent der Gäste über 56 Jahre alt. «Im Wissen, dass diese Gästegruppe noch weiter ansteigen wird, sehen wir, wie bedeutungsvoll dieses Segment rein zahlenbasiert ist.» Das Reiseland Schweiz habe gemäss Monitoring von Schweiz Tourismus gerade bei den älteren Gästen ein sehr positives Image. «Es geht also nicht darum, diesen Gästen zu sagen, dass die Schweiz schön ist, sondern sie gezielt an die benötigten Informationen heranzuführen», so Grünig. Hotelbetrieben, die an Best-Ager-Gästen interessiert sind, legt sie eine entsprechend klar kommunizierte Positionierung ans Herz.

Auch Bernhard Pulver, Verwaltungspräsident der Insel Gruppe AG, ist sich des Potenzials des heranwachsenden Kundensegments «Best Agers» für die Hotellerie sicher. Er mahnt die Branche, der Zeit voraus zu sein: «Ich bin doch sehr überrascht, wie überrascht derzeit alle sind. Seit einem Jahr beklagen wir den Fachkräftemangel. Dabei wissen wir schon seit langem, dass es so kommen wird. » Dasselbe gelte für die Generation der Babyboomers. «Wir wissen, dass sie in zehn Jahren mit bestimmten Bedürfnissen als Gäste in die Hotels kommen werden. Es würde sich also durchaus lohnen, bereits heute entsprechende Überlegungen zu machen. Es handelt sich um einen Riesenmarkt, der sich auch in der touristischen Nebensaison abspielen wird.»