Was reizt Sie an der Politik?

Seit jungen Jahren fasziniert mich das Zusammenspiel von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Das Austarieren von Lösungen in diesem Spannungsfeld ist eine Leidenschaft von mir.

Sie steigen in die Regionalpolitik ein und kandidieren für das Stadtberner Parlament. Warum?

Gerade die aktuelle Wirtschaftskrise zeigt mir deutlich, dass die Interessenvertretung der Tourismuswirtschaft auf allen Staatsebenen – Bund, Kantone und Städte – wichtig ist. Ich kann nicht innerhalb des Verbands HotellerieSuisse sagen, dass es wichtig ist, dass sich die Hoteliers, Gastronomen und Touristiker politisch mehr für diesen wichtigen Sektor engagieren, und dann selbst meinen Beitrag nicht leisten.

Welchen Branchenanliegen würden Sie sich bei einer Wahl als Erstes widmen?

In der Stadthotellerie wird die aktuelle Wirtschaftskrise leider noch massive Folgen haben. Ich möchte mein Wissen aus der nationalen Politik nutzen und in der Bundesstadt einbringen, um zusammen mit der Hotellerie, Gastronomie, mit Bars, Pubs, Messeanbietern, Kultur- und Sportevents dem Tourismus auch in Bern zu einem höheren Stellenwert und Bewusstsein zu verhelfen.

Wann haben Sie begonnen, sich politisch zu engagieren?

Im Alter von 14 Jahren war ich Klassensprecher, habe mich im Schülerrat meines Gymnasiums engagiert sowie in der Jungpartei mitgewirkt.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Zuversicht in der Krise, Mut für neue Perspektiven und mehr Kraft für verstärkte Zusammenarbeit.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Es gibt mir zu viel isoliertes Denken und Handeln. Kooperation nicht predigen, sondern mehr vorleben.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Die Beherbergung ist eine wunderbare und dankbare Brache mit vielen sehr offenen Menschen. Es macht mir einfach Freude, mit meinem gesamten Team für diese Branche Wirkung erzielen zu können.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Gerade in der aktuellen Krise merkt meine Crew besonders deutlich, wie wichtig unsere Rolle auf der Geschäftsstelle HotellerieSuisse bei der Unterstützung unserer Mitglieder ist. Dies auch stets dem Team vermitteln zu können, ist eine wichtige Aufgabe.

Wie sorgen Sie für eine Work-Life-Balance?

Ist nicht ganz meine Stärke. Im Kopf erfasse ich das Thema, in der Umsetzung gelingt es dann nicht immer.

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Für mich persönlich steht die Sinnhaftigkeit im Vordergrund. Wenn Menschen «Sinn» hinter einer Arbeit erkennen können, motiviert dies auch.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Walzer in der Jugi. Möchte schauen, ob ich den ¾-Takt noch kann.

Welches Hotel inspiriert Sie?

Jedes Hotel. Ich finde bei jedem Besuch stets von Neuem wieder etwas Anregendes. Die wunderschöne Vielfalt der Betriebe ist auch eine Stärke unserer Branche.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?

Aktuell mit unserem Finanzminister, um mit ihm über weitere Lösungswege zur Krisenbewältigung im Tourismus sprechen zu können.

Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?

Ich würde wieder auf Reisen gehen, Länder und Kulturen entdecken wollen.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Eine höhere IT-Affinität zu haben – das würde mich weniger Nerven kosten.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?

«We Are Family» von Sister Sledge. Ein 80er-Hit, der mir einfach gute Laune macht.

Claude Meier
Der 42-jährige Direktor von HotellerieSuisse ist Vorstands-mitglied im Schweizer Tourismus-Verband und im Verwaltungsrat der EHL Holding AG. Der studierte Volkswirtschaftler stand schon mit 14 Jahren für die freisinnigen Werte der FDP ein. Zwischen 2000 und 2004 war er unter anderem Präsident der Jungfreisinnigen des Kantons Luzern und Delegierter der FDP Schweiz. Bei den Gemeindewahlen vom 29. November kandidiert der gebürtige Luzerner auf der Liste der FDP für einen Sitz im Stadtberner Parlament.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Mich hat als Achtjähriger begeistert, wie der Papst an Ostern das «Urbi et Orbi» vom Petersdom sprach. Aber mein Wunsch, als erster Reformierter katholischer Papst zu werden, hielt nicht lange an.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Ich hätte die Silberfünfliber-Sammlung meines Vaters nicht für das Kaufen von Süssigkeiten verwenden sollen.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In die rosaroten Pantoffeln von Lily, einer über 80-jährigen Lady und «gutem Geist», welche einmal pro Woche für die HotellerieSuisse-Crew kocht. (npa)