Bundespräsident Guy Parmelin hat sich heute Mittwoch zusammen mit Bundesrat Ueli Maurer und Bundesrat Alain Berset sowie Vertreterinnen und Vertreter der Tourismusbranche und der Kantone zu einem virtuellen Tourismusgipfel getroffen.

Der Austausch diente dazu, die aktuelle Situation und die weiteren Aussichten für den Tourismus zu analysieren sowie die Massnahmen zur Krisenbewältigung mit Fokus auf die Härtefallmassnahmen zu diskutieren.

Der Schweizer Tourismus bleibt von den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie überdurchschnittlich betroffen. Dies unterstrichen die Vertreter der Tourismusbranchen am Treffen.

Damit wirtschaftliches Arbeiten für die gesamte touristische Wertschöpfungskette wieder möglich ist, brauche es zeitnah weitere Lockerungen, schreiben die Tourismusverbände in einer Mitteilung. Konkret geht es ihnen um die Öffnung der Innenbereiche in der Gastronomie und auch darum, die angekündigte Wiederaufnahme der Messe- und Eventtätigkeit nicht mit unzumutbaren Restriktionen einzuschränken.

Thematisiert wurde heute auch die Impf- und Teststrategie. Damit bis Ende Juli alle impfwilligen Personen die Erstimpfung erhalten haben, müsse die Impfstrategie von Bund und Kantonen dringend Fahrt aufnehmen, schreiben die Verbände in einer gemeinsamen Medienmitteilung. Auch die Testkapazitäten müssten hochgehalten und insbesondere die Contact-Tracing-Aktivitäten wieder intensiviert werden.

[IMG 2]

Reisefreiheit schaffen und Nachfrage fördern
Das grenzüberschreitende Reisen ist eines der wichtigsten Elemente für den Tourismus. Der Tourismussektor setzt sich deshalb für die rasche Einführung eines digitalen und international anerkannten Covid-Free-Nachweises ein, der das grenzüberschreitende Reisen für geimpfte, negativ getestete und genesene Personen wieder ermöglichen soll.

In diesem Zusammenhang fordern die Verbände insbesondere, dass die Schweiz Personen mit einem entsprechenden Nachweis ohne Quarantäne einreisen lässt. Damit die Schweiz auf dem internationalen Markt als Reiseland konkurrenzfähig bleibt, seien ausserdem zusätzliche Mittel für die Nachfrageförderung unerlässlich, halten die Touristiker fest. [RELATED]

Anpassung bei den Unterstützungsmassnahmen
Angesprochen wurde am digital geführten Austausch auch die Verlängerung der Kurzarbeitsentschädigung von 18 auf 24 Monate ein. Diese seien elementar, um die kurzfristige Überlebensfähigkeit vieler touristischer Betriebe sicherzustellen. Wie die zuständige Nationalratskommission vergangene Woche verlauten liess,  würden hierzu in der Bundesverwaltung entsprechende Vorarbeiten bereits laufen.

Zudem streben die Tourismusverbände Änderungen bei der Härtefalllösung an: Die aktuell geltende Regelung sieht vor, Verluste bis und mit Juni 2021 zu kompensieren. Diese Frist sei jedoch zu kurz gewählt und müsse aufgrund der andauernden Krise bis Ende 2021 verlängert werden, argumentierten sie.

Damit diese Änderungen überhaupt zum Tragen kommen, müsse aber das Covid-19-Gesetz am 13. Juni 2021 von der Stimmbevölkerung angenommen werden. Die Tourismusverbände engagieren sich daher in einer gemeinsamen Kampagne für ein Ja zum Covid-19-Gesetz.

Stärkung der Innovations- und Investitionsfähigkeit
Zur Sprache kamen auch die Liquiditätsengpässen entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Tourismussektor.

Die Mittel für Neu- und Ersatzinvestitionen fehlen, worunter die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft des gesamten Sektors leiden. Vor allem auch, weil Chancen, welche die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit für den Sektor bieten, nicht genutzt werden können.

Bei den Bergbahnen liegt der Investitionsbedarf aktuell bei drei Milliarden Franken.  In der Beherbergungsbranche haben bis zu 70 Prozent der Betriebe bereits per Ende 2020 ihre Investitionen sistiert. Um die Innovations- und Investitionsfähigkeit zu stärken forderte die Branche am Tourismusgipfel substanzielle Anpassungen bei den bestehenden Förderinstrumenten.

Ein erster entsprechender Vorstoss wurde von STV-Präsident Nicolo Paganini in der laufenden Sondersession eingereicht. (htr/npa)


Tourismusstrategie ab 2022 und Recovery Massnahmen
Bundespräsident Guy Parmelin hat die Tourismusvertreter über die Weiterentwicklung der Tourismuspolitik des Bundes sowie über vorgesehene Recovery Massnahmen für den Tourismus informiert, wie das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) in einer Mitteilung schreibt.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco erarbeitet zurzeit die Berichterstattung zur aktuellen Tourismusstrategie. Im Rahmen dieser Berichterstattung, die dem Bundesrat im November vorgelegt werden soll, werden auch die strategischen Grundlagen für die Periode ab 2022 festgelegt.

An dem Treffen nahmen Vertreter von rund einem Dutzend Verbänden der Tourismusbranche teil, namentlich von Gastrosuisse, Hotelleriesuisse, Parahotellerie Schweiz, Seilbahnen Schweiz, der Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren, des Netzwerks Schweizer Pärke, des Verbandes öffentlicher Verkehr, des Verbands Schweizer Tourismusmanager, von Swiss Snowsports und des Verbands Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen.

Die aktuelle Tourismusstrategie aus dem Jahr 2017 hat sich bewährt. Ab dem nächsten Jahr soll jedoch insbesondere die nachhaltige Entwicklung in der Tourismuspolitik des Bundes stärker berücksichtigt werden. Zudem sollen die gesetzlichen Grundlagen der Beherbergungsförderung über die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) bis 2024 totalrevidiert werden.

Bundespräsident Guy Parmelin beabsichtigt, dem Bundesrat im Rahmen der erwähnten Berichterstattung im November 2021 Recovery Massnahmen für den Tourismus zu beantragen. Diese sollen helfen, die touristische Nachfrage wieder anzukurbeln.

Zudem soll die Innovationstätigkeit der Tourismusunternehmen aufrechterhalten werden, was für die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismuslandes Schweiz zentral ist.