Die SBB haben eine neue Strategie bis 2030 verfasst. In einer ersten Etappe bis 2025 stehen für sie die Robustheit des Bahnsystems und die finanzielle Stabilität im Zentrum.  Aber auch die Toursmusdestinationen wollen die Bundesbahnen besser erschliessen, wie das Unternehmen am Donnerstag vor den Medien in Bern bekannt gab.

Die Lage der SBB ist herausfordernd. Wegen der Covid-19-Pandemie fuhren sie 2020 ein Rekorddefizit von 617 Millionen Franken ein. Im ersten Halbjahr 2021 liegt der Verlust bei knapp 390 Millionen Franken.

Dadurch wuchsen die Schulden der SBB. Nach Angaben von SBB-Chef Vincent Ducrot laufen zur Finanzierung Gespräche mit dem Eigner, dem Bund. Da es hier um langfristige Mittel gehe, würden die Evaluationen entsprechend gründlich vorgenommen.

Veränderte Bedürfnisse
Neben den finanziellen Folgen brachte die Covid-19-Pandemie für die SBB auch neue Kundenbedürfnisse ans Tageslicht. So ist mehr Flexibilität gefragt. Für die SBB wird dadurch aber auch das Reiseverhalten unberechenbarer.

Gemäss den neuesten Prognosen des Bundes wird die Mobilität weiter zunehmen, auch dank klimafreundlichem Reisen. Die Corona-Krise verstärkte entsprechende Trends und veränderte Arbeitsformen. Auf Homeoffice werden die SBB reagieren müssen.

SBB-Verwaltungsratspräsidentin Monika Ribar erklärte, der Zeitpunkt für die neue Strategie sei genau richtig. Die Bahn müsse den Krisenmodus verlassen. Im Rekordjahr 2019 mit einem Passagierwachstum von 6 Prozent habe sich gezeigt, dass die Klimafrage für die Verkehrsmittelwahl wichtiger wurde. So könnten die SBB im Modalsplit hinzugewinnen.

Freizeit-Fahrplan
Das Angebot wird gemäss der Strategie schrittweise flexibler. Basis bleibt der bewährte Taktfahrplan. Das mache die Bahn gegenüber dem motorisierten Individualverkehr attraktiver, hiess es in Bern. Konkret wollen die SBB den Fahrplan zugunsten des Freizeitverkehrs an den Wochenenden anpassen.

Damit sollen direkte Verbindungen zwischen den Agglomerationen und den jeweiligen Tourismus- oder Sportdestinationen geschaffen werden, wie Ducrot in Aussicht stellte. Um dem geänderten Freizeitverhalten Rechnung zu tragen, wonach das Velo mit muss, gebe es Anpassungen beim Rollmaterial.

Überhaupt peilen die SBB eine Verbindung zwischen erster und letzter Meile an. Dazu soll es mehr Parkplätze für Autos und Velos an den Bahnhöfen geben.

Auf der Basis des Taktfahrplans soll Bahnfahren 2030 einfacher, bequemer und attraktiver werden. Die von Ribar als Evolution und nicht als Revolution bezeichnete Strategie bedingt eine bessere Effizienz. Dazu digitalisieren die SBB ihr Kerngeschäft. Der Unterhalt soll effizienter werden. Nach Ducrots Worten werden die SBB dazu im Tessin ein neues Werk bauen. Bis 2030 wollen die Bahnen klimaneutral sein.

Kundennäher und bequemer
Die neue Strategie der SBB basiere laut Ribar auf den Stärken Kontinuität auf. Andererseits wollten die SBB finanziell stabil sein und bis 2030 die Kundenbedürfnisse besser vorwegnehmen.

SBB-Chef Ducrot erklärte, als erstes müsse das Unternehmen die Robustheit des Bahnsystems und die nachhaltige Finanzierung sicherstellen. Die Pünktlichkeit sei zwar gut, aber «volatil». Dazu trugen die 150 Baustellen im laufenden Jahr bei. Hier gelte es, die Befahrbarkeit der Strecken besser zu gewährleisten.

Zudem soll zusätzliches Rollmaterial zum Einsatz kommen. Diese erste Etappe wollen die SBB bis 2025 bewältigen. Grossen Wert legt der Bahnchef auf eine bessere Kundeninformation bei Störungen.

Daneben setzen die Bahnen nach den Worten Ducrots auf ein neues Tarifsystem. Dieses soll einfacher werden. Wie der SBB-Chef ausführte, gibt es Tarife nach Kilometern und Tarife in Verkehrsverbunden. Die Branchenorganisation Alliance Swiss Pass arbeitet derzeit an Vorschlägen. Diese sollten bis Ende 2022 vorliegen. (sda/npa)