Die Tourismusallianz Graubünden lancierte Ende Januar in Chur das «Next Generation Board». In Workshops tauschten sich rund 80 Teilnehmende aus. Die Millennials wollen ihre Arbeitswelt attraktiver machen und mitgestalten.

Will man die Generationen Y und Z, auch bekannt als Millennials, für die Tourismusbranche gewinnen, muss die Arbeitswelt anders aussehen. Das sind sich die drei Bündner Branchenverbände Bergbahnen Graubünden, Hotelleriesuisse Graubünden und GastroGraubünden bewusst.

Sie luden am 31. Januar junge und engagierte Berufsleute sowie ihre Arbeitgeber zur Lancierung eines neuen Netzwerks ein: Das «Next Generation Board». Die Tourismusbranche will für dieses Netzwerk junge Menschen im Alter zwischen 25 und 35 Jahren gewinnen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten.

Rund 80 Teilnehmende besuchten den interaktiven Info-Anlass im Churer GKB Auditorium. Mehr als die Hälfte waren Vertreterinnen und Vertreter der jüngeren Generation und in den Workshops wurde klar, welche Themen sie angehen möchte: flexiblere Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Arbeitskultur und flachere Hierarchien sowie bezahlbaren Wohnraum für Arbeitnehmende.

Aber auch der ramponierte Ruf ihrer spannenden und vielfältigen Branche soll wiederhergestellt werden. Am Kick-Off ging es darum, wie das künftige Arbeiten, also das «New Work» aussehen könnte und wie die Branche generell attraktiver für die Arbeitnehmenden der nächsten Generationen werden kann.

Handeln und Zeichen setzen
Wegen des Arbeitskräftemangels haben zwei Drittel der Tourismusbetriebe Mühe, ihre offenen Stellen zu besetzen, wie eine Umfrage 2022 bei den Dachorganisationen ergab. Noch trüber ist die Prognose des Wirtschaftsforums Graubünden für die Bündner Wirtschaft: Mit Blick auf die demografische Entwicklung sagt sie bis 2040 eine Lücke von 32'000 Vollzeitstellen voraus. «Die Branche nimmt die Zügel in die Hände. Wir wollen jetzt handeln und Zeichen setzen», sagt Franz Sepp Caluori, Präsident von GastroGraubünden.

Den Branchenverbänden ist bewusst, dass es ohne Nachwuchs keine Zukunft gibt. Klar ist ihnen auch, dass man für Millennials und andere Arbeitnehmende nicht von heute auf morgen attraktiver wird.

«Das ist ein Veränderungsprozess, der eine neue Führungskultur erfordert. Das klingt nach viel Arbeit und ja – das ist es auch», sagt Marc Tischhauser, Geschäftsführer von GastroGraubünden. Nebst Veränderungswillen brauche es Pioniergeist und Mut, neue Ideen zu suchen und diese zu finden.

Unterstützung von der Graubündner Kantonalbank
Für den Aufbau des «Next Generation Board» erhält die Tourismusallianz aktive Unterstützung von der Graubündner Kantonalbank GKB, genauer gesagt von Alex Villiger, Leiter Personal sowie den Millennials aus dem Futura-Netzwerk. Mit dem Futura-Netzwerk ist es der Bank gelungen, ihre Nachwuchstalente aktiv einzubinden und gemeinsam mit ihnen ihre Arbeitswelt und Organisation laufend weiterzuentwickeln.

Das 2015 gestartete Talentbord ist heute ein fester Bestandteil und wertvolles Gestaltungsinstrument der GKB. Von diesem Know-how kann das neue Netzwerk der Tourismusbranche profitieren.

«Das Denken und Handeln in Netzwerken gewinnt auch im Tourismus zunehmend an Bedeutung», sagt Franz Sepp Caluori. Solche Netzwerke sind agil, beliebig zusammenstellbar und effizient. Mit dem «Next Generation Board» organisieren sich die jungen Berufsleute selbst, suchen aus ihrer Perspektive Antworten und erarbeiten eigene Lösungsansätze, die sie dann mit ihren Arbeitgebern testen. Ein Mittel, um die die Arbeitgeberattraktivität der Hotellerie, Gastronomie und der Bergbahnbranche zu steigern.

Konkretes Vorgehen
Wie gehts weiter? Nach dem Kick-Off ist klar: Das neue Netzwerk kann starten. Von den anwesenden Millennials gaben über 70 Prozent an, Feuer und Flamme für das «Next Generation Board» zu sein und die Branche attraktiver gestalten zu wollen.  Aufgrund des grossen Interesses soll das neue Netzwerk bereits Anfang März gegründet werden. Dieser Tag wird von der Tourismusallianz organisiert, von einem bis zwei Betriebsleitern begleitet und von Mitgliedern des GKB-Futura-Teams moderiert.

Im Fokus stehen jedoch die interessierten Millennials. Am offiziellen Gründungstag wird es um Sinn und Zweck des Netzwerks gehen, um dessen Organisation und Arbeitsform, um den künftigen Namen des Boards, um Werte, Marketingthemen und anderes. Erste Lösungen werden von den Millennials im Herbst 2023 erwartet.

Für die Vertreter der Tourismusallianz übertraf die grosse Teilnehmerzahl sämtliche Erwartungen. Ernst «Aschi» Wyrsch, Präsident HotellerieSuisse Graubünden: «Klar hat die Branche Mängel. Aber wir haben auch Handlungsspielraum und werden uns mit der enorm positiven Dynamik der Jungen genau darauf fokussieren.»

Marcus Gschwend, Geschäftsführer Bergbahnen Graubünden, freut sich, dass die Sensibilität für das Thema da ist und das eigene Gärtchendenken in den Hintergrund rückt. «Dass so viele Teilnehmende aus Hotellerie, Gastronomie und Bergbahnen des ganzen Kantons angereist sind, ist der beste Beweis.»