Schweizer Soldaten waren jahrhundertelang als Söldner gefragt. Für viele junge Männer vom Land war der Dienst in französischen, spanischen, deutschen und päpstlichen Heeren eine Möglichkeit, der Armut zu entkommen. Für die Patrizier war der Handel mit den Söldnern eine einträgliche Einnahmequelle.
In Luzern war es etwa die Familie Pfyffer von Altishofen, die mit dem Kriegsgeschäft reich wurde. Ein Spross der Familie, Carl Pfyffer von Altishofen, war Ende des 18. Jahrhunderts Unterleutnant im Schweizer Garderegiment in Paris. Als am 10. August 1792 – vor genau 229 Jahren – eine aufgebrachte Volksmasse den Königspalast, die Tuilerien, stürmte, war er aber auf Heimaturlaub.

Schweizer auf verlorenem Posten
Einige hundert Schweizer verteidigten an jenem denkwürdigen Tag gegen 35'000 Revolutionäre den Königspalast und damit die Monarchie. Sie waren chancenlos, die meisten wurden im Gemetzel getötet. Carl Pfyffer von Altishofen fühlte sich darauf verpflichtet, in Luzern den gefallenen Waffengefährten ein Denkmal zu errichten.

Der damals berühmte dänische Bildhauer Bertel Thorvaldsen entwarf das Heldendenkmal, der Konstanzer Steinmetz Lukas Ahorn haute den überlebensgrossen sterbenden Löwen in die Felswand eines ehemaligen Luzerner Steinbruchs.

Romantische Naturkulisse
Das Monument befindet sich in einer romantischen Naturkulisse an einem Felsen hinter einem Teich. Es ist «der Treue und der Tapferkeit der Schweizer» gewidmet, «die, um den Treueeid nicht zu brechen, mit grösster Tapferkeit kämpfend fielen», wie es in der Inschrift heisst.

Am 10. August 1821, vor genau 200 Jahren, wurde das Löwendenkmal eingeweiht. Die Feier war ein Fest der europäischen Aristokratie und eine Machtdemonstration der reaktionären Kräfte. Liberale und fortschrittliche Kreise waren damit nicht einverstanden – die Luzerner Sektion der Studentenverbindung Zofingia unternahm eine patriotische Gegendemonstration in die Hohle Gasse bei Küssnacht SZ, dort wo Wilhelm Tell den Vogt Gessler erschossen haben soll.

Nicht Ende, sondern Anfang
Im Vorfeld der 200-Jahr-Feier gab es verschiedene Aktionen, um der Bevölkerung die Hintergründe des Denkmals aufzuzeigen und neue Interpretationen zu ermöglichen. Eine Führung machte darauf aufmerksam, dass der sterbende Löwe zwar für das Ende der französischen Monarchie stehe, dass daraus aber etwas Neues, nämlich die Republik, entstanden sei. Zudem gab es mehrere Kunstperformances.

Für die Touristinnen und Touristen ist das Denkmal, gemäss Mark Twain «das traurigste und bewegendste Stück Stein der Welt», wohl vor allem eine hübsche Sehenswürdigkeit. Der Löwe, obwohl er stirbt, wirkt majestätisch, die Umgebung ist romantisch, der Carparkplatz nur wenige Schritte entfernt. So nutzten vor der Coronakrise jährlich 1,4 Millionen Feriengäste die Kulisse um, ein Erinnerungsfoto zu schiessen. (sda)