Gäste aus den USA sorgten im vergangenen Jahr in der Schweiz für 3,5 Millionen Logiernächte. Das ist ein Anteil von acht Prozent an den Gesamt­logiernächtezahlen. Damit sind die USA nach Deutschland der zweitwichtigste Incoming-Markt der Schweiz – seit zehn Jahren. Doch nach dem sogenannten Liberation Day sorgt ein Handelsstreit für Unruhe. US-Strafzölle belasten die Börsen, der Swiss Market Index verlor zwischenzeitlich über 12 Prozent. [RELATED]

Auch wenn die Zölle inzwischen für mehrere Monate ausgesetzt sind und der Bundesrat mit den USA verhandelt, flüchten sich viele Investoren in den Franken. Das wertet diesen weiter auf, inzwischen bekommt man für 100 Dollar 8 Franken weniger als noch an Silvester 2024. Zugleich drücken in den USA die Inflation und die stagnierenden Reallöhne aufs Urlaubsbudget. Die Schweiz bleibt zwar attraktiv, wird aber spürbar teurer. Ökonom Klaus W. Wellershoff warnt vor einer bremsenden Wirkung: «Wenn die US-Konjunktur weiter schwächelt, wird sich das auch auf den Tourismus auswirken.»

Stabile Buchungen – vorsichtiges Verhalten
Eine Umfrage bei zwei Reiseunternehmen zeigt ein differenziertes Bild zum Buchungsverhalten der Gäste aus den USA. Switzerland Travel Centre (STC), nach eigenen Angaben grösster Reiseveranstalter für Ferien in der Schweiz, meldet stabile Buchungseingänge. Auch Epic Europe, spezialisiert auf Luxusreisen, bestätigt die unverändert gute Buchungsstimmung.

Gleichzeitig stellen die Reisespezialisten ein zunehmend vorsichtiges Buchungsverhalten fest. Fabian Bryner, Chief Commercial Officer bei STC, sagt: «Viele Gäste zögern mit langfristigen Entscheidungen und legen grossen Wert auf flexible Bedingungen.» Man lässt sich die Winterferien zwar offerieren, bedingt sich für die Bestätigung allerdings Zeit aus, wie Susanna Magruder von Epic Europe beobachtet. Die Kundschaft warte ab, wie sich die Situation entwickle, bevor sie buche. Eine Stornierungswelle drohe aktuell allerdings nicht – auch, weil Anzahlungen bei US-Veranstaltern verloren gehen würden.

Viele Gäste zögern mit langfristigen Entscheidungen und legen grossen Wert auf flexible Bedingungen.
Fabian Bryner, Chief Commercial Officer, Switzerland Travel Centre

US-Bürger sind sich hohe Preise für Ferienleistungen im eigenen Land gewohnt. Bei den aktuellen Buchungen überrascht sie der starke Franken allerdings dann doch. Deshalb ändert sich ihr Buchungsverhalten zum Teil. «Statt Chauffeurdiensten wählen manche Gäste nun Mietwagen», sagt Susanna Magruder. 

Naturerlebnisse schlagen Shoppingtrips
Für die kommenden Monate sind folgende Reisetrends ersichtlich: Während Sicherheit und Komfort wichtig bleiben, stellt Fabian Bryner fest, dass US-Gäste authentische Erlebnisse mit mehreren Übernachtungen am selben Ort und durchdachte Pauschalangebote schätzen. Sie verbringen zehn bis zwölf Tage in der Schweiz. Kleinere Orte und Unesco-Stätten sind im Trend – Graubünden, Berner Oberland, Wallis und Tessin profitieren. Städtereisen bleiben beliebt, werden jedoch seltener als alleiniger Reisezweck gebucht.

Der Incoming-Tourismus aus den USA zeigt sich trotz geopolitischer Spannungen und konjunktureller Unsicherheit weiterhin robust. Aber die Entwicklung bleibt schwer vorhersehbar.