Nach dem New Yorker Börsencrash 1929 schlitterte die Weltwirtschaft in eine jahrelange Krise. 1932 schlug sich das auch in der Berichterstattung in der Schweizer Hotel-Revue nieder, wie die htr hotelrevue damals hiess. Anfang des Jahreszog ein Artikel nach einem Beschluss einer ausserordentlichen Delegiertenversammlung des Schweizer Hotelier-Vereins vom November 1931 Bilanz. Die Delegierten hatten dannzumal die Herabsetzung von Hotelpreisen im Sinne einer Notstandsmassnahme beschlossen. Dabei hatten die Hoteliers laut dem Artikel gehofft, dass «in unserem Lande eine allgemeine Senkung der Warenpreise eintrete».

Wie die Schweizer Hotel-Revue nun ernüchtert feststellte, war nichts davon eingetreten – «bis auf eine kleine Fahrpreisreduktion» der Bahnen. Das Gastgewerbe sei mit seinem Preisabbau «allein geblieben auf weiter Flur». Was staatliche Massnahmen betreffe, so habe sich die Lage sogar noch verschlimmert.

Die hohen Warenpreise seien zusammen mit dem Rückgang des Reiseverkehrs die wichtigsten Gründe, warum der Ertrag der Hotellerie auf ein Minimum gesunken sei und kaum noch die Selbstkosten decke. Die Hotellerie sehe sich genötigt, gegen die neue Entwicklung der Einfuhr- und Zollpolitik «Verwahrung einzulegen». «Noch ein Schritt weiter auf dieser Bahn, und die Hotellerie wird hart am Rande des Abgrundes stehen!», schrieb die Hotel-Revue weiter.

Bad nicht benutzt, Gast verweigert Aufpreis für Zimmer mit Bad
Wie einem Artikel in der Ausgabe 8 vom 25. Februar 1932 zu entnehmen ist, sahen sich die Hotels in der damaligen Zeit zunehmendem Preisdruck seitens ausländischer Reisender oder auch Reisevermittler ausgesetzt. «So laufen aus Mitgliederkreisen Tag für Tag Meldungen ein, dass viele Gäste aus dem Ausland den Hotels die Preise geradezu diktieren möchten.» So habe beispielsweise ein Gast «Zimmer mit Bad bestellt» und nachträglich einen höheren Preisansatz verweigert, weil er angeblich das Bad nicht benutzt habe.

In Adressliste wie in einem offenen Buch gelesen
Die wirtschaftlich angespannte Lage machte aber auch ein Problem sichtbar, das mindestens indirekt wirtschaftlich bedeutsam war: mangelnder Datenschutz.[DOSSIER]

Damals war es üblich, dass Touristiker an Fremdenverkehrsorten öffentlich einsehbare Listen führten, auf denen Besucher aus dem Ausland mit Name und Adresse aufgeführt waren. Gemäss einem Bericht der Schweizer Hotel-Revue vom 21. Januar 1932 hatte eine «grosse ausländische Reisefirma» festgestellt, dass unbekannte Personen regelmässig in diese Listen schauten. «Ihre Bureaux erhalten fast täglich Besuch von Leuten, welche die dort aufliegenden Fremdenlisten durchsehen und sich gewisse Namen und Adressen genau notieren. Zur Rede gestellt, entfernen sich diese Leute mit nichtssagenden Entschuldigungen oder Ausreden, weshalb die Vermutung besteht, es handle sich um dubiose Elemente, die entweder im Auftrage der Steuerbehörden oder anderer Organisationen Kundschaftsdienste leisten oder aber die Abwesenheit gutsituierter Familien zu Diebstählen in deren Wohnungen ausnutzen wollen.»

Klar war, dass die Angelegenheit ausländische Reisende abschrecken könnte. Die Schweizer Hotel-Revue empfahl den Fremdenorten, «im Interesse ihrer Besucher bis zur Wiederkehr besserer Wirtschaftsverhältnisse keine Fremdenlisten mehr zu publizieren.»

[DOSSIER]

Ueli Abt