Wenn man sich zu Hause zu zehnt treffen darf – und das hatten wohl ohnehin schon viele gemacht –, aber nicht zu viert draussen am Restauranttisch, an der frischen Luft, gut belüftet und mit dem notwendigen Abstand… Dann ist das für mich unverständlich, fast schon eine Provokation und ein weiterer Schlag ins Gesicht von uns Gastronomen. Nach dem Bundesratsentscheid vom vergangenen Freitag bleibt darum eines zurück: eine grosse Enttäuschung. Wir wissen nicht, wann wir wieder arbeiten dürfen, und ein Ende der Lahmlegung ist nicht in Sicht. Dabei brauchen wir nun dringend eine Perspektive. Und Planbarkeit.

Es scheint, als würde die Krise auf dem Rücken von uns Gastronomen ausgetragen. Die Massnahmen sind unverhältnismässig, nicht geeignet. Sie haben höchstens demonstrativen Charakter, im Sinne von «die tun wenigstens etwas». Dabei wäre das wichtigste Kriterium für eine Öffnung erfüllt: Die Spitäler sind nicht am Anschlag. Und auch die jüngsten Befragungen zeigen klar, dass die Bevölkerung eine Öffnung will. Ebenso eine Mehrheit der Kantone. Da mutet es fast schon zynisch an, dass der Bundesrat sich darüber hinwegsetzt und macht, was er will.

In einem ersten Schritt nur die Aussenterrassen zu öffnen, wäre – da sind wir uns wohl alle einig – ein fauler Kompromiss gewesen und betriebswirtschaftlich gesehen ein Unsinn. Was hätten wir nach vier, fünf Tagen Schlechtwetter mit unseren Essensvorräten gemacht? Kurz, es wäre eine sehr schwierige Situation geworden. Ich bin trotzdem der Meinung, dass die Teilöffnung wenigstens etwas Bewegung gebracht hätte. Frisches Öl ins Getriebe. Und die Öffnung der Terrassen hätte uns wieder eine Perspektive gegeben. Denn glauben Sie mir, für einen Gastronomen gibt es nichts Schlimmeres, als jeden Abend alleine zu Hause sein Süppchen zu kochen…

Rudi Bindellajunior ist Ökonom und leitet mit Vater Rudi Bindella das Familienunternehmen.