Mit dieser Massnahme versuchten die Behörden, eine exponentielle Anzahl von Infektionen in der Bevölkerung zu vermeiden, teilte der Staatsrat am Freitag vor den Medien mit. Die Zahl der Neuinfektionen im Kanton Genf ist im Juli während drei Wochen in Folge deutlich angestiegen: von 37 auf 79 und dann auf 216 Fälle pro Woche.

«In dieser Woche wurden 225 neue Fälle positiv diagnostiziert», sagte der Genfer Kantonsarzt Aglaé Tardin. Bedenklich sei zudem, dass der Anteil der positiven Tests in den vergangenen drei Wochen von zwei auf neun Prozent gestiegen sei. 14 Personen sind derzeit hospitalisiert.

Angesteckt im Ausgang
Angesteckt haben sich insbesondere junge Menschen und viele davon im Ausgang. Vier von 10 der positiv getesteten Personen haben sich in rund 20 Nachtklubs des Kantons mit dem Virus infiziert. Allein in der vergangenen Woche wurde ein Anstieg der Infektionsfälle aus Partylokalen um 40 Prozent festgestellt.

Während in Genf die Feierlaune zumindest vorübergehend passé ist, wehrt sich die Zürcher Clubszene gegen eine neuerliche Schliessung ihrer Lokale. Die meisten Corona-Infizierten hätten sich nicht in einem Club angesteckt sondern etwa bei Freunden oder bei der Arbeit, hiess es seitens der Bar- und Clubkommission am Freitag vor den Medien.

Spontane Schliessungen
In Genf dagegen haben seit Montag mehrere beliebte Partylokale spontan ihre Türen geschlossen, nachdem unter ihren Mitarbeitern Coronavirus-Fälle diagnostiziert worden waren. Mehr als 30 Clubs sind nun gezwungen, ihre Aktivitäten mit sofortiger Wirkung einzustellen.

Betroffen sind Nachtclubs, Diskotheken, Tanzlokale, Cabaret-Dancings und ähnliche Einrichtungen. Das Öffnungsverbot gilt mindestens bis zum 23. August. Je nach epidemiologischer Entwicklung kann das Verbot verlängert werden.

Heikle Lage
«Wir befinden uns wieder einmal in einer kritischen Situation», sagte Regierungspräsident Antonio Hodgers. Die Nachtleben sei besonders betroffen, sagte Gesundheitsdirektor Mauro Poggia. Dies sei umso bedauerlicher, weil die Clubbetreiber beim Contact Tracing sehr gut mit den Behörden zusammengearbeitet hätten, betonte er. Doch in dieser Phase zählt jeder einzelne Tag.

Die finanziellen Verluste für die etwa 30 betroffenen Betriebe, die bereits während der Phase des Lockdowns zur Schliessung gezwungen waren, werden erheblich sein. Nächste Woche wollen die Behörden Gespräche mit den Clubbetreibern führen, um Lösungen zu finden.

Konsumieren im Sitzen
Auch für Bars- und Restaurants gelten in Genf nun wieder strengere Regeln. Dort müssen Kundinnen und Kunden an einem Tisch oder Tresen sitzen, während sie konsumieren. Zwischenmenschliche Distanzen müssen respektiert werden, Trinken im Stehen ist nicht erlaubt.

Zudem wird die Maskenpflicht ausgeweitet. Diese gilt nun auch für Restaurantbesucher, sogar auf Terrassen, so lange sie sich bewegen. Nur beim Sitzen darf die Maske entfernt werden.

Weiter müssen Bar- und Restaurantbetreiber, die Identität der Besucher festhalten und dafür sorgen, dass Kunden kontaktiert werden können. Den Lokalen, die sich nicht an diese Massnahmen halten, drohen saftige Bussen in Höhe von bis zu 20'000 Franken bei schweren Verstössen. (sda)