Winzer aus der Bündner Herrschaft dürfen mit einem guten Jahrgang rechnen. Damit der Zuckergehalt der Trauben auf das angestrebte Niveau steigt, sind aber noch ein paar sonnige Tage notwendig.

Die Bündner Hauptsorte Blauburgunder weist zurzeit knapp 90 Öchslegrade auf, wie der Bündner Rebbaukommissär Hans Jüstrich am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Ziel sind 95 bis 100 Öchslegrade.

Jüstrich ist zuversichtlich, dass diese Qualität erreicht werden kann, wenn mit der Weinlese noch etwas zugewartet wird. Er rechnet damit, dass ein Grossteil der Rotweintrauben nächste Woche geerntet werden kann. Das sei ein üblicher Zeitpunkt für die Weinlese.

Die Menge der geernteten Trauben werde etwa im langjährigen Durchschnitt liegen oder leicht darunter, schätzt der Rebbaukommissär. Der Grund dafür sei die kalte und nasse Witterung während der Blüte.

Bereits geerntet ist die wichtigste Bündner Weissweinsorte Riesling-Silvaner. Mit 81 Öchslegraden ist der Zuckergehalt laut Jüstrich gut und liegt genau im zehnjährigen Mittel.

SH/TG: Durchschnittlicher Ertrag und Unsicherheit beim Blauburgunder
Im Kanton Schaffhausen wird dieses Jahr voraussichtlich mehr Wein produziert als im letzten. Angesichts der ungewöhnlich vielen Regentage und verbreitet aufgetretenen Pflanzenkrankheiten ist Rebbaukommissär Markus Leumann vom Landwirtschaftsamt des Kantons Schaffhausen sehr zufrieden mit dem diesjährigen Ergebnis, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte.

Die weisse Hauptsorte Riesling-Silvaner (Müller-Thurgau) ist wie im Bündnerland weitgehend geerntet und in den Kellern. Es gab in diesem Jahr in den Schaffhauser Rebbergen wieder einen vollen Ertrag. Im letzten Jahr war er wegen Hagel und Trockenheit um 10 Prozent geringer. Im Thurgau sind die Erträge relativ gut.

Je nach Lage und Erntedatum wurden Werte von 73 bis 80 Öchslegrad gemessen. Dies sind etwa 5 Grad weniger als im Vorjahr, aber ein absolut guter Wert. Wenn die Winzer mit der Lese zugewartet hätten, hätten die Trauben zwar noch etwas an Zucker gewonnen, aber sicher an Säure und Spritzigkeit verloren, erklärte Leumann.

Beim Blauburgunder, der Hauptsorte für den Rotwein mit einem Anteil von 70 Prozent an der gesamten Traubenmenge, gibt es noch grosse Unsicherheiten. An einzelnen Orten musste die Lese in der Nordostschweiz wegen des sich verschlechternden Gesundheitszustandes der Trauben bereits erfolgen.

Leumann bestätigt, dass dieses Jahr die Beeren besonders anfällig auf Fäulnis sind. Er hofft, dass nach vielen feuchten und nassen Tagen die Haupternte noch bis Mitte Oktober hinausgezögert werden kann. Die Zuckerwerte beim Blauburgunder seien noch nicht überragend. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Alt- und Junganlagen.

Im Kanton Schaffhausen gibt es eine Rebfläche von 483 Hektaren, im Thurgau von 260 Hektaren.

ZH: Überraschend gute Qualität – knapp durchschnittliche Menge
Im Kanton Zürich folgt auf das hervorragende Weinjahr 2011 voraussichtlich ein recht gutes Weinjahr 2012. Die Qualität der Trauben sei überraschend gut, die Menge allerdings nur knapp durchschnittlich. Die Rebbauern hatten in diesem Jahr mit Pflanzenkrankheiten aller Art zu kämpfen.

Der Zürcher Rebbaukommissär Andreas Wirth erwartet einen Weinertrag von höchstens 3 Millionen Liter. Damit würden die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Letztes Jahr wurden über 3,5 Millionen Liter gemessen.

Der Grossteil der weissen Trauben aus den Zürcher Rebbergen sind bereits gelesen und in den Kellern. Das Mostgewicht, ein wichtiges Qualitätskriterium von Wein, liegt nach Auskunft von Wirth bei der Hauptsorte Riesling-Silvaner knapp unter oder über 80 Öchslegraden.

Eine gewisse Nervosität gibt es gegenwärtig auch bei den Zürcher Winzern wegen der wichtigsten Rotwein-Rebsorte, dem Blauburgunder. Dringend nötig für einen guten 2012er sind noch ein paar trockene Tage. Die Trauben müssen im richtigen Moment geerntet werden, ideal sei Sonnenschein.

Die Blauburgunder-Lese hat erst an einzelnen Orten begonnen. In der zweiten Hälfte Oktober sollte sie weitgehend abgeschlossen sein. Laut Wirth haben Probewägungen einen guten Öchslewert von gegen 90 ergeben.

Aber allzu lang zuwarten können die bereitstehenden Lese-Equipen auch nicht, da bei anhaltend nassem Wetter Fäulnis droht. An einem schönen Wümmettag können gemäss Schätzungen des Rebbaukommissärs zwischen 1500 und 2000 Personen im Einsatz sein.

Im Kanton Zürich gibt es etwa 80 grosse Winzerbetriebe, die rund die Hälfte der Rebbaufläche von etwa 613 Hektaren bewirtschaften. Die Zahl der Rebbauern ging laut Wirth in den letzten Jahren sukzessive leicht zurück. Allerdings nimmt die Zahl der Hobbywinzer zu. Die Fläche, die pro Winzer bewirtschaftet wird, erhöhte sich in den letzten zehn Jahren von 80 auf 93 Aren. (npa/sda)