Noch bis in den kommenden Sommer – und damit über das Pensionsalter hinaus – werden die Gastgeber und Inhaber Bernhard und Marie-Josée Rosser das Hotel Kreuz beim Adelbodner Dorfplatz führen. Dann aber soll Schluss sein.

Der Betrieb des 100-jährigen Hauses in Zentrum von Adelboden mit rund 35 Betten kann in der heutigen Form nicht mehr rentabel geführt werden. Statt das Haus aufwendig zu sanieren, entschieden sich die Besitzer mit ihren beiden Söhnen, Stephan und Chris Rosser, in ein neues innovatives Beherbergungskonzept für Adelboden zu investieren.

Unter der Federführung von Chris Rosser, Gastgeber der Hotels Schützen in Steffisburg und Krone in Thun, ist anstelle des heutigen Hotels ein Neubau mit 24 möblierten Wohnungen für je vier Personen – also rund 100 Betten – geplant. Im Dachstock entsteht eine Attikawohnung, die laut Rosser für rund eine Million Franken verkauft werden soll. Im Erdgeschoss sind eine Verkaufsladenfläche sowie ein Restaurant vorgesehen. Es soll sich um ein ganz besonderes Gastronomiekonzept handeln, mehr wollte der Hotelier dazu noch nicht verraten. 

Das neue Angebot unter dem Projekttitel «Apart Hotel Adelboden am Dorfplatz» wird das erste seiner Art im Berner Oberländer Ferienort sein. Rosser stellte das zehn Millionen Franken teure Projekt Ende November den direkten Anwohnern vor. Er habe viel positive Rückmeldung und Unterstützung zugesprochen bekommen, wie er auf Anfrage von htr.ch sagt. [IMG 2]

Zum einen wird der Neubau dasselbe Volumen haben wie das bestehenden Hotel und nicht mehr Platz einnehmen. Es wird ein kompakter, verschachtelter Bau mit Zimmergrössen von rund 40 m². Die Gäste, die im Dorfzentrum buchen, würden vermehrt unterwegs sein und sich aktiv betätigen, ist Rosser überzeugt. Für das Projekt musste auch keine einzige Ausnahmebewilligung beantragt werden, betont der Hotelier. Auf Zuspruch stösst auch Rossers Idee, die Dorfbevölkerung und die Dorfläden einzubeziehen.

Service-Angebote über die App
So soll der künftige Gast über eine bereits bestehende digitale Plattform via App eine Übersicht über das ganze Angebot im Dorf erhalten. Er kann in einem Restaurant Plätze reservieren oder auch in den Dorfläden «virtuell» einkaufen. Was er dort übers Smartphone bestellt, wird ihm dann ins Apartment geliefert. Rosser hofft, dass möglichst viele Geschäfte mitmachen und ihr Angebot über das Portal anpreisen werden.

Der gebürtige Adelbodner und amtierender Präsident der Hotelkooperation Frutigland, plant das digitale Angebot auch weiteren Ferienwohnungsanbietern zugänglich zu machen. Rosser ist überzeugt, dass sein «Pilotprojekt» mit den Apartments und der Service-App grosses Potenzial hat.

Zusammenarbeit mit Gemeinde und Bevölkerung
Unter dem Dorfplatz vor dem Hotel entsteht eine zweitstöckige Einstellhalle mit 45 Parkplätzen. Wie der Dorfplatz dereinst aussehen wird, steht noch offen. Rosser möchte dazu die Bevölkerung einbinden. «Die Einwohnerinnen und Einwohner sollen mitbestimmen können, was dort sein soll, und wie es aussehen soll».

Unterstützung erhält der Hotelier bei seinem Projekt auch seitens der Gemeinde, die er in seiner Konzeptionierung stets mit einbezogen hatte, und die sich über einen einheimischen Investor freut.

Das Baugesuch für das neue Aparthotel wird voraussichtlich noch Ende Jahr eingereicht und im kommenden Januar/Februar publiziert.  Im April erwartet die Familie Rosser, die als Familien-AG die Investitionssumme fremdfinanzieren muss, den Bescheid, ob das neue Projekt zustande kommt. Falls nicht, müssen sie ihr Hotel verkaufen. Chris Rosser ist jedoch guten Mutes, dass er im November 2021 das Aparthotel eröffnen kann. «Das Programm und Motto dafür stehen bereits», so der Hotelier. (htr/npa)