Dies sagte der Verwaltungsratspräsident der neu gegründeten Aevis Tochtergesellschaft Swiss Hotels Investment AG, Christian Seiler, in einem Interview mit der Zeitung «Der Bund» vom Freitag: «Wir wollen um die prestigeträchtige Victoria Jungfrau Collection (VJC) eine grössere Schweizer Hotelgruppe im 5-Sterne-Segment aufbauen.»

So könne man im Marketing, Personalwesen, Verwaltung und Einkauf bedeutende Synergien nutzen, sagte Seiler: «Mit einem rigorosen Kostenmanagement können wir sicher einen angemessenen Ertrag erwirtschaften.»

Die jetzige VJC-Gruppe sei einfach zu klein, sagte der Zermatter Hotelier. In den ersten neun Monaten 2013 sank der Umsatz leicht um 0,3 Millionen auf 55,6 Millionen Franken. Unter dem Strich stand ein Verlust von 0,68 Millionen nach 1,30 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum. Ein grösserer Verbund könnte die Fixkosten besser verteilen.

Hoher Investitionsbedarf

Verschiedene Hotels könnten sich dem Projekt anschliessen, zum Beispiel die beiden Seiler-Hotels Mont Cervin Palace (5-Sterne-Superior) und Monte Rosa (4-Sterne) in Zermatt, sagte Seiler. Auch das Hotel La Réserve (5-Sterne-Superior) in Genf würde gut dazu passen. Ein Verkauf durch Michel Reybier stehe derzeit aber nicht auf dessen Agenda. Reybier ist zusammen mit Antoine Hubert Schlüsselaktionär der Aevis Gruppe, die auch die Genolier-Privatspitäler besitzt.

«Wir arbeiten eng mit dem Hotelimmobilienfonds der Credit Suisse zusammen, dem auch das Palace in Luzern gehört. Es ist denkbar, dass aus diesem Kreis Hotels dazustossen werden, sagte Seiler. Insgesamt seien die Zeiten auch für die Luxushotellerie schwierig. «Ich glaube nicht, dass Einzelgänger im aktuellen Umfeld grosse Chancen haben.»

Der Investitionsbedarf bei den vier Belle-Epoque-Palästen der VJC sei ziemlich hoch, sagte Seiler. Es dürfte sich um eine Grössenordnung von 50 Millionen Franken handeln. Die VJC betreibt das namengebende 5-Sterne-Hotel Victoria-Jungfrau in Interlaken (BE), das Bellevue Palace in Bern, das Palace in Luzern und das Eden au Lac in Zürich.

«Sobald die neue Hotelgruppe die kritische Grösse erreicht, bin ich der Meinung, dass wir die bestehenden Häuser der Victoria-Jungfrau-Gruppe rentabel führen werden, ohne Hotels zu verkaufen», sagte Seiler. Aus den Hotels würden keine Gesundheitszentren gemacht. «Ein Hotel in eine Klinik umzubauen, wäre ein völliger Witz.»

Übernahmeschlacht

Der Übernahmekampf um die VJC war im Oktober ausgebrochen. Damals hatte Aevis250 Franken pro Aktie geboten. Daraufhin konterte die Hotelierfamilie Manz ebenfalls mit einem öffentlichen Übernahmeangebot. Seither haben sich beide Parteien auf 310 Franken je VJC-Aktie hochgeschaukelt. Die Angebotsfrist endet am Freitagnachmittag.

Die Nase vorne dürfte Aevis haben, die sich bis zum 12. Februar bereits einen Anteil von 34,76 Prozent an VJC gesichert hat, nachdem sie den Anteil der französischen Industriellenfamilie Dassault abgekauft hatte.

Wie sich die anderen VJC-Grossaktionäre entschieden haben, ist nicht bekannt. Die Berner Kantonalbank will laut einem Sprecher erst nach Ende der Nachfrist des Übernahmeangebots bekannt geben, was sie mit ihrer Beteiligung von 12,1 Prozent zu tun gedenkt. Die Nachfrist läuft am 20. März ab.

Bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB) ist noch kein Entscheid über den Anteil von 6,1 Prozent gefallen. «Wir sind derzeit noch unentschieden, da uns keines der beiden Angebote wirklich als gute Option für diese führenden Hotels im Bernbiet überzeugt», teilte GVB-Sprecherin Stephanie Kriesel auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mit.

«Von daher warten wir die am Montag anstehende Offenlegung seitens der Bieter und die weitere Entwicklung ab», sagte Kriesel. Vom Kuwait Investment Office(Beteiligung: 23,9 Prozent) war keine Stellungnahme erhältlich.

Alte Affäre kocht hoch

Während der letzten Stunden der Angebotsfrist kochte eine Affäre aus der Vergangenheit von Aevis hoch, als ein Machtkampf zwischen Aktionären um die Gruppe tobte. Zwei Verwaltungsräte hatten sich im Jahre 2010 gegen den damaligen Chef und Grossaktionär Antoine Hubert sowie Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan erhoben und beide rausgeworfen.

Dazu engagierten sie im Namen der Gruppe die Kommunikationsagentur Contract Media und Anwaltskanzleien. Als Hubert und Loretan den Machtkampf gewannen, bestritt die Gruppe die Honorarechnungen und bezahlte sie nicht. Nun hat Contract Media vor dem Gericht des Saanebezirks in Freiburg Vermögenswerte der Aevis-Gruppe blockieren lassen.

Insgesamt hat Aevis gemäss eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Franken deponiert, bestreitet aber jegliche Ansprüche. Der Fall werde nächste Woche dem Bundesgericht vorgelegt, hiess es weiter.

Aevis habe seinerseits Klagen gegen ehemalige Verwaltungsräte und faktische Organe des Unternehmens in Höhe von 9,5 Millionen Franken eingereicht. In den damaligen Putsch sei auch Contract Media verwickelt gewesen. Mit dem Übernahmeangebot für VJC habe der Fall aber nichts zu tun, sagte ein Sprecher.