Am Montag, 10. Mai, stellte sich Guy Parmelin in einem virtuellen Austausch den drängendsten Fragen der Branche. Am von HotellerieSuisse organisierten Treffen nahmen rund 200 Teilnehmende aus der Beherbergungsbranche teil. Andreas Züllig, Präsident von HotellerieSuisse, zeigte sich erfreut: «Der direkte Dialog ist wichtig. Dass sich Bundespräsident Guy Parmelin die Zeit nimmt, um mit Hoteliers und Hotelièren zu diskutieren, zeigt die Wertschätzung und Wichtigkeit gegenüber unserer Branche.»

Das sind die wichtigsten Erkenntnisse nach dem Austausch zu zentralen Fragen:

Die Schutzphase des Drei-Phasen-Plans soll noch bis Ende Monat dauern. Wie geht es weiter mit den Lockerungen?
Es sei das Ziel des Bundesrats, so rasch wie möglich zu lockern, aber immer unter Berücksichtigung der aktuellen Pandemielage. Der unlängst vorgestellte Drei-Phasen-Plan sei keine Verpflichtung. «Wenn die Situation es erlaubt, ist der Bundesrat auch bereit, schneller zu lockern.» Laut Parmelin gilt es aber im Interesse des Tourismus auf jeden Fall zu verhindern, dass die Schweiz wegen zu starken Lockerungen ihre Sommersaison in den Sand setze. Man sei aber auf einem guten Weg.

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Wie sieht der Fahrplan aus bezüglich der Öffnung der Innenräume der Gastronomie?
Die Behörden hätten in den letzten Tagen im Austausch mit Branchenvertretern gestanden, um die Rahmenbedingungen und Schutzkonzepte für eine solche Lockerung zu besprechen. Parmelin selber hofft, dass bis Ende Monat Schritte in diese Richtung unternommen werden können.

Für die Branche von grösster Bedeutung sind Veranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstage. Wie steht der Bundesrat zur Erhöhung der Personenzahl für private Treffen?
Einen konkreten Zeitplan dafür gebe es noch nicht. Parmelin erhofft sich allerdings von den grösseren Veranstaltungen, die als Pilotversuche möglicherweise schon bald lanciert werden, wichtige Erkenntnisse. Dort werde man sehen, ob die Schutzmassnahmen ausreichten, oder ob man sie noch anpassen müsse.

«Die Kosten für das Zertifikat wird der Bund übernehmen.»

Guy Parmelin, Bundespräsident

Wann wird es in der Schweiz ein Covid-free-Zertifikat geben?
«Unser Ziel ist es, dass das Zertifikat ab Ende Juni eingesetzt werden kann», sagte Parmelin. Das Zertifikat soll Geimpften, Genesenen und Getesteten gleichermassen zur Verfügung stehen. Die Daten des Zertifikats würden dabei nicht zentral abgespeichert. «Die Kosten für das Zertifikat wird der Bund übernehmen», versprach der Bundesrat.

Werden die Zertifikate international kompatibel sein – auch für Nordamerika, Asien oder den arabischen Raum?
Parmelin betonte, die internationale Kompatibilität sei von «grösster Bedeutung» – nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt. So sei die Schweiz beispielsweise in die Arbeiten auf EU-Ebene eingebunden.

Welche zusätzlichen Massnahmen sind vorgesehen, um den Tourismus wieder in Gang zu bringen?
Parmelin stellte in Aussicht, er werde im Bundesrat mehrere Massnahmen beantragen. Erstens sollen die Beiträge im Rahmen von Innotour, dem staatlichen Förderkonzept für Innovation, Zusammenarbeit und Wissensaufbau im Tourismus, erhöht werden. Bisher werden vom Staat maximal 50 Prozent der Projektkosten übernommen. Temporär sollen die Beiträge auf bis zu 70 Prozent erhöht werden. Auch im Rahmen der Neuen Regionalpolitik (NRP) möchte der Bundespräsident die bis ins Jahr 2023 ausbezahlten A-fonds-perdu-Beiträge «substanziell ausweiten». Nicht zuletzt soll die Phase zwei des Recovery-Plans von Schweiz Tourismus dafür sorgen, dass die internationale Marktpräsenz sichergestellt ist und die Netzwerke im Ausland erhalten respektive wieder aufgebaut werden. Zudem, sagte Parmelin, hoffe er, dass die Schweizerinnen und Schweizer auch diesen Sommer Ferien in der Heimat machten – auch in den Städten.

«Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an einem Schutzschirm für Veranstaltungen.»

Guy Parmelin, Bundespräsident

Apropos Städte: Welche speziellen Massnahmen sieht der Bundesrat für den Städtetourismus vor?
Weil der Tourismus in den Städten besonders unter der Pandemie leide, werde er im Fokus der Recovery-Massnahmen und des Tourismusberichts 2021 stehen, versprach Parmelin. Einen separaten Masterplan für den Städtetourismus hält er allerdings nicht für nötig. «Zudem arbeiten wir derzeit mit Hochdruck an einem Schutzschirm für Veranstaltungen. Die entsprechenden Unterstützungsleistungen sollten per Ende Mai zur Verfügung stehen.» Das komme letztlich auch dem Städtetourismus zugute. Zudem rücke auch die Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus die Städte in den Fokus ihrer neuen Kampagnen.

HotellerieSuisse hat gefordert, dass die Kurzarbeit und die Härtefallentschädigungen bis Ende Jahr verlängert werden. Wie steht der Bundesrat dazu?
Bisher habe das Gastgewerbe rund zwei Milliarden Franken an Kurzarbeitsentschädigung erhalten. Bei der aktuellen Laufzeit der Entschädigung von maximal 18 Monaten, laufe die Massnahme bei jenen, die sie von Anfang an beantragt haben, im August aus. Der Bundesrat prüfe derzeit eine Verlängerung auf 24 Monate, sagte Parmelin und stellte in Aussicht, dass dieser Entscheid sehr bald fallen werde. Zu den Härtefallmassnahmen sagte der Wirtschaftsminister: «Es ist klar: Wenn die Krise andauert, muss der Bundesrat erstens überprüfen, ob die Dauer der Massnahmen verlängert werden muss, und zweitens, ob die Schwellenwerte angepasst werden müssen.» Die Regierung sei derzeit in Absprache mit den Kantonen dabei, diese Fragen zu evaluieren.