Bei Treffen auf Verbandsebene hotelleriesuisse präsentiert sich immer dasselbe Bild: Es sind ­meistens reine Männergremien! Wie kann das sein in einer Branche, die bei den Beschäftigten einen Frauenanteil von 57 Prozent aufweist? Die Verbandspolitik unserer Branche wird beinahe 100-
prozentig von Männern geprägt. Wo «verstecken» sich denn all die Unternehmerinnen und Hôtelièren? Deshalb habe ich mich zu einem kleinen Experiment entschieden: Am 22. Februar, am Equal Pay Day, habe ich auf Facebook dazu aufgerufen, für einmal die Hôtelièren der Branche ins Scheinwerferlicht zu rücken. Denn, wer nicht gesehen wird, erhält keine Wertschätzung von der Öffentlichkeit und wird von ihr auch nicht gefördert. Mein Post hat bisher über hundert Frauen ins Scheinwerferlicht befördert. Darunter viele, die alleine, aber auch solche, die mit ihrem Mann zusammen einen Betrieb führen. Im Betrieb stehen sie dabei genauso an der Front wie ihre Männer, offensichtlich ­halten sich aber viele beim ausserbetrieblichen Engagement lieber vornehm zurück.

Als Verband sind wir gefordert, die Diversität in allen Gremien, insbesondere jene des Geschlechts, zu fördern. Im Jahr 2016 haben die Delegierten, auch das mehrheitlich Männer, die Vision 2021 verabschiedet: «hotelleriesuisse ist der Verband der innovativen und nachhaltigen Beherbergungs­betriebe der Schweiz». Um diese Vision erreichen zu können, braucht es einen ausgewogenen Mix von Jung und Alt, von Stadt- und Ferienhoteliers, von allen Sprachregionen, aber eben insbesondere auch von Mann und Frau, weil diesem Aspekt der Diversität in den letzten Jahren zu wenig Beachtung geschenkt wurde. Diverse Studien belegen den Umstand, dass Unternehmen mit einer guten Diversität flexibler und anpassungsfähiger sind, denn unterschiedliche Blickwinkel bringen neue Lösungen hervor. Wir vergeben uns also seit Jahren eine riesige Chance, indem wir das weibliche Potenzial unserer Branche auf Verbandsebene zu wenig fördern und nutzen.

Es braucht eine Grundsensibilisierung der Branche für diese Thematik. Die Verbandsleitung hat Ende Februar die ersten Pflöcke in diese Richtung eingeschlagen. Sie hat erste Schritte in die Wege ­geleitet, um die Suche nach Personen für die Verbandsleitung öffentlicher und transparenter zu ­gestalten. Die Verbandsleitung wird zudem ihr Möglichstes dazu beitragen, dass die Delegierten bis 2023 mindestens zwei Frauen in die siebenköpfige Verbandsleitung wählen. Dieses Ziel verfolgen wir auch bei der Besetzung der operativen Geschäftsleitung. Meine Facebook-Aktion läuft noch bis zum 8. März, dem Tag der Frauen. Und es wäre schön, wenn dadurch ein erster Stein ins Rollen gebracht werden könnte.