(Medienmitteilung) Das World Café fand im Sommer 2022 an der EHL Hospitality Business School statt. Nun hat die Hotelfachschule in ihrem Insight-Newsletter über die Ergebnisse des Gedankenaustauschs über die Auswirkungen vergangener Krisen und die Vorbereitung auf die Zukunft informiert. An der von den  Professoren Emmanuel Fragniere, Roland Schegg (HES-SO Valais-Wallis), Stefano Borzillo und Augusto Hasman (EHL Hospitality Business School) geleiteten Debatte beteilitgten sich 50 Praktikerinnen, Forschende und Ökonomen aus dem Gastgewerbe in der Westschweiz.

Hier eine Zusammenfassung der Erkenntnisse:

1. Stärkung der Mitarbeitenden
Mitarbeiter zu befähigen bedeutet, alle Aspekte vom Recruiting über den Inhalt der Arbeit bis zur Art und Weise, wie das Personal von den Führungskräften behandelt wird, gründlich unter die Lupe zu nehmen. Hoteliers brauchen «flexiblere» Einstellungskonzepte. Zudem muss sehr viel getan werden, um die Arbeitsplätze im Hotel aufzuwerten, insbesondere schwierige Aufgaben wie die Zimmerreinigung.

Die Teilnehmenden waren sich einig, dass schwierige Aufgaben nicht ausgelagert werden sollten, da Externe möglicherweise nicht das gleiche Engagement aufbringen wie direkte Mitarbeiter. Hoteliers werden wahrscheinlich auch mit weniger Mitarbeitern arbeiten müssen, aber mit mehr Verantwortung und – positiv gesehen – mit höheren Gehältern.

Um Mitarbeiter zu halten und zu befähigen, müssen bessere Arbeitsbedingungen, Flexibilität und Karrieremöglichkeiten geboten werden. Parallel dazu sollten Hoteliers beispielsweise Mitarbeiter, die sich entschlossen haben zu gehen, dazu ermutigen, in ihr Hotel zurückzukehren.

Hoteldienstleistungen sind nur möglich, wenn es echte Teamarbeit und Engagement der Mitarbeiter gibt. Hoteliers müssen daher die Solidarität unter den Teammitgliedern pflegen, indem sie die Menschen wertschätzen. Hoteliers müssen sich auch darum bemühen, ihre Mitarbeiter in Zukunft besser kennen zu lernen.

2. Das menschliche Element
Für das Hoteldesign der Zukunft wird es wichtig sein, zu den Wurzeln der Hotelbranche zurückzukehren. Es besteht der Wunsch, die Bedürfnisse der Kunden wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Daher wird ein ganzheitlicher Ansatz bevorzugt, bei dem das Hotel zu einem eigenständigen Reiseziel wird, das Aktivitäten organisiert, um Touristen anzuziehen: Entdeckung von Wein, Essen usw. Das Hotel der Zukunft muss sich ständig an die Bedürfnisse des Kunden anpassen und nicht umgekehrt, wie es in der Vergangenheit der Fall war.

Es wird immer wichtiger werden, flexible Räume zu schaffen z. B. Seniorenheime, Studentenwohnheime, Mieträume für wiederkehrende Aktivitäten wie Tanz, Theater, Zumba, Fitness, Taekwondo, Capoeira, usw. Hoteliers können diese Aktivitäten nutzen, um Kunden zu binden. Natürlich müssen Hotels auch weiterhin eine starke Identität schaffen, um sich von ihren Mitbewerbern zu unterscheiden.

3. Technologie als Wegbereiter
Die Technologie muss die Hotelaktivitäten unterstützen und nicht andersherum. Es gibt jedoch ein grosses Potenzial für die Nutzung von Big Data, um Krisen vorauszusehen und das Management durch Indikatoren und Dashboards zu verbessern.

Die Hotels haben Erfahrungen im Krisenmanagement gesammelt, z. B. wie man Kosten einsparen und mit weniger Personal auskommen kann. Dank dieser gemeinsamen Daten werden sie zweifellos in der Lage sein, besser auf die nächste Krise zu reagieren. Es ist notwendig, die Hotelkommunikation zu optimieren, damit ein Hotel weiss, was es wann und wie zu sagen hat – sowohl gegenüber Kunden als auch gegenüber Mitarbeitern.

Die Digitalisierung gilt jedoch nicht für alle Kunden. Sie ist wichtig für einige Segmente der Hotelbranche – wie Veranstaltungen und Geschäftsreisende – aber nicht für Premium-Aufenthalte und -Erlebnisse. Technologie kann die menschliche Note nicht ersetzen.

4. Nachhaltigkeit ist die Zukunft
Themen wie «weniger ist mehr» und «degrowth» wurden angesprochen. Für Hoteliers ist Nachhaltigkeit nicht nur eine Reihe von technischen Standards, sondern auch wichtig für die Kultur eines Hotels. Es ist wichtig, eine klare Botschaft über die Bedeutung der Nachhaltigkeit zu vermitteln.

Die Teilnehmer waren davon überzeugt, dass Veränderungen in der Art des Reisens die Aufenthaltsdauer und die Zielmärkte beeinflussen werden. Eine Herausforderung wird der Umgang mit dem «Nachhaltigkeitsparadox»: Touristen aus den Fernmärkten anziehen und gleichzeitig nachhaltig sein.

Den Original-Beitrag auf Englisch finden Sie hier.