Im Schweizer Tourismus wurden im letzten Jahr gleich reihenweise neue Höchststände aufgestellt. 38,8 Millionen Übernachtungen verzeichneten hiesige Hotels und Kurbetriebe im letzten Jahr, das ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 3,8 Prozent, wie die Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigen. Nicht einmal im Spitzenjahr 2008 gab es so viele Logiernächte. Alleine Inländer buchten 17,4 Millionen Logiernächte – das sind 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie. Und die ausländische Nachfrage wuchs um 4,5 Prozent auf 21,4 Millionen Logiernächte.

«Das Wetter war fantastisch, die Währung stabil und die Wirtschaft brummte», sagte Schweiz-Tourismus-Direktor Martin Nydegger am Dienstag an der Jahresmedienkonferenz in Zürich. «Aber zugleich hat sich auch die Branche wettbewerbsfähig gemacht.» Die Betriebe hätten in Qualität und neue Preismodelle investiert. So sei etwas das Skifahren in der Schweiz dank dynamischen Preisen deutlich erschwinglicher geworden. Auch bei den Herkunftsländern gab es neue Bestmarken. So wurden sowohl in Asien (+4,8% auf 5,4 Millionen) als auch Amerika (+8,9% auf 3,0 Millionen) Höchststände erreicht.

Berggebieten fehlen 43 Prozent
Nur bei einer Region ergibt sich ein ganz anderes Bild: Bei europäischen Gästen legten die Übernachtungszahlen 2008 zwar um 3,3 Prozent zu. Seit 2008 zeigt die Kurve der Logiernächte allerdings nach unten – diese Verluste konnten auch durch die jüngste Erholung nicht wettgemacht werden. Die Erosion der europäischen Gästebasis trifft dabei vor allem die Bergregionen. Diese haben in den letzten zehn Jahren 43 Prozent der Logiernächte eingebüsst. Wachsen konnten dagegen vor allem die Städte, die vom Trend zu den Städtereisen profitierten. Zum Vergleich: Während in Zürich die Zahl der Logiernächte seit 2008 von 4,9 auf 6,3 Millionen anstiegen, gab es in Graubünden einen Rückgang von 6,2 auf 5,1 Millionen Übernachtungen.

Der Gästemix hat sich verändert und damit auch die angesteuerten Destinationen innerhalb der Schweiz. Tourismusregionen wie Graubünden, Tessin oder das Wallis mussten in den letzten zehn Jahren Federn lassen, während Zürich, Basel und Genf zulegen konnten. Aber auch Luzern und die Region Vierwaldstättersee verbuchten 2018 Logiernächterekorde, während der Kanton Zug einen leichten Rückgang vermeldet.

Nicht nur das Wetter und die Wechselkurse prägten diese Entwicklung, sagte Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig. «Es gibt auch einen Trend zu kurzfristigen Buchungen und Kurzaufenthalten.» So kamen im Bündnerland 2018 nur 2 Prozent weniger Gäste an als noch 2008. Weil diese aber weniger lange blieben, gaben die Logiernächte dennoch um fast ein Fünftel nach. Und auch bei den Preisen standen die Hotels unter Druck.

Guter Start in Wintersaison
Die aktuelle Erholung ist laut Schweiz Tourismus deshalb bloss ein erster Schritt auf dem Weg zurück zu den starken Jahren. Mut macht aber auch die aktuelle Wintersaison: Schon über die Festtage hätten perfekte Winterbedingungen geherrscht. Und nun soll es auch in den Sportferien bei den Buchungen um über 4 Prozent bergauf gehen, wie eine Umfrage unter Branchenmitgliedern zeigte. Um den wichtigen Wintertourismus weiter zu stärken, will Schweiz Tourismus frühzeitig in den Ski-Nachwuchs investieren. So hatte der Verband im letzten Jahr mit seinen Partnern den Wettbewerb «Kids4Free» lanciert, bei dem kostenlose Wochenskipässe für Kinder vergeben wurden.

Im Sommer wiederum sollen Rennvelofahrer und Mountainbiker das Geschäft im Berggebiet und auf dem Land ankurbeln. Die letztjährige Kampagne hat laut Verbandsdirektor Nydegger bereits Früchte getragen: Die Branche melde merklich mehr Biker am Berg und in den Unterkünften. Dieses Jahr will Schweiz Tourismus einerseits speziell den Weintourismus ins Zentrum stellen. So steht im Sommer mit dem Fête des Vignerons am Genfersee auch ein Generationenereignis auf dem Kalender.

Andererseits will die Tourismusorganisation vermehrt Schweizer Spas und Spitäler vermarkten. Damit sollen vor allem Gäste aus Russland und den Golfstaaten, China, Grossbritannien oder Skandinavien angezogen werden. Der Gesundheitstourismus werde zunehmend zur dritten starken Säule neben dem klassischen Ferientourismus und dem etablierten Geschäftstourismus. (htr awp sda)