Pascal Indermitte, wie haben Sie die Zeit vor und nach dem Bergsturz erlebt? 
Ich bin ein «Fafler-Botsch», ein Bub der Fafleralp. Seit frühester Kindheit verbringe ich hier jeden Sommer. In den Tagen vor dem Bergsturz herrschte Anspannung, aber auch Hoffnung, dass der Abbruch langsam geschehen möge. Doch als am 28. Mai alles auf einmal kam und Blatten verschüttet wurde, war der Schock gross. Ich dachte sofort an meine Freunde, konnte nur noch weinen. Dann galt es zu funktionieren. 

Wie haben die Mitarbeitenden reagiert, die Tage ohne Strom, Wasser und Kontakt zur Aussenwelt verbrachten?  
Es war für alle eine äusserst schwierige Situation, physisch wie psychisch. In einem Fall mussten wir sogar einen Mitarbeitenden ausfliegen und hospitalisieren lassen. 

Hoteldirektorin Barbara Achrainer ist erst seit drei Monaten im Amt. Wie hat sie auf diese Extremsituation reagiert? 
Barbara ist ein absoluter Glücksfall für das Hotel Fafleralp. Sie ist zu jeder Zeit ruhig geblieben. Die Sicherheit der Mitarbeitenden stand immer an erster Stelle. Die letzten Tage und Wochen waren aber auch für sie sehr lang und kräftezerrend. Heute geht es ihr gut, wir sind täglich mehrmals im Austausch.  

Die Fafleralp ist unversehrt und doch stillgelegt. Wie fühlt sich diese paradoxe Situation an? 
Ohnmächtig. Das Gemeindegebiet von Blatten, zu welchem wir gehören, ist behördlich gesperrt. Ohne Zufahrtsstrasse, Strom, Internet und Telefon, Warmwasser und auch ohne funktionierende Schmutzwasserkanalisation ist ein Hotelbetrieb nicht möglich. Das Hotel wird voraussichtlich bis Mai 2026 geschlossen sein. 

Ein Hotel ohne Rendite – aber mit Herzblut geführt
Die Hotel Fafleralp AG ist eine Herzensangelegenheit. Seit 2023 steht Pascal Indermitte aus Steg-Hohtenn, an der Spitze des Verwaltungsrats: Als Aktiengesellschaft organisiert, wirtschaftet die Hotel Fafleralp AG ohne Profitstreben. Dividenden? Fehlanzeige.

Jeder Franken Gewinn fliesst zurück in den Erhalt der traditionsreichen Gebäude. So auch beim Haus Langgletscher: Dank zusätzlicher Unterstützung der Schweizer Berghilfe konnte das 1929–1931 erbaute Haus 2023/24 für 2,1 Millionen Franken renoviert werden – mit 21 Zimmern und modernen Seminarräumen.

Der Bergsturz hat Existenzen ausgelöscht, droht er nun, auch die Fafleralp zu «bodigen»? 
Leider ja. Allein die Vorbereitungen von Hotel und Nebenhäusern für den Sommer kosteten 150'000 Franken. Ohne Einnahmen wird die Lage täglich prekärer – zumal die Betriebsausfallversicherung nicht zahlt. Wie es weitergeht, ist unklar. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung suchen intensiv nach Lösungen. Die Situation ist ernst. Mein Vorgänger schrieb mir nach dem Bergsturz: «Die Fafleralp hat zwei Weltkriege überstanden – auch diese Krise wird sie meistern.» Wir setzen alles daran. Doch ohne Hilfe schaffen wir es nicht. 

Wer soll die leisten? 
Die Rolle als Bitsteller ist für uns nicht einfach. Kanton wie auch die Tourismusorganisationen haben erste Signale gesendet und werden sicher bald alle betroffenen Betriebe informieren. Aber es braucht Geduld, da der Fokus richtigerweise auf der Hilfestellung für Blatten und seine Bevölkerung liegt. 

Sind Sie in Kontakt mit den Blattner Hoteliersfamilien vom Hotel Breithorn, Hotel Edelweiss und Hotel Nest- und Bietschhorn, die ihre Betriebe verloren haben? 
Wir arbeiteten mit ihnen zusammen, haben uns immer gegenseitig unterstützt. Wir sind im regen Austausch, viele anstehenden Aufgaben betreffen uns gleichermassen. Und wir versuchen, sie selbstverständlich zu unterstützen, wo wir nur können. 

Wie meistert die Hotel Fafleralp AG ihre Krise? 
Mit schnellstmöglicher Kostenreduktion. Für die meisten Mitarbeitenden konnten wir bereits neue Stellen finden. Leider mussten wir dennoch Kündigungen aussprechen. Für langjährige Mitarbeitende haben wir Kurzarbeit angemeldet. Wir wollen nicht klagen, sondern unsere Gäste zur Solidarität einladen und setzen nun auf ein Gutscheinmodell. Wer sich heute eine Übernachtung für die Zukunft sichert, schenkt uns Vertrauen, hilft die Liquidität bis zur Wiedereröffnung zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten. Jeder Gutschein ist gleichzeitig ein Versprechen auf unvergessliche Tage bei uns, sobald wir wieder öffnen können. 

Ohne Einnahmen wird die Lage täglich prekärer – zumal die Betriebsausfallversicherung nicht zahlt. Wie es weitergeht, ist unklar.

Wie reagieren Lieferanten, Partnerbetriebe und Dienstleister auf die Liquiditätsprobleme? 
Unsere Partnerbetriebe, insbesondere die «Responsible Hotels of Switzerland», haben mit grossem Verständnis reagiert. Der Jahresbeitrag 2025 wurde erlassen. Das Hotel Cervo in Zermatt plant sogar einen Benefizabend mit Kochen und Musik – organisiert von den Teams beider Hotels. Der Erlös geht vollumfänglich an die Fafleralp. Auch viele Lieferanten haben Zahlungen aufgeschoben oder ganz erlassen. Statt Druck spüren wir vor allem grosse Solidarität. 

Wer übernimmt die Kosten für das abgesagte Musikfestival Fafleralp-Sessions?  
Der Verein Fafleralp-Sessions bleibt auf rund 25'000 Franken sitzen, da die Kosten leider nicht gedeckt sind. Wir suchen nach Lösungen, damit die Sessions weitergeführt werden können. Geplant war die erstmalige Durchführung vom 29. Mai bis zum 1. Juni. 

Was würde es bedeuten, wenn die Hotel Fafleralp AG diese Krise nicht übersteht? 
Damit stünde auch das letzte Hotel in Blatten vor dem Aus – ein kaum vorstellbarer Verlust für das Lötschental. Die Fafleralp ist für viele ein Kraftort, ein Zeitzeuge der Berghotellerie. Ich bin überzeugt, dass viele sie erhalten wollen. Wir haben in den letzten Wochen sehr viel Zuspruch und moralische Unterstützung von Gästen und Freunden erfahren. Das bestärkt uns, alles dafür zu tun, dass das Hotel Fafleralp weiter existieren kann. 

[IMG 2]

Ein Zeichen der Solidarität – und Vorfreude 
Mit einem Gutschein der Fafleralp schenken Sie doppelt: Sie helfen, das traditionsreiche Berghotel im Lötschental bis zur geplanten Wiedereröffnung im Mai 2026 durch die Krise zu tragen –und gönnen sich selbst eine Auszeit an einem der magischsten Orte der Schweiz.

hier Gutschein kaufen

[RELATED]

Eva Eyholzer