Die neuste Lageeinschätzung von HotellerieSuisse zeigt eine weiterhin herausfordernde Situation für die Beherbegungsbranche. So verzeichnen die Betriebe im Februar trotz Sportferien in allen Regionen hohe Umsatzeinbussen. Inländische Gäste konnten den Ausfall ausländischer Touristen nicht kompensieren.

In den städtischen Regionen liegen die Auslastungen weiterhin besorgniserregend tief. Im Vergleich zum Februar 2019 brechen die Auslastungen den grossen Städten um 40 auf nur 15 Prozent ein.

Eine etwas bessere Auslastung erzielten Hotel-Betriebe in den Bergregionen aufgrund der guten Witterungsverhältnisse und den offenen Skigebieten. Gemäss den neusten Prognosen in den alpinen Regionen liegen die Auslastungen im Februar 2021 im Durchschnitt bei rund 50 Prozent (im Vergleich zu 2019: 57 %). Dennoch sind mehr als ein Drittel der Betriebe (36 %) zu weniger als der Hälfte ausgelastet.

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Wintersaison bringt eine Million Franken Verlust
Die schlechte Auslastung führt zu hohen Einbussen im Februar 2021. Aufgrund der behördlichen Schliessung der Restaurants für externe Gäste leidet der Umsatz deutlich stärker als die Auslastung. 66 Prozent aller Hotels erleiden Umsatzverluste von bis zu 250’000 Franken, 11 Prozent aller Betriebe gar Verluste zwischen 250’000 Franken bis 500’000 Franken. Bei grossen Unternehmen fallen die Verluste noch höher aus: So beziffern 11 Prozent der Betriebe in der Stadthotellerie den Umsatzverlust für Februar mit 750’000 Franken und mehr.

Für die gesamte Wintersaison erwarten die Betriebe schweizweit im Durchschnitt Verluste von über einer Million Franken. In der Stadthotellerie wird sogar mit Verlusten von über 1,5 Millionen Franken pro Betrieb gerechnet. Umsatzmässig verlieren zwei Drittel aller Betriebe über 40 Prozent und rund 10 Prozent zwischen 30 und 40 Prozent. Aufgrund systembedingt schmaler Margen und Reserven führt dies für die Hotellerie zu einer existentiellen Herausforderung.
 
Hotelpreise im Tiefflug

Die dramatische Situation hat auch Auswirkungen auf die Preise. Die  zwischen dem 20. bis 23. Februar 2021 bei 400 Mitgliederbetrieben durchgeführte Umfrage zeigt auf, dass knapp die Hälfte aller Betriebe ihre Preise in der laufenden Wintersaison nach unten angepasst haben (Stadt: 69 % / Land und Alpin: 30 %).

Anfang 2020 waren es insgesamt nur 17 Prozent der Betriebe, welche die Preise senken mussten. Diese drastische Massnahme sei laut HotellerieSuisse unter anderem auf die niedrige Auslastung infolge der fehlenden ausländischen Nachfrage und einen kompletten Einbruch des Geschäftstourismus zurückzuführen.

Kaum Erholung im Sommer in Sicht
Das Ausbleiben ausländischer Gäste, Einschränkungen bedingt durch den Teillockdown und die fehlende Planungssicherheit dämpfen auch die Hoffnungen auf eine gute Auslastung im Sommer. Die Auswertungen der Rückmeldungen der befragten Hotels zeigen, dass die Buchungszahlen für die Monate Juni bis August 2021 sowohl in ländlichen wie auch in alpinen Regionen massiv unter den Werten von 2019 liegen. So bewegen sich die aktuell erwarteten Auslastungen für die kommenden Monate bis August mit zwischen 20 und 30 Prozent im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

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Zum Vergleich: In den Monate Juni bis August in den Jahren 2017 bis 2019 wiesen die alpinen Regionen eine durchschnittliche Auslastung von 51 Prozent aus. Noch dramatischer ist das Bild in der Stadthotellerie. 59 Prozent der befragten Betriebe rechnen mit weniger als 20 Prozent Zimmerauslastung. Dieser Wert lag in den Vergleichsmonaten 2017 bis 2019 bei durchschnittlich 73 Prozent. 

Krise trifft auch die Nachwuchsförderung
Sorgen bereiten die aktuellsten Zahlen auch in Hinblick auf die Berufsbildung in der Beherbergungsbranche. Rund 30 Prozent der Stadtbetriebe können aufgrund der aktuellen Krise keine Lernenden ausbilden. Fast 40 Prozent der Betriebe geben in der Umfrage an, dass das Interesse an einer Ausbildung im Gastgewerbe gesunken ist. Rund ein Fünftel werden 2021 weniger Lernende als 2019 ausbilden.

Es sei keine einfache Aufgabe zu zeigen, dass es sich lohnt, gerade jetzt eine Ausbildung in der Hotellerie zu absolvieren, erklärt der Verband. So wird die Rekrutierung der Jugendlichen dadurch erschwert, dass keine Berufswahlmessen stattfinden, Betriebe geschlossen und Schnupperlehren teilweise nicht mehr möglich sind. Bei etwas mehr als der Hälfte aller Betriebe (56 %) waren Schnupperlehren nicht oder nur sehr selten möglich.[IMG 5]

HotellerieSuisse fordert deshalb für Lernende und Beherbergungsbetriebe die nötige Planungssicherheit, damit die Rekrutierung von Jugendlichen und das Durchführen von Berufswahlmessen sowie Anlässe zur Imageförderung mit Schutzkonzepten wieder physisch abgestattet werden können.

Impfstrategie: Kantone müssen vorwärtsmachen
Damit sich die Schweizer Beherbergungsbranche wieder erholen kann, muss die touristische Nachfrage im In- und Ausland wieder deutlich anziehen. Um dies zu ermöglichen, müssen sich laut Branchenverband  Impfen und Testen sinnvoll ergänzen.

Nachdem der Bundesrat die Möglichkeit für kostenlose und flächendeckende Test geschaffen hat, müssten die Kantone, laut Züllig, ihr Potential im Bereich des Testens endlich ausschöpfen und die kommenden Wochen bis zu den nächsten Öffnungsschritten nutzen. Es müssen insbesondere bei personenbezogenen Branchen wie der Hotellerie kostenlose, flächendeckende und regelmässige Tests parallel zur Impfstrategie laufen. «So können Übertragungsketten nachhaltig unterbrochen und kontrollierte Öffnungen dauerhaft ermöglicht werden, bis die Bevölkerung im In- und Ausland durchgeimpft ist», sagt Züllig.

Forderung an die Politik
Aufgrund der miserablen Situation und Aussichten pocht der Verband auf rasche Auszahlung von Härtefall-Hilfen in Form von A-Fonds-perdu-Beiträgen. Hinsichtlich der am Montag beginnenden Frühjahrssession fordert der Verband, dass die Maximalbeträge pro Betrieb zu erhöhen sind. Ansonsten seien zahlreiche Betriebe auf Jahre hinaus verschuldet und bei Investitionen stark eingeschränkt. Ebenso müsse auf eigene Sanierungsbeiträge oder die Rückzahlung von A-Fonds-perdu-Beiträgen verzichtet werden, um der herausfordernden Situation der Hotellerie gerecht zu werden.

[IMG 6]Wenn zudem die einzelnen Niederlassungen nicht separat entschädigt werden können, sei dies ein weiterer wichtiger Grund zur Anhebung der Höchstbeträge, argumentieren die Hoteliers. Von den 20 Prozent aller Betriebe, die über mehr als eine Niederlassung verfügen, seien 64 Prozent nur für den Gesamtbetrieb Härtefall-berechtigt. «Dadurch entgehen den Betrieben hunderttausende Franken an Unterstützung, die ihnen aufgrund der Verluste zustehen würden», sagt der HotellerieSuisse-Präsident weiter.

Sein Verband verlangt zudem, dass die Umsatzverlustschwelle von 40 auf 30 Prozent gesenkt wird und die schweizweite Anrechnung der Spartenrechnung für Hotelrestaurants in der Verordnung festgeschrieben werden. Denn für viele Hotels bedeuten bereits Verluste im Umfang von 30 Prozent des Umsatzes eine enorme finanzielle Herausforderung. (htr/npa) 

Forderungen der Branche

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