«Come as a stranger, leave as a ­local» – ein Spruch, der heute bei keiner Trendmarke in der Hotellerie fehlt; Budget- wie Luxushotels suchen im Lokalspirit die nötige Individualität. Mit lokal verankerten Mitarbeitenden, welche immer neue Geheimtipps für die Gäste ausgraben, oder lokalen Kulturgruppen, die den Nachbarschafts-Groove ins Haus bringen.

Wichtiger Motor für diese Entwicklung ist der Airbnb-Trend. Die Plattform für mehrheitlich Privatübernachtungen begründet ihren Erfolg genau auf diese Nähe zur Lokalbevölkerung. Denn der Gast, der Individualität sucht, schläft gern ausserhalb der Hotelzone in einem Quartier, wo er keine anderen Touristen antrifft. Für diese Individualität muss der Gast aber auch viel Flexibilität mitbringen. Ich habe auch schon Stunden im Garten eines Einfamilienhauses gesessen und auf den Schlüssel gewartet, weil die Besitzerin noch mit dem Velo unterwegs war.

In Albinen bietet man nun eine Alternative: Der Gast kann eine der im Dorf verstreuten Ferienwohnungen wie ein Hotelzimmer buchen, inklusive umfassendem Hotelservice. Drahtzieher ist das Dorf selbst, dessen Bewohner garantieren auch Serviceleistungen wie Zimmerreinigung oder Frühstück. Wer als «Albijou»-Gast absteigt, soll Teil des Dorfes werden, lautet das Versprechen. Ein Versprechen, das nicht Part des Business-Plans ist, sondern sich aus der Lebenskultur des Dorfes wie von selbst ergeben soll. In Albinen habe man noch Zeit, meint die Geschäftsführerin Hannelore Tsokhim-Bumann der Hotel-Betriebsgesellschaft und selbst Gastgeberin in Albinen. Plaudern mit den Gästen gehöre zum Alltag wie das gegenseitige Einspringen im Bedarfsfall. Das klingt mehr als romantisch, ist aber sicher das, wonach sich Individualreisende international je länger je mehr sehnen. Hautnah die Bergkultur erleben. Und nicht nur die Aussicht vom Jungfraujoch.