Manches, was im Jahr 1952 Alltag war, erscheint aus heutiger Sicht bizarr. Vier skurrile Anekdoten aus der Hotel-Revue von früher.

Schweizer Hotels sind fast wie das Rote Kreuz
Einen originellen Vorschlag zur Belebung des Gastgewerbes in der Schweiz führte der Zentralpräsident des Schweizer Hotelier-Vereins 1952 ins Feld: Warum eigentlich, fragte er, gebe es keine «Steuerabzüge für den Aufwand bei Erholungsferien und Kuraufenthalten in Schweizer Hotels»? Diese Idee müsse nicht nur diskutiert werden, «auch ihre Verwirklichung scheint uns dringend geboten», antwortete die Hotel-Revue, wie diese Zeitung damals hiess, und verwies auf die USA. Dort dürfe man schliesslich Beiträge, die man für die Wohltätigkeit – zum Beispiel das Rote Kreuz oder die Pfadfinder – geleistet habe, auch vom steuerbaren Einkommen abziehen.

Kurz nach Konstanz zum Shoppen? Nicht ohne Visa
Gibt es in Deutschland wirklich so viele unerwünschte Elemente, dass man die Schweiz davor schützen muss?, fragte die Hotel-Revue 1952 rhetorisch. Damals brauchte, wer von Deutschland in die Schweiz reisen wollte, für den Grenzübertritt ein Visum – «und gleich geht es dem Schweizer, der sich aus irgendwelchen Gründen in die Bundesrepublik Westdeutschland begeben möchte». Immerhin hätten sich die Länder auf Erleichterungen bei der Visaerteilung geeinigt, heisst es im Fachblatt. So seien etwa das Verfahren beschleunigt und Gebühren gesenkt worden. Und wie wurde die Visumspflicht eigentlich begründet? Man wolle ausgewiesene Nazis an der Rückkehr hindern, hiess es aus dem Bundeshaus.

Hilfe, es hat zu viel Geld in den Kassen der AHV!
Die Finanzen der AHV gehören seit Dekaden zu den politischen Dauerthemen. Am 25. September 2022 werden wir über den nächsten Anlauf abstimmen, die Finanzen der ersten Säule wieder ins Lot zu bringen. Auch 1952 waren diese übrigens in Schieflage – in einer etwas anderen allerdings: «Nun wusste man schon lange, dass die AHV überfinanziert ist», hiess es damals in der Hotel-Revue. Man müsse diesem Überschuss beikommen, meinten die Redaktoren und stellten auch gleich die Lösungen zur Debatte: höhere Rente oder weniger Beiträge.

Esperanto estas la lingvo de la estonteco
Während des Kriegs sei in der Schweizer Hotellerie beinahe vergessen gegangen, dass es fremde Sprachen gebe, befand die Hotel-Revue. Höchste Zeit, die Sprachkenntnisse wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Leser riet zu Esperanto: «Es ist nicht zu übersehen, dass diese Sprache sich immer mehr ausbreitet; auch in Gästekreisen.» Auch würden mehr und mehr Tourismusbüros Broschüren auf Esperanto auflegen. Der Esperanto-Hype scheint jedoch etwas an Fahrt verloren zu haben: Der Kunstsprache sind heute global rund eine Million Menschen mächtig, etwa gleich viele sprechen übrigens Walisisch oder Baskisch.