Aevis hatte das Tauziehen um die Gruppe, die aus dem namengebenden 5-Sterne-Superior-Hotels Victoria-Jungfrau in Interlaken (BE), dem Bellevue Palace in Bern, dem Palace in Luzern und dem Eden au Lac in Zürich besteht, im Oktober eröffnet. Die Beteiligungsgesellschaft mit den Schlüsselaktionären Michel Reybier und Antoine Hubert bietet 250 Fr. pro Aktie.

Aevis will ein Übernahmeangebot vorlegen, wenn bis zum 30. Dezember 51 Prozent der Aktien zugesichert sind. Zu den Aevis-Beteiligungen gehören die Privatspitäler der Genolier-Gruppe, ausserdem besitzt Investor Reybier schon Hotels. Die Geldgeber erhoffen sich nach dem VJC-Zukauf Synergien.

Die Familie Manz, eine bekannte Grösse im Schweizer Hotelgeschäft, will nun genau am 30. Dezember einen Angebotsprospekt veröffentlichen: Sie beabsichtigt, die Angebotsfrist vom 17. bis zum 30. Januar laufen zu lassen. Damit verlängert sich auch die Angebotsfrist für das Aevis-Angebot.

Neue Runde
In jedem Falle geht der Poker um die vier Belle-Epoque-Paläste der VJC in eine neue Runde. Die Hoteldynastie unter ihrer Chefin Ljuba Manz will zwei Drittel der Aktien angedient bekommen. Dazu muss sie aber zumindest einen Teil der VJC-Grossaktionäre auf ihrer Seite haben.

Ein Teil der VJC-Aktien, die seit Ende November nur noch ausserbörslich gehandelt werden, gehört Kleinaktionären. Grosse Anteilseigner sind dagegen das Kuwait Investment Office (laut Aktienführer mit 23,9 Prozent), die Société Financière Terramaris der französischen Industriellenfamilie Dassault (15,5Prozent) und die Berner Kantonalbank (12,1 Prozent).

Die VJC-Gruppe gab am Montag keinen Kommentar zum neuen Angebot ab. Ljuba Manz hatte sich zuvor in einem Communiqué zur Lage der Hotelgruppe geäussert: Die VJC habe schwierige Zeiten und Verluste hinter sich. Die Familie Manz wolle sich für die Luxushotellerie der Schweiz engagieren und neue Konzepte umsetzten.

Die Familie Manz betrieb einmal ein Hotelimperium mit über 50 Häusern. Derzeit bestehen die «Manz Privacy Hotels» die 4-Sterne-Häuser St. Gotthard in Zürich, Euler in Basel und Continental in Lausanne sowie das 3-Sterne-Hotel City Inn in Basel.

Chinesisches Angebot
Eine Stellungnahme zum Manz-Angebot von Aevis war ebenfalls nicht erhältlich.Die Situation werde beobachtet, hiess es über einen Sprecher. Aevis sei allerdings nur an einer Lösung interessiert, die freundschaftlich und einvernehmlich mit der VJC über die Bühne gehe.

Am 5. Dezember war aber auch bekannt geworden, dass der chinesische Investor Yunfeng Gao an den VJC-Hotels interessiert sei. Die Rede war aber nur von einem «fairen Aktienpreis» und ausserdem Mitteln, um das Victoria Jungfrau in Interlaken und das Eden au Lac in Zürich zu renovieren. Wie es um dieses Angebot steht, konnte am Montag nicht in Erfahrung gebracht werden.

Verwaltungsrat will mehr
Der VJC-Verwaltungsrat will eigentlich mehr Geld für das Unternehmen: Sie sieht den fairen Preis für die Häuser bei 300 bis 325 Fr. pro Aktie und begründet dies mit dem wirtschaftlichen Potential, das in den vier Häusern steckt. Das Unternehmen sei in einer Turnaround-Phase und die Übernachtungszahlen dürfte vor allem dank Reisenden aus Asien ansteigen.

Anfang Dezember hatte sich die Übernahmekommission eingeschaltet und eine Überprüfung der von der VJC präsentierten «Fairness Opinion» verlangt. Die VJC blieb bei den geforderten 300 bis 325 Fr. pro Anteilsschein.

In einer Mitteilung der Victoria-Jungfrau Collection AG vom Montagabend, hält der Verwaltungsrat fest,dass er von der Voranmeldung für ein öffentlichen Kaufangebot durch die Swiss Private Hotel AG Kenntnis genommen habe. Man werde dieses Angebot zur Übernahme der VJC AG prüfen und zumgegebenen Zeitpunkt nach den rechtlichen Vorgaben dazu Stellung nehmen, heisst es weiter. (npa/sda)

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