Nicole Brändle Schlegel ist Leiterin Arbeit, Bildung, Politik bei HotellerieSuisse und Stiftungsrätin von TOP-Ausbildungsbetrieb.

Der Grundstein für kompetente Fachkräfte wird in der Grundausbildung gelegt. Aufgrund der Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems ist die Grundausbildung zwar keine definitive Weichenstellung für die weitere Karriere eines Jugendlichen, dennoch werden hier massgebende Erfahrungen gemacht. Lehrabbrüche sowie Branchenwechsel nach Lehrabschluss sind in unserer Branche leider nach wie vor (zu stark) verbreitet. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, ist der Fokus auf die ersten Jahre der Karriere darum unumgänglich.

Es ist selbstredend, dass der Fachkompetenz in der Grundausbildung eine wichtige Rolle zukommt. Oft werden dadurch die Sozial- und die Methodenkompetenz der Jugendlichen vernachlässigt. Die Berufsbildner müssen diese Kompetenzen gleichermassen schulen. Genau dort setzt TOP-Ausbildungsbetrieb an. Das System bringt für alle Beteiligten Vorteile.

Die Jugendlichen wollen sich selbst verwirklichen, kreativ arbeiten und sich in der Ausbildung immer wieder neu entdecken. Das altbekannte Vorzeigen und Nachmachen reicht nicht mehr, um diese Generation langfristig für die Branche zu begeistern. Wir müssen Jugendlichen die Chance geben, Herausforderungen selbstständig anzugehen und mit dem bereits Gelernten zu verknüpfen. Lernbegleiter stehen zur Seite und unterstützen die Lernenden. Das System TOP-Ausbildungsbetrieb schult Berufsbildner in dieser Haltung und gibt ihnen die nötigen Tools mit auf den Weg.

Das Label ermöglicht es zudem, einen Betrieb erfolgreich zu positionieren, um die besten Bewerbungen zu erhalten. Letztendlich werden auch die Gäste den Einsatz für Lernende bemerken und mit Mehrbuchungen honorieren.

Nicht zuletzt profitiert der Lernende. Die Erfahrungen, die er in der Schule, in den überbetrieblichen Kursen oder im Betrieb macht, setzt er dafür ein, neue Aufgaben selbstständig anzugehen. Er weiss aber auch, wann und wo er sich Hilfe holen kann. Das System TOP-Ausbildungsbetrieb trägt dazu dabei, dass der Betrieb eine gesunde Fehlerkultur entwickelt, wovon alle Mitarbeitenden im Betrieb profitieren. Wir sind überzeugt, dass Lernende, welche in einem TOP-Ausbildungsbetrieb ihre Lehre machen, letztendlich mehr Freude am Lernen und Arbeiten haben und somit der Branche länger erhalten bleiben. Motivierte Mitarbeitende wiederum führen zu zufriedenen Gästen. Ein weiterer Mehrwert für den Hotelier.

TOP-Ausbildungsbetrieb wurde als Projekt in die Initiative «Berufsbildung 2030» des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) aufgenommen. Das Ziel ist, dass sich immer mehr Branchen dem System anschliessen und dessen Bekanntheit erhöhen. BIZ-Beraterinnen, Oberstufenlehrer, Eltern und nicht zuletzt Jugendliche suchen im Rahmen der Berufswahl nach Orientierungspunkten, um den für sie passenden Betrieb zu finden. TOP-Ausbildungsbetrieb soll ein Fixpunkt werden und die Betriebe, die eine top Ausbildungsqualität pflegen, ins Rampenlicht stellen.

Durch die Corona-Krise wird der Fachkräftemangel vermutlich (teilweise) von anderen Herausforderungen aus dem Rampenlicht verdrängt. Dies ändert nichts daran, dass die Branche in der Schweiz von guten Fachkräften abhängig ist. Das System TOP-Ausbildungsbetrieb trägt dazu bei, die Qualität der Grundausbildung dieser Fachkräfte nachhaltig zu steigern und sie somit längerfristig für unsere Branche zu begeistern.