Österreich leidet unter einer massiven vierten Infektionswelle, die mit den bisherigen Massnahmen nicht gebrochen werden konnte. Trotz aller Überzeugungsarbeit und Kampagnen hätten sich zu wenige Menschen impfen lassen, daher werde es ab 1. Februar 2022 zu einer Impfpflicht kommen, sagte der Österreichs Bundeskanzler Alexander Schallenberg am Freitag. «Wir wollen keine fünfte Welle, wir wollen keine sechste und siebte Welle.» Das Virus werde nicht weggehen, sondern bleiben.

Der Lockdown sei ein schwerer Schritt. «Das schmerzt enorm», so der Kanzler weiter. Ohne sie beim Namen zu nennen, kritisierte er die in Österreich einflussreiche rechte FPÖ heftig. Deren Impfkritik sei eigentlich ein «Attentat auf unser Gesundheitssystem».

Der Lockdown werde nach zehn Tagen bewertet und höchstens 20 Tage dauern. Ab spätestens 13. Dezember sei für Geimpfte und Genesene der Lockdown vorbei, sagte Schallenberg. Dann soll wieder die 2G-Regel gelten.

Zu den bisherigen Massnahmen zählte eine 3G-Regel am Arbeitsplatz. Die Beschäftigten müssen nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Am 8. November folgte die 2G-Regel für Veranstaltungen, Gastronomie und Tourismus, die Ungeimpften den Zutritt zu weiten Bereichen in der Freizeit verwehrte. Die Massnahmen hatten den Zweck, die Impfbereitschaft zu erhöhen. Allerdings wirken die Vakzine erst nach einigen Wochen.

Sicherheit ist die neue Währung im Tourismus.

Susanne Kraus-Winkler,  Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)

Tourismus sieht grossen Imageschaden durch Lockdown
Der Lockdown für ganz Österreich bedeutet nach Ansicht der Hotelbranche einen erheblichen Imageschaden für den Tourismus. Das völlige Ausufern der Corona-Krise werfe ein schlechtes Licht auf das Land, sagte Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Die Gäste seien nicht nur wegen der schönen Landschaft gekommen, sondern auch wegen des Gefühls der Sicherheit. «Sicherheit ist die neue Währung im Tourismus».

Der Lockdown selbst sei alternativlos. «Wir müssen das jetzt mittragen», sagte Kraus-Winkler. Der klassische Weihnachtsurlaub sei wohl gelaufen. Da sei allenfalls noch mit ein paar Stammgästen zu rechnen. Die Branche setze auf ein Durchstarten in der zweiten Saisonhälfte ab Mitte Januar. «Wir hoffen, dass noch was zu retten ist», so die Expertin.

Durch die drohende Schliessung von Hotels für Touristen verzögert sich der Saisonstart. Die Hotels sind in bisherigen Lockdowns nur für Geschäftsreisende und aus anderen zwingenden Gründen buchbar gewesen. Der Tiroler Skiort Ischgl wollte am 25. November die Skisaison eröffnen.

Schon die jüngste deutsche Reisewarnung für Österreich hatte zu einer Stornowelle in den Hotelbetrieben geführt. In der Wintersaison entfielen zuletzt knapp 37 Prozent aller Übernachtungen auf deutsche Touristen. Mit einem Hotelsterben rechnet Kraus-Winkler jedoch nicht. Der Umsatzausfall werde wohl durch die Regierung zumindest teilweise abgefedert. Die grosse Frage sei jedoch, wann man endlich wieder positive Signale als Tourismus-Ziel aussenden könne.

Regierung verlängert Wirtschaftshilfen
Für die betroffenen Branchen hat die Regierung am Freitag weitere Unterstützungen angekündigt. Besonders der Handel und der Tourismus würden unter den Einschränkungen leiden, sagte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) in Wien. 

«Wir wissen, das die Situation gerade jetzt vor Weihnachten für den Handel, aber auch für den Rest der Wirtschaft eine sehr, sehr herausfordernde Zeit ist», sagte der konservative Minister. Laut Blümel hängen rund 15 Prozent der österreichischen Wirtschaftsleistung vom Tourismus und somit teils auch vom Wintersport ab. Mit Hilfe des Lockdowns könne hoffentlich ein Teil der Skisaison stattfinden, so Blümel.

Der staatliche Ersatz für Umsatzeinbrüche bei Unternehmen werde monatlich rund 700 Millionen Euro kosten, und ein Härtefonds für Kleinunternehmen werde mit 100 Millionen Euro pro Monat zu Buche schlagen, sagte Blümel. Ausserdem können Unternehmen wieder Steuererleichterungen und Unterstützung für die Verringerung von Arbeitszeiten in Anspruch nehmen. (awp/sda/dpa/npa)