Wer zur Generation Z gehört, wurde in eine digitale Zeit hineingeboren. Die 23-jährige Chiara Gemperle weiss, was Menschen wichtig ist, die in den Jahrzehnten vor und nach 2000 geboren wurden: Als Mitarbeiterin der hybriden Beratungs- und Marketingagentur Zeam produziert sie Tiktok-Videos für Engadin Tourismus. Zudem arbeitet sie als Production Coordinator für die CH Media TV AG. Ihre Karriere startete sie einst mit der KV-Lehre in einem Hotel.

Chiara Gemperle, wie können Personalverantwortliche in der Hotellerie junge Arbeitnehmende besser erreichen?

Stellen in der Hotellerie und auch der Gastronomie werden für junge Arbeitnehmende attraktiv, wenn es gelingt, aufzuzeigen, was man in einem solchen Job bewirken und bewegen kann und was das Ziel des Ganzen ist. Der Tourismus ist wirtschaftlich sehr bedeutend in der Schweiz. Hotel- und Gastrobetriebe sind ein Teil davon. Hoteliers sollten aufzeigen: Es ist nicht nur Servieren, der Job ist Teil von etwas Grösserem.

Worauf kommt es bei der Stellenausschreibung an?

Die Generation Z erreicht man am besten über soziale Medien. Voll im Trend ist zurzeit die Plattform Tiktok. Da kann man coole Eindrücke vom Hotel und vom Team vermitteln und zeigen, dass das Arbeiten im Betrieb Spass macht. Mit den Inhalten kann ein Betrieb sichtbar machen, dass er innovativ ist und kreative Ideen hat. Dann wollen Junge auch eher dort arbeiten. Mit bewegten Bildern weckt man das Interesse junger Leute. Eventuell kann ein Lehrling den Tiktok-Kanal des Betriebs betreuen und so direkt mit Gleichaltrigen kommunizieren. Junge Menschen inspirieren junge Menschen. Einem 50-Jährigen würden sie das Gleiche nicht abkaufen.

«Es ist nicht nur Servieren, sondern Teil von etwas Grösserem.»

Chiara Gemperle

Heute arbeiten Sie Vollzeit im Medienbereich. Auf Linkedin sprechen Sie von einer beruflichen 180-Grad-Wende...

Mit 16 habe ich eine Berufslehre begonnen, wie viele andere auch. In der Arbeitswelt waren alle Abläufe schon festgelegt. Es war eine Art fixes System, das bereits bestand. Oftmals können junge Menschen mit ihren Vorstellungen und Ideen nicht so viel bewirken, wie sie gerne möchten. Denn es heisst meistens: «Das haben wir schon immer so gemacht, daran ändern wir jetzt nichts.» Bei Zeam arbeiten wir ganz anders. Wir wagen Neues und probieren viel aus. Nun sehe ich: Es geht eben doch anders. Das gilt definitiv für die Generation Z: Junge Menschen wollen ernst genommen werden, sich einbringen und beweisen können. Man muss ihnen zuhören. Lebenserfahrung ist auch wichtig, aber frisches, neues Denken ebenso. Der Mix ist entscheidend.

Wie könnte es ein Arbeitgeber in der Hotellerie fertigbringen, Sie zurück in die Branche zu holen?

Gute Frage... Es hat mir ganz gut gefallen, die Hotellerie macht vieles schon richtig. An erster Stelle gefiel mir der Zusammenhalt. Diesen bauen sich Angestellte auf, weil ihr Sozialleben aufgrund der Arbeitszeiten etwas leidet. Das könnten Betriebe noch etwas mehr nach aussen tragen. Es würde junge Leute motivieren.

Welche Arbeitsbedingungen braucht die Generation Z, damit sie mit den Nachteilen des Jobs leben kann?[DOSSIER]

Es ist nicht so, dass die Generation Z pausenlos nur online sein will. Wir machen auch gern einmal etwas anderes! Wenn klar wird, wie cool und sinnstiftend die Arbeit ist, spielt es keine Rolle, was es ist. Die Hotellerie und Gastronomie ist mit viel harter Arbeit verbunden. Wenn man den Mitarbeitenden in gewissen Bereichen mehr Freiheit, Spielraum und vor allem Vertrauen schenkt, macht man die Arbeit automatisch gerne und sorgfältig. Wenn man sogar Leidenschaft entwickeln kann, sind die Nachteile zweitrangig.