Um den Herausforderungen der saisonbedingten Arbeitslosigkeit und des Fachkräftemangels im Gastgewerbe zu begegnen, wurde 2019 der Pilotversuch Mitarbeiter-Sharing gestartet.

Vergangene Woche haben das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) und die Aufsichtskommission der Arbeitslosenversicherung den Schlussbericht der Evaluation zur Kenntnis genommen. Die Massnahme wurde unter der Trägerschaft des Vereins Mitarbeiter-Sharing und in Zusammenarbeit mit den Kantonen Graubünden und Tessin im Auftrag des Seco durchgeführt und evaluiert. 

Unter dem Motto «Im Sommer am See, im Winter im Schnee» wurde mit dem Pilotversuch Mitarbeiter-Sharing angestrebt, für die Saisonmitarbeitenden im Gastgewerbe Ganzjahresperspektiven zu schaffen und damit die Arbeitslosenversicherung (ALV) zu entlasten.

Mit Massnahmen wie diesen ermöglicht die Arbeitslosenversicherung den Kantonen neue Ideen auszuprobieren und zu entwickeln, um Arbeitslosigkeit zu verhindern oder verkürzen. Das Seco hat den Pilotversuch in enger Zusammenarbeit mit den Kantonen begleitet. [RELATED]

Potenzial geringer als erwartet
Das Modell des Mitarbeiter-Sharings sei grundsätzlich sinnvoll und begrüssenswert. Die Evaluation des Pilotversuchs während der letzten drei Jahre habe allerdings gezeigt, dass Betriebe nur zögerlich für das Vorhaben gewonnen werden konnten, schreibt das Seco in einer Mitteilung.

Zudem hätten weniger Personen als erwartet die Möglichkeit genutzt, auf der Plattform jobs2share.ch einen Arbeitsvertrag mit zwei Betrieben für zwei aufeinanderfolgende Saisons abzuschliessen.

Die geringe Zahl von Teilnehmenden führte für die ALV zu mehr Kosten als finanziellem Nutzen. Weshalb nun entschieden wurde, den Pilotversuch  wie vorgesehen per 31. Dezember 2021 zu beenden.

Mitarbeiter-Sharing ist der Trägerverein der Plattform jobs2share.ch und wurde im Jahr 2016 von der Fachhochschule Graubünden zusammen mit mehr als 20 Mitgliedsunternehmen gegründet. Die über 50 Betriebsstätten der Mitgliedsunternehmen stammen grösstenteils aus den Kantonen Graubünden und Tessin.

Nachfolgeprojekt in der Pipeline
Für die Initianten war das Projekt dennoch ein Erfolg. «Mitarbeiter-Sharing wird in der Praxis gelebt, dies konnte auf der Plattform leider nicht abgebildet werden, und hat so zu keinem volkwirtschaftlichen Nutzen im Sinne der Reduzierung der ALV-Leistungen geführt», so  Katrin Schillo, Projektleiterin Verein Mitarbeiter-Sharing.

Einige Elemente des Mitarbeiter-Sharings wie die Career Days, der Erfahrungsaustausch und der direkte Austausch von Mitarbeitenden zwischen Bündner und Tessiner Betrieben werden vom Verein gemeinsam mit HotellerieSuisse weitergeführt.

Der nationale Dachverband plant eine Anschlusslösung und die Gründung einer spezifischen Erfahrungsaustauschgruppe ERFA im ersten Quartal 2022, um die ursprünglich gesetzten Ziele weiterzuverfolgen:

  • Die Etablierung des Arbeitsmodells «Mitarbeiter-Sharing», um Ganzjahresperspektiven zu schaffen und Saisonstellen attraktiver zu machen.
  • Den Gedankenaustausch unter gleichgesinnten Hotelièren und Hoteliers sowie HR-Verantwortlichen zu fördern.
  • Zwei Mal jährlich werden Career Days zum Networking veranstaltet.
  • Die Gruppe bildet eine Plattform für Fachvorträge und ist ein wichtiges Bindeglied zum Verband, um Anliegen (Saisonalität, Fachkräftethematik, Lehrlingsaustausch, Weiterbildung usw.) direkt einbringen und diskutieren zu können.

Das Projekt sei zwar kein politischer Erfolg gewesen, aber für Claudia Züllig-Landolt, Gastgeberin des Hotels Schweizerhof auf der Lenzerheide und Präsidentin des Vereins Mitarbeiter-Sharing, ist auch erwähnenswert, «dass das Projekt gerade in dieser Zeit ein Herzensprojekt und für uns Hoteliers auch ein Erfolg ist.»

Mit dem Ende des Pilotversuchs endet zwar das Mandat der FH Graubünden, aber nicht das Engagement im Netzwerk. Um die Idee des Mitarbeiter-Sharing fortzuführen, werden neben der FH Graubünden ebenso die anderen Partner, GastroGraubünden und die Vertreterinnen der RAVs Tessin und des KIGA Graubünden der ERFA-Gruppe als Gastmitglieder angehören. (htr/npa)

Zum Schlussbericht «Evaluation Pilotversuch Mitarbeiter-Sharing»