Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers und Gastronomen?

Seid Vorbild gegenüber den Mitarbeitern und lebt die Gastfreundschaft.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Mehr Unterstützung durch Bund und Kantone und die Abschaffung von unnötigen ­Vorschriften und Reglementierungen.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Viele Visionen ersticken im Keim, da Neid und Missgunst manchmal grösser sind und eine bessere Zusammenarbeit verhindern.

1974 hat Seppi Kalberer das Restaurant Schlüssel in Mels (SG) gekauft und sich 1994 17 Gault-Millau-Punkte und einen Michelin-Stern erkocht. 2009 wurde der 70-Jährige vom Bertelsmann-Führer zum Koch des Jahres gekürt. Er brachte die geschmorte Kalbsbacke in die Gourmetküche.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

In meiner langjährigen Karriere durfte ich viele interessante und spannende Persönlichkeiten kennenlernen, denen ich sonst nie begegnet wäre.

Wie sorgen Sie für eine Work-Life-Balance?

Meine Generation hat die Work-Life Balance nicht gekannt und trotz viel Arbeit kamen Familie, Sport und geselliges Zusammensein nie zu kurz.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Es ist wichtig, den Mitarbeitenden Vertrauen und Verantwortung zu übertragen und sie täglich spüren zu lassen, dass sie ein sehr wichtiger Teil des Unternehmens sind.

Für was würden Sie sich entscheiden und warum: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Walzertanzend in der Jugendherge.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne Nachtessen?

Ich hatte in jungen Jahren das Glück, einen ganzen Abend neben Muhammad Ali am Tisch zu sitzen. Eine sehr charismatische und interessante Persönlichkeit.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Ich prüfe das Bett, die Matratze, das Duvet, die Kissen und später den Inhalt.

Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?

Eine Flasche Hausgeist aus einer Appenzeller Drogerie. Ein Allerweltsmittel zum Einreiben oder Trinken gegen alle Beschwerden.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Ich war nie ein grosses Sprachtalent und hätte nichts dagegen gehabt, zwei bis drei Sprachen perfekt zu beherrschen.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Ich wollte Innendekorateur werden, doch zu meiner Zeit war dies kein Beruf. Das meinte vor allem mein Vater, der keinen «Beatle mit langen Haaren» zu Hause wollte.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Davon gibt es unzählige. Das Prägendste war wohl, als ich meinen Bruder in einen Lastwagenpneu gelegt und eine steile Strasse runtergeschubst habe. Der Pneu nahm eine solche Fahrt auf, dass ich geglaubt habe, meinen Bruder nie wieder zu sehen. Gottlob war dem nicht so.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In die meines Lehrmeisters Felix Real. Für mich war er ein Grandseigneur, zudem ein genialer Koch, weltgewandter Gastgeber und ein Chef mit viel Herz. (htr/npa)