Der 1965 in Zürich geborene Italiener Nazzaro war in der Vergangenheit für zahlreiche Filmfestivals im In- und Ausland tätig. So ist er etwa seit 2016 Leiter der Kritikerwoche des Internationalen Filmfestivals Venedig und gehört zur Auswahlkommission des Internationalen Filmfestivals Rotterdam (IFFR). Von 2010 bis 2020 war er ausserdem Programmgestalter und Kurator für das Festival Visions du Réel in Nyon. Er lehrt zudem Media Design and Multimedia Arts an der Accademia di Belle Arti (NABA) und arbeitet als Journalist für zahlreiche italienische und internationale Medien.

Mit dem Filmfestival Locarno hat Giona A. Nazzaro laut Solari «eine sehr lange und enge Beziehung». Arbeitete er da doch von 2009 bis 2019 als Moderator. Für seinen neuen Job will er gar eine Wohnung in Locarno beziehen, bevor er am 1. Januar 2021 offiziell die Stelle als künstlerischer Leiter des Festivals übernimmt und damit die Nachfolge von von Lili Hinstin antritt.

Mit hybridem Festival neue Fans gewonnen
Er übernehme die Aufgabe «mit sehr sehr grosser Freude», sagte Giona A. Nazzaro an der online übertragenen Medienkonferenz. Aber auch mit einer gewissen Angst. Das Filmfestival Locarno befinde sich, wie so viele andere Kulturveranstaltungen, in einer herausfordernden «historischen Zeit».

So sah sich das Organisationsteam dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie dazu gezwungen, den Schritt zur Digitalisierung innerhalb kürzester Zeit vorzunehmen, wo er doch eigentlich über eine Zeitspanne von mehreren Jahren geplant war.

Rückblickend war die hybride Festivalausgabe aber nicht nur ein notwendiges Übel, wie Marco Solari sagte. Weil der grösste Teil der Veranstaltungen online stattfand, habe man «weltweit Tausende neue Fans gewinnen können». Eine der Hauptaufgaben der künstlerischen Leitung sei es nun, diesen Kurs weiterzugehen. Auch wenn man nichts als hoffe, dass die 74. Ausgabe (4.-14. August 2021) wieder auf der und rund um die Piazza Grande durchgeführt werden könne.

Nazzaro will nach eigenen Angaben die Digitalisierung vorantreiben aber «den Kinosaal als wichtigstes Element und als Treffpunkt der Community» unbedingt beibehalten. Schliesslich gelte es, den Film in dieser schweren Zeit zu verteidigen, indem man dem Publikum verschiedene Konsummöglichkeiten biete. (sda)