Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hotelièren und Hoteliers?

Deine Leidenschaft ist der Antrieb für die Gastronomie und Hotellerie, ohne Leidenschaft wirst du den steinigen Weg nicht meistern können.

Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen im Tourismus heute?

Gastgeberinnen sind starke Frauen, die gekonnt ihre Weiblichkeit mit viel Liebe zum Detail im Hotel in Szene setzen. Es fällt meistens gleich auf, wenn man in ein Hotel reinläuft, das von Frauen geführt wird.

Während des Studiums zum Bachelor of Arts in Business Administration entdeckte die 33-Jährige dank ihren Nebenjobs die Hotellerie. Nach-dem die gebürtige Bernerin zuerst im IT-Bereich und anschliessend fünf Jahre als Immobilien-beraterin tätig war, übernahm sie die Geschäftsführung der La belle vue GmbH. Im Mai 2020 eröffnete sie mit ihrem Team das 3-Sterne-Boutiquehotel und Café La belle vue in Spiez BE, wo sie ihre Leidenschaft als Gastgeberin ausleben kann.

Was zeichnet eine sehr gute Hotelière oder einen sehr guten Hotelier aus?

Die richtige Balance zwischen Hotel- und F-&-B-Business macht die gute Hotelière aus. Nur aus diesem Businessmix kann ein Hotel erfolgreich geführt werden.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Für den Schweizer Tourismus wünsche ich mir langfristig mehr Inlandgäste, die Verständnis für unsere Kosten haben und nachhaltigen Tourismus mögen.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Das ständige Gejammer geht mir manchmal auf die Nerven. Lieber sollten wir unsere Energie für ein positives und optimistisches Post-Corona nutzen.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Der soziale Aspekt gefällt mir sehr. Man kommt mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt und erfährt spannende Geschichten. Im Restaurant fasziniert auch die sogenannte Produktaffinität. Vom nachhaltigen Einkauf bei den regionalen Produzenten zur Fertigstellung der Produkte, vom Personal bis hin zum Verkauf an die Kunden. Die Produktkette ist heute wichtiger denn je.

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Der optimale Arbeitsplatz ist abwechslungsreich, sozial und unterhaltsam. Ich glaube, als Hotelière habe ich den richtigen Job gefunden.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punkmusik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Definitiv Punkmusik in einem 5-SterneHotel. Beim Walzer schlafe ich ein.

Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett, wie Obelix es liebt, oder gesunde Karotten, wie Bugs Bunny sie knabbert?

Einmal die ganze Karte bitte! Ich liebe es zu «sharen» und alles auszuprobieren.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Abend essen?

Mit Alain Berset. Ich würde ihm gerne erklären, wie Gastronomie funktioniert!

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Die Tagesdecke, die auf dem Bett liegt, in den Schrank versorgen.

Was würden Sie unternehmen, wenn Sie ein Jahr lang frei hätten?

Zuerst meine Wohnung fertig einrichten und dann mit meinem Mann die Welt bereisen – auf der Suche nach gemütlichen Boutiquehotels.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Ich möchte Latte Art auf meinen Cappuccinos noch perfektionieren, weil man auf diese Art die Gäste täglich mit etwas Kleinem überraschen kann.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?

«Niemer im Nüt» und «Scharlachrot» von Patent Ochsner. Beide Lieder erinnern mich an meine Kindheit und Jugend. Diese Berner Band gibt mir immer ein Gefühl von Heimat.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Ich wollte immer ein skandinavisches Kaffeehaus – jedoch dachte ich nie, dass es tatsächlich mal so weit kommen würde. Jetzt ist es ein Kaffeehaus, Bistro und Boutiquehotel geworden. (npa)