Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers und Hotelièren?

Den Rucksack für die Reise der Selbstständigkeit gut packen: eine fundierte Ausbildung, unternehmerisches Denken, Identifikation und Leidenschaft für das, was man macht, die Fähigkeit, sich, sein Team sowie den Betrieb immer weiterzuentwickeln, Durchhaltevermögen auch in schwierigen Situationen. Und nicht zu vergessen: immer wieder nach Inspiration suchen!

Brigitte Hoefliger-von Siebenthal arbeitete nach dem Gymnasium zunächst für rund zwei Jahre als Flight Attendant bei der damaligen Swissair. Anschliessend absolvierte sie die Hotelfachschule Luzern und führt seit 2003 mit ihrem Ehemann und Geschäftspartner Christian Hoefliger das 4-Sterne-Romantik-Hotel Hornberg in Saanenmöser-Gstaad BE als Familienbetrieb in der dritten Generation.

Seit 50 Jahren haben die Frauen in der Schweiz das Stimmrecht. Welchen Stellenwert haben die Frauen in der Hotellerie heute?

Der Stellenwert der Frauen in allen Geschäftsbereichen ist von grosser Wichtigkeit – vor allem auch für den Output! Frauen gehen die Sachen anders an als Männer, weder besser noch schlechter, aber anders. Die Kombination der Stärken von beiden Geschlechtern ist erstrebenswert.

Was mögen Sie an Ihrer Branche nicht?

Die oft fehlende Wertschätzung gegenüber den Menschen, die in unserer Branche arbeiten, und deren Dienstleistung. Unser Beruf wird gering geschätzt, menschlich wie auch fachlich...

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punk-Musik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Für ein Rockkonzert der Foo Fighters oder von Pink in einem exklusiven 5-Sterne-Hotel. Das wäre eine hervorragende Konstellation und weckt die Lebensgeister.

Was trifft eher zu: ein orgiastisches Bankett wie bei Asterix oder gesunde Karotten, wie Bugs Bunny sie knabbert?

Weder noch! Um ein saftiges Wildschwein zu fangen, wäre ich zu langsam, und von Karotten alleine werde ich nicht satt. Ich bin zu haben für interessante Gespräche mit gutem Wein und zum Essen alles, was Freude macht. Das ist Lebensfreude pur.

Welches Hotel inspiriert Sie und weshalb?

Mich faszinieren Betriebe, die ihren Weg gemacht haben durch Identifikation, Know-how, Einsatz, Mut und Durchhaltewillen. Betriebe, die als «chancenlos» abgeschrieben wurden und durch diese Eigenschaft zu Leuchttürmen avanciert sind. Das sind in meinen Augen grandiose Leistungen, solche Unternehmer bewundere ich.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören und warum?

Zum Leidwesen meiner beiden Teenagersöhne höre ich gewisse Lieder wie zum Beispiel «Starting Over» von Chris Stapleton immer wieder im Dauerloop. Und auf einmal kann ich sie dann selbst nicht mehr hören.

Was machen Sie als Erstes, wenn Sie als Gast ein Hotelzimmer betreten?

Licht.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Als Kind hatte ich viele Traumberufe wie zum Beispiel Flight Attendant – was ich dann auch mal war –, Kindermädchen, Tänzerin oder Sängerin, was allerdings eine Katastrophe wäre. Wie die Berufswahl anstand, wusste ich nur, was ich mit Sicherheit nicht machen wollte. Ich kann den jungen Leuten bestens nachempfinden, wenn sie nicht wissen, womit sie in Zukunft ihr Geld verdienen möchten. Mein Rat: sich Zeit geben mit Reisen, den Horizont erweitern, Sprachen lernen, die gewählte Ausbildung erfolgreich absolvieren und dann nochmals eine Standortbestimmung vornehmen.

Welchen Jugendstreich vergessen Sie nie?

Ein Jugendfreund erzählte leidenschaftlich gerne die Berichte der Sendung «Aktenzeichen XY ungelöst» zu den ungelösten Kriminalfällen nach. Zu Besuch bei ihm im Kanton Zürich, erkundeten wir eine leer stehende Villa. Ich hatte ständig das Gefühl, irgendwo versteckt sich ein Krimineller mit einer Waffe und überrascht uns.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

Nicht in Schuhe, aber in die Haut eines Pottwals, um in 2000 Metern Tiefe die Unterwasserwelt zu erleben. (og)