Welchen Tipp geben Sie jungen, aufstrebenden Hoteliers und Hotelièren?

Richtet euer Handeln auf Sinnhaftigkeit aus, denn wer den Sinn kennt, entscheidet besser. Und belügt euch nicht selbst – es reicht, wenn es andere tun.

Was zeichnet einen guten Hotelier aus?

Er sollte das eigene Menschenprofil mit dem der Unternehmung nahe zusammenbringen können. So entsteht Glaubwürdigkeit, Fleisch am richtigen Knochen, und man dient seiner eigenen Kultur.

Was wünschen Sie sich für den Schweizer Tourismus?

Mehr Mut, für unsere Gepflogenheiten einzustehen, mehr Seilschaften mit Landwirtschaft und Gewerbe und deren Menschen zu knüpfen, um daraus Beziehungen entstehen zu lassen, die unsere schöne Schweiz so präsentieren, wie sie ist, und zudem das touristische Verständnis anderer Branchen fördert.

Der 39-Jährige war 2018 als Hotelier des Jahres nominiert. Er hat 2010 das Hotel Kemmeriboden-Bad in Schangnau BE in 6. Generation übernommen und führte den 170-jährigen Landgasthof an die Spitze des NZZ-Rankings der besten Schweizer 3-Sterne-Hotels. Der gelernte Koch und diplomierte Hôtelier-Restaurateur widmet sich seit 2012 als Präsident Fachausschuss der Gastroberufe Emmental-Oberaargau mit Herzblut dem Nachwuchs in der Branche.

Was ist das Faszinierende an Ihrem Beruf?

Wir dürfen mit Menschen zusammenarbeiten, die unser Handeln täglich erleben, wertschätzen, aber auch den Spiegel vorhalten. Gerade die Berufsbildung bringt nebst dem Bildungsauftrag viele wertvolle Aspekte mit sich wie die Fürsorge, die Förderung, die Entwicklung von jungen Berufsmenschen, die unsere Branche dringend benötigt.

Wie sieht für Sie ein attraktiver Arbeitsplatz aus?

Ein Arbeitsplatz sollte Abwechslung bieten und eine Unternehmenskultur aufweisen, in welcher ich mich erkennen kann.

Wie begeistern Sie Mitarbeitende für und in Ihrem Betrieb?

Angehende Mitarbeiter und ihre Partner werden, wenn immer möglich, im ersten Schritt für einen Aufenthalt mit Essen und Übernachtung bei uns im Hotel eingeladen. Erst im zweiten Schritt folgt dann der eigentliche Bewerbungsprozess.

Wofür würden Sie sich entscheiden: Punkmusik in einem 5-Sterne-Hotel oder Walzer in einer Jugendherberge?

Die Musik macht die Mischung: Zum Apéro Walzer in der Jugendherberge und später ein Schlummertrunk an der 5-Sterne-Hotelbar zu Punkmusik. Entspricht das dem Anbieter, gibt das eine runde Sache.

Mit welcher berühmten Person würden Sie gerne zu Nacht essen?

Die Person ist zwar nicht berühmt im eigentlichen Sinne, aber für mich eine Persönlichkeit. Sie hat unsere Unternehmung und Region stark geprägt: Meine Ururgrossmutter Elisabeth Gerber die Erste.Ihre schlagfertige, aber auch herzliche Art wirkt bis heute nach.

Was darf auf keinen Fall fehlen, wenn Sie auf Reisen gehen?

Meine Frau und meine zwei Töchter sowie meine Fliegenfischerrute mit einer gut befüllten Köderbox.

Welches Lied können Sie im Dauerloop hören?

Ich bin ein musikalischer Nomade, höre viele Musikrichtungen und geniesse Musik angepasst an meine emotionale Verfassung. Im Moment: «I won’t give up» von Jason Mraz. Es ist zwar ein Lovesong, trifft aber meine Emotionen und mein Mitgefühl für einen stark erkrankten Freund.

Welche besondere Fähigkeit würden Sie gerne beherrschen?

Gedankenlesen wäre eine tolle Eigenschaft, es würde helfen sowohl in der Mitarbeiterführung als auch in der Gästeverblüffung. Könnte aber auch verwirrend sein.

Was wollten Sie als Kind einmal werden?

Zuerst Profiboxer, dann Landwirt. Wirklich.

In wessen Schuhe möchten Sie einen Tag lang schlüpfen?

In die Schlittschuhe eines Schiedsrichters eines Eishockey-WM-Finals; aber ich fühle mich sonst in meinen ganz wohl. (npa)