Anfang Juli haben die nationalen Tourismusverbände bei WBF-Vorsteher Johann Schneider-Ammann ihren gemeinsam erarbeiteten Forderungskatalog für die Standortförderungsbotschaft 2020–2023 eingereicht. Nun hat die NZZ reichlich spät, aber wohl nicht zufällig – die Exponenten der Branche treffen sich demnächst mit dem freisinnigen ­Wirtschaftsminister am runden Tisch – das Thema prominent aufgegriffen und unter dem Titel «Touristiker stehen Schlange für Subventionen» eine Breitseite auf den Schweizer Tourismus abgefeuert. Der Sektor klammere sich zunehmend an Staatshilfe und rufe nach immer neuen Subventionstöpfen, anstatt das Tagesgeschäft weiterzuentwickeln. Damit verhalte sich die Branche wie der typische wirtschaftliche Verlierer und verkaufe sich unter Wert.

Das ist das Problem beim Einsatz von grobem Geschütz: Es kann die Sicht vernebeln.

Denn im Positionspapier der Tourismusverbände geht es nicht primär um die Forderung nach immer noch mehr Subventionen. Vielmehr werden, aufbauend auf der neuen Tourismusstrategie des Bundes, Massnahmen zur Diskussion gestellt, die dem Ausbau der Standort- und Wirtschaftsförderung dienen sollen. Es sind also Vorschläge, die sehr wohl auch im Interesse der gesamten Volkswirtschaft liegen, geht es doch um eine bestmögliche Wertschöpfung in der Schweiz und um die Erhaltung von Arbeitsplätzen in den vom Tourismus abhängigen Randregionen.

Vernebelt erscheint im NZZ-Beitrag aber auch der Blick auf dieBranche selbst. Richtig, der Tourismus boomt, er nimmt weltweit jährlich um rund 4 Prozent zu. Auch richtig: Dem Schweizer Tourismus geht es nach schwierigen Jahren besser, und das nicht nur günstigerer Rahmenbedingungen wegen, sondern dank all den (Klein-)Unternehmern, die strategisch und im Tagesgeschäft ihre Aufgaben gemacht haben. Die erfreuliche Entwicklung bei den Logiernächte-Zahlen belegt es.

Nur: Diese Zahl sagt für sich alleine noch wenig über das Wohlergehen dieser heterogenen Branche aus. Sie taugt nicht einmal für eine schlüssige Bewertung des Zustands der Hotellerie. So zeigen Statistiken zur Umsatzentwicklung, dass der Umsatz pro Logiernacht seit 2008 ständig sinkt und derzeit gerade noch bei rund 115 Franken liegt. Besorgniserregend für die Bergbahnen und damit den Tourismus in den Berggebieten allgemein ist wiederum die Entwicklung bei den Skier-Days (Winterersteintritte). Die Zahl sinkt seit der Wintersaison 2012/2013 ständig, im Vergleich zu den Mitbewerbern im nahen Ausland sogar dramatisch.

Wenn man also verallgemeinern wollte , müsste man sagen: Der Branche geht es nicht plötzlich so gut, wie das derzeit in den Medien und in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. «Die Logiernächtestatistik zeigt nur die halbe Wahrheit», lautete der Titel eines ausgewogenen Beitrags am 22. Februar dieses Jahres. Zu lesen in der NZZ.