Zu viele Akteure sowie unklare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten hätten die Ab- und Zwischenlagerungen von nicht reglementskonformem Material im Steinbruch Mitholz begünstigt, kam die Geschäftsprüfungskommission (GPK) zum Schluss. Der bernische Grosse Rat hat am Mittwoch den entsprechenden Kommissionsbericht zu den Vorkommnissen im Steinbruch einstimmig bei einer Enthaltung zur Kenntnis genommen

Sämtliche Fraktionen signalisierten mit mehr oder weniger Verve Zustimmung zum Bericht. Der Grüne Hasim Sancar geisselte die Aufsicht und Kontrolle des Kantons im Abbau- und Deponiewesen «als katastrophal». Er prangerte auch die Tatsache an, dass nur angemeldete Kontrollen, nota bene durch die Kiesbranche selber, stattgefunden hätten. So entstünden «Kontrolldefizite mit Systemcharakter». Fritz Ruchti von der SVP hingegen betonte, dass die Grubenbetreiber selber ihre Verantwortung wahrnehmen müssten.

Neuhaus' Seitenhieb gegen die Blausee-Betreiber
Im Kreuzfeuer der Kritik stand in erster Linie SVP-Regierungsrat Christoph Neuhaus als Baudirektor. Er bezeichnete den Bericht der GPK als «ausgewogen und sachlich». Es sei richtig, Fehler aufzudecken, daraus zu lernen und besser zu werden.

Es sei vieles gesagt, gemutmasst und geschrieben worden zum Fall Mitholz, konstatierte der Baudirektor. Nicht alles sei richtig gewesen. Eine Intensivierung der Aufsicht sei nicht ohne zusätzliche Ressourcen möglich, sagte Neuhaus.

Zum Fischsterben am Blausee und dem vermuteten Zusammenhang mit den unerlaubten Ab- und Zwischenlagerungen im nahen Steinbruch Mitholz von Material aus dem Lötschbergtunnel äusserte sich Neuhaus nicht direkt und verwies auf das laufende Strafverfahren.

Einen Seitenhieb verkniff sich der Baudirektor aber dennoch nicht: Es sei schon klar, dass die Blausee-Betreiber bei den Medienredaktionen auf Tour gewesen seien. Das grosse Fischsterben am Blausee mit über 18 Tonnen toten Fischen habe im Frühjahr 2018 stattgefunden. Die fraglichen Materialien aus dem Lötschbergtunnel seien aber erst im Oktober im Steinbruch abgelagert worden, hielt Neuhaus fest.

Zum Fischsterben läuft ein Strafverfahren
Der Regierungsrat verwies auch auch eine vom Kanton betriebene Fischzuchtanlage in Frutigen, die Wasser aus dem Lötschbergtunnel nutze. Dort sei es nicht zu Fischsterben gekommen, obschon das Wasser aus dem Tunnel stamme, aus dem auch die unerlaubten Materialien in den Steinbruch gelangt seien.

Die Ursache von mehreren Fischsterben in der Fischzucht am Blausee war aber nicht Thema des Berichts. Deren Besitzer äusserten in der Vergangenheit den Verdacht, dass Giftstoffe aus dem Steinbruch die Ursache seien. Dazu läuft ein Strafverfahren. (sda/stü)

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