Gute Neuigkeiten für alle Hotelièren und Wirte, die befürchtet hatten, der Schweizer Bevölkerung gingen die Lockerungen des Bundesrats zu rasant und die Mehrheit bleibe lieber vorsichtigerweise zu Hause statt ins Restaurant oder Hotel zu gehen: Eine klare Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz steht gemäss einer aktuellen Umfrage im Auftrag der SRG hinter der Aufhebung fast aller Corona-Massnahmen.

39 Prozent der Befragten äusserten sogar die Ansicht, dass die Landesregierung bei der Beendigung der Massnahmen zu zögerlich vorgehe, schrieb die Forschungsstelle Sotomo in ihrem am Donnerstag veröffentlichten 10. Corona-Monitor. 33 Prozent bezeichneten das Öffnungstempo als gerade richtig. Und nur 28 Prozent der Teilnehmenden sind der Ansicht, der Bundesrat handle überhastet.

Am grössten ist die Skepsis gegenüber der raschen Öffnung demnach in der italienischen Schweiz. Auch dort sind jene, die sich ein langsameres vorgehen gewünscht hätten, mit 42 Prozent jedoch in der Minderheit.

Junge und SVPler wünschen sich raschere Lockerungen
Mehrheitlich der Ansicht, die Normalisierung gehe zu langsam voran, sind die unter 35-Jährigen. Zudem wünscht sich namentlich die Basis der SVP mehr Tempo. 76 Prozent der Anhängerinnen und Anhänger der Partei finden den Kurs des Bundesrats zu zögerlich. Als zu schnell beurteilt das Tempo am ehesten die Basis der SP. 42 Prozent der sozialdemokratischen Wählerinnen und Wähler melden Vorbehalte an.

Betrachtet man die zehn Erhebungen seit Beginn der Pandemie insgesamt, zeigt sich im zeitlichen Verlauf eine immer grössere Bevölkerungsgruppe, welche die Einschränkungen ablehnt. Diese Entwicklung sei weitgehend unabhängig vom Verlauf der Pandemie, so die Studienautoren.

Ambivalenz bei Maskenpflicht
Ein wenig klares Bild zeigt sich beim Thema Masken: Zwar gaben 55 Prozent der Befragten an, dass sie auch eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht begrüssen würden. Zugleich sprachen sich in der Umfrage jedoch 55 Prozent im Grundsatz für eine Maskenpflicht in Läden aus und 61 Prozent dafür, dass im öffentlichen Verkehr eine Maske getragen werden muss.

Die Forschungsstelle Sotomo interpretiert das Ergebnis dahingehend, dass in der Frage keine allzu gefestigte Haltung in der Bevölkerung bestehe. Die Frage eigne sich derzeit entsprechend auch nicht für eine harte politische Auseinandersetzung.

Flexibilität für den Fall einer Verschlechterung der epidemiologischen Lage zeigt sich laut den Studienautoren in der Bevölkerung auch hinsichtlich des Covid-19-Zertifikats: Einerseits unterstützen 64 Prozent die generelle Aufhebung der Zertifikatspflicht im Inland. Anderseits ist eine Mehrheit von 55 Prozent dafür, das Zertifikat als Instrument beizubehalten.

Mehr Optimismus, keine Euphorie
Was den weiteren Verlauf der Pandemie angeht, zeigen sich 50 Prozent der Befragten eher oder sehr optimistisch und bloss 16 Prozent eher oder sehr pessimistisch. Damit sei die Zuversicht grösser als im Sommer 2020, als nach dem Ende der ersten Corona-Welle viele an eine rasche Beendigung der Pandemie geglaubt hätten, unterstrich Sotomo.

Zudem werde die wirtschaftliche Lage bemerkenswerterweise besser eingeschätzt als je zuvor während der Krise - trotz Inflation, Nervosität an den Börsen und den Spannungen um die Ukraine, hiess es weiter. Eine knappe Mehrheit von 51 Prozent rechne allerdings damit, dass im nächsten Winter erneut Massnahmen gegen das Coronavirus getroffen würden. Nur eine Minderheit von 41 Prozent erwartet dies nicht.

Die Online-Befragung fand zwischen dem 4. und 13. Februar statt - also zu einem Zeitpunkt, als die Öffnungsvorschläge des Bundesrats bereits bekannt waren, dieser aber noch nicht entschieden hatte.
Insgesamt nahmen 33'673 Personen via die Webportale der SRG und das Online-Panel von Sotomo daran teil. Danach wurden ihre Angaben von Sotomo so gewichtet, dass die Ergebnisse repräsentativ sind.

Da die Umfrage nicht auf einer Zufallsstichprobe basiert, lässt sich kein eigentlicher Stichprobenfehler errechnen. Die Repräsentativität der Befragung sei jedoch vergleichbar mit einer Zufallsstichprobe mit einem Stichprobenfehler von +/-1,2 Prozentpunkten, schrieb die Forschungsstelle dazu. (sda/stü)