Bisher waren Rückreisende aus 29 Staaten mit der Quarantänepflicht belegt. Neu in die Risikoliste aufgenommen wurden etwa Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mexiko. Schweden und Weissrussland wurden gestrichen.

In den neu aufgelisteten Staaten verschlechterte sich die epidemiologische Lage. Die aktualisierte Liste zur Quarantänepflicht gilt ab Donnerstag, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch mitteilte.

Die Quarantäne für aus einem Staat oder Gebiet mit erhöhtem Infektionsrisiko eingereiste Personen gilt seit Anfang Juli. Die Eingereisten müssen sich innert zweier Tage bei den kantonalen Behörden melden. Diese kontrollieren die Einhaltung der Quarantäne laut eigenen Angaben mit Stichproben.

Kuster: «Es kann schief gehen»
Die Liste mit den Risikoländern wird künftig regelmässig, «mindestens monatlich», aktualisiert, wie Stefan Kuster, Leiter übertragbare Krankheiten im BAG, am Nachmittag vor den Bundeshausmedien sagte. Wenn es die Situation erfordere, erfolge das auch häufiger.

Insofern müssten sich Reisende darauf einstellen, «dass die Liste sich ändern kann». Das bedeute also beispielsweise, dass 10 Tage in Quarantäne muss, wer am Donnerstag aus Mexiko zurückkomme – obwohl das Land bei der Abreise noch nicht auf der Liste der Risikoländer stand.

Auf die Frage, was er jenen sage, die ihre Ferien in Schweden abgesagt haben, weil das Land bis Mittwoch auf der Liste der Risikoländer stand, erklärte Kuster: "Es ist wie es ist." Reisende müssten sich einfach bewusst sein, «dass es schief gehen könnte».

Alle Einreisenden an den Flughäfen und den Grenzen abzufangen und zu registrieren, sei «nicht realistisch», auch wenn diese Informationen «sehr wertvoll» wären.

Unerlässliche Daten
Will die Schweiz die Coronavirus-Pandemie überwinden, sind weitere Anstrengungen für tiefe Fallzahlen zentral. Eine Wahl zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gibt es nicht, wie Martin Ackermann, der designierte Leiter der wissenschaftlichen Task Force des Bundes, sagte. Der Professor für Mikrobiologie an der ETH Zürich tritt das Amt am 1. August an.

Die Schweiz habe eine erste Phase der Coronavirus-Pandemie erfolgreich bewältigt. Auf dieser guten Ausgangslage gelte es nun, die Massnahmen so zu konsolidieren.  Ausschlaggebend sei dabei die richtige Massnahme in der richtigen Region.

Dazu müsse die Pandemie anhand der Daten genau beobachtet werden. Die Schweizer Covid-App habe grosses Potenzial, aber ihre Wirksamkeit müsse noch überprüft werden, sagte Ackermann in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen.

So rasch wie möglich sollten allgemeine Massnahmen durch Interventionen abgelöst werden, die nicht der ganzen Wirtschaft schadeten, erklärte Ackermann in einem Interview mit nau.ch. «Konkret heisst das etwa: Mehr Contact Tracing, weniger Verbote.»[RELATED]

Weniger Arztbesuche
Die Reproduktionszahl im Zusammenhang mit den Covid-19-Ansteckungen lag per 12. Juli bei 1,1, sagte Kuster vor den Bundeshausmedien weiter. Dies deute wie in den Nachbarländern auf einen leichten Anstieg der Ansteckungen hin.

Die meisten Fälle gebe es in den Kantonen Aargau, Bern, Genf, Waadt und Zürich. Parallel zu den zunehmenden Fällen sei verzögert ein leichter Anstieg bei den Spitaleinweisungen zu beobachten.

Andererseits scheine die Sommergrippezeit in der Schweiz «etwas vorüber», sagte Kuster. Gemäss Sentinella-Meldesystem habe sich die Zahl der Patienten, die sich mit Erkältungssymptomen und Halsschmerzen beim Arzt melden, halbiert.

141 Fälle in 24 Stunden
In der Schweiz und in Liechtenstein wurden dem Bundesamt für Gesundheit innerhalb eines Tages 141 neue Ansteckungen gemeldet – deutlich mehr als am Vortag.

Am Dienstag waren 108 neue bestätigte Fälle gemeldet worden, am Montag 43, am Sonntag 99 und am Samstag 110. Insgesamt gab es bisher 33'883 laborbestätigte Covid-19-Fälle, wie das BAG mitteilte. Das Amt meldete auch zwei weitere Todesfälle. Bisher starben damit 1693 Menschen, die positiv auf Covid-19 getestet worden waren.

Die Schweizer Corona-Warn-App benutzten am Dienstag 2262 Personen mehr als am Vortag. Nach Angaben des Bundesamtes für Statistik (BFS) vom Mittwoch hatten 947'955 Personen die Anwendung auf dem Mobiltelefon aktiviert. (sda)

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