Der Franken wird traditionell in schwierigen Zeiten als sicherer Hafen angesteuert. Wenn sich die Wolken einer Krise dann aber wieder verziehen, verlassen die Anleger auch stets den sicheren Hafen wieder und suchen ihr Glück in risikoreicheren Anlagen, die eine bessere Rendite versprechen – wie etwa in Aktien.

Dagegen hat sich der Dollar zum Franken weniger spektakulär entwickelt. Der Dollar gilt als wichtigste Reservewährung der Welt ebenfalls als sicherer Hafen. Da Franken wie Dollar verkauft werden, hat sich der Kurs mit zuletzt 0,9127 nur wenig bewegt.

Thomas Stucki, Anlagestratege der St. Galler Kantonalbank, relativierte am Mittwoch die Bewegung: «Das ist eine reine Marktentwicklung». «Man erwartet, dass die Coronakrise irgendwann ein Ende haben wird», sagte Stucki an einer Veranstaltung.

Dies spreche für den Euro. Die Gemeinschaftswährung sei in «einfacheren» Zeiten «in der Regel etwas stärker». Der Experte schloss gleichzeitig aus, dass die Schweizerische Nationalbank mit Interventionen hinter der Bewegung steckt.

Schwindende Unsicherheit belastet Franken
Tatsächlich hat sich die jüngste Abwärtstendenz des Frankens gegenüber dem Euro mit dem Sieg Joe Bidens bei den US-Präsidentenwahlen und der ersten Erfolgsmeldung zu einem Impfstoff eingestellt. Sie hat sich danach mit den Erfolgen weiterer Impfstoff- und Medikamentenhersteller noch akzentuiert.

Zuletzt hat US-Präsident Donald Trump ein Einlenken bei der Amtsübergabe an seinen Nachfolger angekündigt. Die Weltleitbörse an der Wall Street markierte darauf neue Kursrekorde - und der Schweizer Franken rutschte zum Euro noch etwas weiter ab.

Stucki erwartet aber keine stärkeren Änderungen der Wechselkursrverhältnisse im kommenden Jahr. 2021 könnte der Euro zum Franken gar leicht tiefer und der Dollar dagegen leicht höher tendieren. Der Dollar dürfte aber kaum die Parität zum Franken erreichen.

Anders sieht es die Valiant Bank. Für sie ist der Taucher des Franken zum Euro ein «überfälliges Nachholen». Auf mittlere und lange Sicht habe der Euro einen zweieinhalbjährigen Abwärtstrend gebrochen. In den nächsten Monaten sei ein Anstieg des Euro auf über 1,10 und später gar auf 1,12 Franken möglich.

Bei all den Schwankungen darf nicht übersehen werden, dass der Dollar in 88 Prozent aller Devisentransaktionen beteiligt ist. Der Franken hält dagegen nur einen Anteil von rund 5 Prozent. Damit gehört der Franken zwar auch zu den rege gehandelten Währungen, ist insgesamt aber nur ein Nebenschaulatz im weltweiten Devisenhandel. Der Frankenkurs dürfte daher stets stark von der Entwicklung des Euro zum Dollar beeinflusst werden. (awp/sda)