Bis Sonntag um 17 Uhr waren nach Angaben des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) 24 Ansteckungsfälle in 11 Kantonen vom Referenzlabor in Genf offiziell bestätigt. Es handelt sich demnach um den Aargau, Bern, Basel-Stadt und Basel-Landschaft, Freiburg, Genf, Graubünden, das Tessin, die Waadt, das Wallis und den Kanton Zürich.

Alle angesteckten Personen seien isoliert, enge Kontaktpersonen informiert. Getestet worden seien bisher mehr als 1300 Verdachtsfälle, hiess es aus dem BAG weiter.

Erste bestätigte Infektionen meldeten über das Wochenende die Kantone Bern, Wallis, Baselland und Freiburg. Erstmals wurden laut dem kantonalbernischen Führungsorgan nach Rücksprache mit dem BAG zwei Schulklassen und ihre Lehrkräfte für 14 Tage unter Quarantäne gestellt. Zuvor war eine 21-jährige Absolventin der Technischen Fachschule Biel positiv getestet worden. Von der Quarantäne betroffen sind insgesamt 54 Personen.

Im Kanton Freiburg wurde ein 30-jähriger Mann aus dem Greyerzbezirk, der vor Wochenfrist aus der Lombardei zurückgekehrt war, positiv getestet. Neun Personen aus dessen Umfeld wurden zu Hause unter Quarantäne gestellt. Das Grand Resort Bad Ragaz (SG) hat vorsichtshalber fünf Mitarbeitende beurlaubt, die in engem Kontakt mit einem Gast standen, der später im Kanton Zürich positiv getestet wurde.

Kindergarten im Aargau betroffen
Im aargauischen Spreitenbach wurde ein 31 Jahre alter Kindergarten-Lehrer positiv auf Coronavirus getestet, nachdem er in der vergangenen Woche Familienbesuch aus Norditalien empfangen hatte. Rund 70 Kontaktpersonen sind von Massnahmen betroffen, darunter 44 Kindergartenkinder und 8 Lehrpersonen. Und im Wallis wurde ein zweiter Fall entdeckt, ein Familienmitglied des Oberwalliser Patienten.

Angesicht der steigenden Verdachtsfälle gab der Genfer Kantonsarzt am Sonntag bekannt, auf ein tägliches Update der Fallzahlen zu verzichten. Alle Patienten seien jedoch wohlauf. Im Tessin konnte der erste am Coronavirus erkrankte Patient aus dem Spital entlassen werden.

Viele Veranstaltungen abgesagt
Nachdem der Bundesrat am Freitag alle Anlässe mit über 1000 Personen verboten hatte, wurde die Liste mit den abgesagten Veranstaltungen immer länger. Abgesagt worden sind namentlich die Basler Fasnacht, der Internationale Autosalon in Genf, sämtliche Fussballspiele der obersten Spielklassen, der Engadin Skimarathon und verschiedene Konzerte. Die beiden letzten Qualifikationsrunden der Schweizer Eishockeymeisterschaft fanden unter Ausschluss des Publikums statt.

Daniel Koch, Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG, schätzte die Lage in Italien am Samstag vor den Medien als «beunruhigend» ein, es müsse von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen werden. Dies bedeute für die Schweiz, dass die Situation auch hier bald «ausser Kontrolle» geraten könnte. Das Virus werde sich weiter ausbreiten und man werde die Ansteckungsketten verlieren. Deshalb gelte es, mit den Ressourcen haushälterisch umzugehen.

Man werde sich künftig auf die schweren Fälle konzentrieren. Von den leichten Fällen sei deshalb sehr viel Selbstdisziplin verlangt. «Wir werden es nicht schaffen, über längere Zeit jeden Fall, der hustet, vollständig zu testen und zu isolieren», so Koch. Die Produkte für Labor-Tests würden allmählich knapp.

Vom BAG und den kantonalen Behörden erging deshalb für das Wochenende der dringende Rat, die Notfälle der Spitäler nicht mit Bagatellfällen zu verstopfen und die dortigen Ressourcen für schwerere Fälle zu schonen. Auf die Anordnung von drastischeren Massnahmen wie Grenz- oder Schulschliessungen verzichtete das BAG.

Information intensivieren
Vorerst will das BAG die Information an die Bevölkerung intensivieren, um eine schnelle Verbreitung des Virus möglichst zu verhindern. Viele Kantone erliessen auf Basis der BAG-Vorgaben ihre Weisungen für den zwischenmenschlichen Umgang.

Die Luzerner Gesundheitsbehörden etwa erklärten in einer Information zuhanden der Bevölkerung das «Lächeln zum neuen Händeschütteln». Wer auf Begrüssungen per Handschlag, eine Umarmung oder das Küssen verzichte, schränke das Risiko bedeutend ein, Viren weiterzugeben oder sich anzustecken.

Zu reden gab über das Wochenende die unterschiedliche Handhabung von Anlässen mit weniger als 1000 Personen, für die die Kantone zuständig sind. Einige verschärften die Auflagen auch für kleinere Veranstaltungen, andere nicht.

Nicht ohne Risikoabschätzung
Grundsätzlich müssen Veranstalter in Zusammenarbeit mit den Kantonen für kleinere, regionale Anlässe auf Geheiss des BAG eine Risikoabschätzung durchführen. Der Kanton Graubünden etwa präzisierte die Risikoabwägung für Anlässe mit weniger als 1000 Personen und empfahl grundsätzlich, wie bereits die Stadt Chur, auf Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen zu verzichten.

Im Kanton Bern müssen die Organisatoren nachweisen, dass keine Personen anwesend sind, die in den letzten zwei Wochen aus Regionen angereist sind, die vom Covid-19-Virus betroffen sind. Zudem müssen die Veranstalter die Identität der Personen kennen.

Das BAG will am Montag unter den Kantonen einen Abgleich machen, um eine gewisse «Harmonisierung» zu erreichen, ohne die Hoheit der Kantone zu sehr einzuschränken, wie Koch am Samstag betonte.

Die neusten Entwicklungen in der Branche
Schweiz Tourismus und HotellerieSuisse informieren laufend über die neusten Vorkehrungen und Massnahmen in der Tourismusbranche:
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Die Frühlingssession der Eidgenössischen Räte, die am Montagmittag im Bundeshaus beginnt, findet statt. Gleiches gilt für die Session des Grossen Rats des Kantons Bern im Berner Rathaus.

Für die Schweizer Tourismusbranche, die wesentlich von der Ausbreitung des Coronavirus betroffen ist, passen sowohl Schweiz Tourismus wie auch der Branchenverband HotellerieSuisse ihre Webseiten laufend mit neusten Hinweisen und Handlungsempfehlungen an. Die Verbände stehen in engem Austausch mit den Regional- und übrigen Tourismusverbänden sowie zuständigen Behörden, um laufend über die neusten Entwicklungen und Massnahmen zu informieren (siehe Box). (sda)

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