Die Tourismusprognosen, die BAK Economics im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) erstellt, gehen für die kommende Sommersaison von einer steigenden Nachfrage nach Logiernächten in der Schweiz aus. Das Forschungsbüro erwartet ein Plus von 2,3 Millionen Übernachtungen gegenüber Sommer 2021. Dies, obschon die Folgen des Angriffskriegs in der Ukraine die Erholung von der Covid-19-Krise abbremsen.

Im gesamten Tourismusjahr 2022 soll der Zuwachs knapp 7,3 Millionen Logiernächte betragen. Das ist zwar  ein Plus von 26 Prozent gegenüber dem Jahr davor, es sind aber weiterhin weniger Übernachtungen als vor der Pandemie. Effekte wie die restriktive Corona-Politik in China und strukturellen Veränderungen bei den Geschäftsreisenden führen jedoch dazu, dass das Vorkrisenniveau der Logiernächte erst im Winter 2023/24 erreicht wird.

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Globale Effekte bremsen die Erholung im Sommer
Wegen des Ukraine-Kriegs ist die Anzahl Gäste aus Russland beinahe auf Null gesunken. Zudem wurden die schon vor dem Krieg global hohen Inflationstendenzen durch Lieferengpässe und nochmals markant verteuerte Rohstoffpreise weiter verschärft. In Kombination mit der allgemein grossen Unsicherheit, in Folge der geopolitischen Spannungen, habe das Konsumentenvertrauen deutlich nachgelassen, schreibt BAK Economics in einer Mitteilung vom Dienstag. Weiter werden diesen Sommer die Wachstumsimpulse aus den Fernmärkten durch hohe Flugpreise, verursacht durch Brennstoff- und Fachkräftemangel, abgeschwächt.

Unter dem Strich dürften aber die positiven Effekte überwiegen: Das allmähliche Wegfallen der meisten Reisebeschränkungen und das Bedürfnis der Gäste, die verpassten Ferien nachzuholen werden vor allem aus den Fernmärkten einen Gästezuwachs bringen. Den grössten Wachstumsschub erwartet BAK Economics von den USA und aus dem Vereinigten Königreich.

Derweil werde die Inlandsnachfrage gegenüber dem hervorragenden Sommer 2021 um rund 2 Millionen Logiernächte  oder 16 Prozent sinken. Die Nachfrage der Schweizerinnen und Schweizer nach Ferien im eigenen Land wird auch in den Jahren 2023 und 2024 erhöht bleiben, wenn auch nicht mehr ganz so hoch wie 2021.

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Nachfrage aus China werde sich nicht mehr komplett erholen
International ist in den kommenden Jahren mit einer weiter, abgeschwächten Erholung zu rechnen. Für das Tourismusjahr 2023 erwarten die BAK-Fachleute ein Zuwachs von 3,2 Millionen Logiernächten (+9.3 Prozent). Das Vorkrisenniveau werde bei den Logiernächten erst im Winter 2023/24 erreicht, so die Prognose. Ab Sommer 2023 soll besonders die sukzessive Rückkehr der chinesischen Gäste ins Gewicht fallen.

Bei den städtischen Gebieten, die erheblich von den Fernmärkten und den Geschäftsreisen abhängig sind, verläuft die Erholung zögerlicher. Sowohl beim Geschäftstourismus als auch bei den Gästen aus China rechnet BAK Economics nicht damit, dass die Zahlen von vor der Pandemie auf absehbare Frist wieder erreicht werden. Beim Geschäftstourismus erwarten die Forscher einen strukturellen Rückgang um 15 Prozent weil Geschäftsreisen digitalisiert werden. Für Chinesen würden Auslandreisen schwieriger, sagten die Forscher gegenüber den Medien. Sie rechnen auch hier mit einem strukturellen Rückgang um rund 15 Prozent. (htr/stü)

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