Auf Einladung von Bundesrat Schneider-Ammann haben heute Vormittag die Präsidenten der Tourismusverbände Schweizerischer Tourismusverband (STV), Verband öffentlicher Verkehr (VöV), Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren (RDK), Seilbahnen Schweiz, GastroSuisse, hotelleriesuisse und Parahotellerie Schweiz an einem runden Tisch zur Umsetzung der Tourismusstrategie des Bundes teilgenommen. Dabei stand deren Umsetzung und Finanzierung im Vordergrund. Man habe dem Wirtschaftsminister die Forderungen in einem «offenen und konstruktiven Gespräch» erläutert, wie es in einer Medienmitteilung vom Montag heisst.

Die Finanzierung der Instrumente (Schweiz Tourismus (ST), Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit (SGH), Innotour und Neue Regionalpolitik (NRP)) wird in der parlamentarischen Debatte im Jahr 2019 im Rahmen der Standortförderungsbotschaft 2020-2023 geregelt.

Angesichts der Dynamisierung und steigenden Komplexität des wirtschaftlichen Umfeldes erwarteten die Verbände vom Bund die nötigen Mittel für Investitionen in Landesmarketing, Innovation, Wissensaufbau und touristische (digitale) Infrastruktur. Für die Periode 2020-2023 beanspruchen die Verbände für Schweiz Tourismus 240 Millionen und für Innotour 30 Millionen Franken an finanziellen Mitteln. Ausserdem müsse das Zusatzdarlehen für die SGH weiterbestehen und der Wert des Fonds für Regionalentwicklung erhalten bleiben.

Die Wünsche der Touristiker sind nicht unumstritten. Mitte Monat kritisierte die «NZZ» in einem ganzseitigen Artikel eine «schleichende Subventionitis» im Tourismus trotz Boom in der Branche. htr-Chefredaktor Gery Nievergelt reagierte in einer Replik auf die Vorwürfe und stellte klar, dass es nicht um die Subventionierung unrentabler Unternehmen gehe, sondern vielmehr um die Standortförderung in Randregionen und um den Erhalt von Arbeitsplätzen. Zudem zeichneten die steigenden Logiernächtezahlen ein positiv verzerrtes Bild der tatsächlichen Lage in den touristischen Betrieben.

Logiernäche zeigen nur die halbe Wahrheit
Die Verbände haben, heisst es in der Mitteilung weiter, Bundesrat Schneider-Ammann klar aufgezeigt, dass steigende Logiernächtezahlen allein kein geeigneter Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung im Schweizer Tourismus seien. Seit der Krise 2008 seien Umsätze und Erträge pro Logiernacht in vielen gastgewerblichen Betrieben teils zweistellig gesunken. Auch die Anzahl Skierdays (Winterersteintritte) seien um ein Viertel eingebrochen.

Angesichts des grundlegenden Strukturwandels im Tourismus – bedingt durch Digitalisierung, demografischen Wandel, Klimawandel sowie starke Veränderungen der Gästestruktur und -bedürfnisse – sei gerade die Investitionsfähigkeit ein zentrales Element für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit, so die Verbände. Hinzu komme eine stärker werdende Komplexität und rasant wachsende Geschwindigkeit der Veränderungen, die besonders den Tourismus mit den klein- und mittelständischen Betrieben fordere.

Die Herausforderungen wurden von der Branche angepackt
Die Verbände halten gegenüber dem Bundesrat fest, dass ohne die Förderinstrumente viele der wichtigsten Innovationen der letzten zehn Jahre nicht möglich gewesen wären. So haben Betriebe und Destinationen ihre Positionierung und Vermarktung verbessert. Neue attraktive Ausbildungen wie «Hotelkommunikationsfachfrau/-mann» EFZ und die Berufsprüfung «Gästebetreuer/in» wurden eingeführt. Zahlreiche neue Geschäfts- und Kooperationsmodelle konnten sich auf dem Markt etablieren.

Verbände unterstützen die Tourismusstrategie des Bundes
Im Herbst 2017 verabschiedete der Bundesrat die Tourismusstrategie. Diese wurde in enger Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden erarbeitet. Sie fusst auf dem klaren Committment, das Unternehmertum zu stärken sowie die Branche subsidiär bei der digitalen Transformation zu unterstützen.

Sieben Verbände und Organisationen nehmen Stellung: Schweizerischer Tourismusverband (STV), Verband öffentlicher Verkehr (VöV), Konferenz der regionalen Tourismusdirektoren (RDK), Seilbahnen Schweiz, GastroSuisse, hotelleriesuisse und Parahotellerie Schweiz. Die Verbände vertreten insgesamt rund 25'000 Mitglieder in der Tourismus- und Transportbranche. Der überwiegende Teil sind mittelständische Betriebe. Im Jahr 2016 generierte die Tourismusbranche insgesamt 46 Milliarden Franken an Einnahmen. Mit 16,9 Milliarden Franken trägt der Tourismus massgebend zur Wertschöpfung in der Schweiz bei. In der Branche sind rund 260'000 Personen beschäftigt. 4.4 Prozent der Exporteinnahmen sind dem Tourismus zuzuschreiben. In den Berggebieten sind 26.8 Prozent der Arbeitnehmer direkt oder indirekt im Tourismus beschäftigt. Ausserdem trägt die Branche zu rund 21 Prozent der direkten und indirekten Bruttowertschöpfung in diesen Gebieten bei.

htr/pt