(Keystone-SDA) Mit der innovativen Belebung der Altstadt und der Industriebauten habe Lichtensteig, die Kleinstadt im Toggenburg, zu einem neuen Selbstbewusstsein gefunden, schreibt der Schweizer Heimatschutz am Dienstag in seiner Mitteilung. Die Organisation ehrt den Ort mit dem diesjährigen Wakkerpreis.

Lichtensteig sei über Jahrhunderte das wohlhabende städtische Zentrum im ländlichen Toggenburg gewesen, wo der regionale Handel abgewickelt und für den nationalen und internationalen Markt produziert worden sei. Die Kleinstadt gelte als einer der Gründungssitze der UBS und als Ort, an dem die Sekunde erfunden worden sei.

Doch nach der Blütezeit Lichtensteigs seien eine Altstadt und Industriebauten mit grossen Leerständen zurück geblieben, denn die örtliche Wirtschaft sei ab den 1970er-Jahren ins Straucheln geraten. Hunderte Arbeitsplätze in Industrie, Handel und Dienstleistung verschwanden und die Bevölkerung schrumpfte bis vor kurzem beständig, wie es weiter hiess. Das Resultat seien im Stadtzentrum leer stehende Erdgeschossflächen und unternutzte Industriebrachen gewesen.

Bevölkerung wegen Erotikbetrieb aufgebracht
Das Vorhaben, einen unerwünschten Erotikbetrieb in einer ruhigen Altstadtgasse einzurichten, habe die Stadtbevölkerung aufgebracht und einen Prozess mit langfristigen Auswirkungen ausgelöst. Politik, Bevölkerung und Wirtschaft hätten den Leerstand nicht mehr hinnehmen wollen. Es seien neue innovative Perspektiven zur Belebung der ungenutzten Räume entwickelt worden.

Lichtensteig positioniere sich seither bewusst mehrdeutig als «Mini.Stadt» – als selbstbewusste Kleinstadt auf dem Land, die «preiswerten Raum bietet zur Verwirklichung von eigenen Visionen und Ideen». Die Stadt unterstützt dabei Initiativen, die Erdgeschosse und Brachen beleben. Es gelinge damit, neue Menschen anzuziehen und Eingesessene zu halten, Kultur zu ermöglichen und damit den Charakter eines urbanen Zentrums in einer ländlichen Region wieder zu stärken.

Ein Prozess mit Zukunftspotenzial
Die Strategie «Mini.Stadt» sei kein Projekt mit einem Enddatum, sondern ein Prozess mit Zukunftspotenzial. Die Herausforderungen blieben konstant hoch, hiess es. So habe sich die Stadt jüngst eine Vision und Strategie für die räumliche Entwicklung bis 2050 gegeben, die auch wesentliche Chancen zur Aufwertung des Siedlungsbilds ausserhalb der Altstadt bieten sollen.

Der Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen den mit 20'000 Franken dotierten Wakkerpreis. Erstmals ermöglicht wurde die Preisvergabe 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz.