Der Gesetzesentwurf des Bundesrates zur Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative befindet sich noch bis zum 20. Oktober in der Vernehmlassung. In den Bergekantonen ist eine vorsichtige Zuversicht bezüglich der Umsetzung auszumachen.

Noch sind nicht alle Fragen geklärt, es tauchen gar neue auf. «Lösungen statt Fragen» war dann auch das Motto der Fachtagung Zweitwohnungen vom vergangenen Dienstag in Zürich, organisiert von der Churer Beratungsunternehmung grischconsulta und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete (SAB).

Einleitend wurden die Fakten und Erkenntnisse aus der grischconsulta Pionier-Studie «Die Ferien- und Zweitwohnungen Davos» sowie aus der aktuellen Befragung der Zuozer Ferien- und Zweitwohnungsbesitzer präsentiert. Die eindrückliche touristische und volkswirtschaftliche Bedeutung der Ferien- und Zweitwohnungen wurde durch diese Arbeiten schweizweit erstmals erhoben und vorgestellt.

Im anschliessenden Themenblock wurden die Markt- und Gästebedürfnisse hinsichtlich der Vermietung von Ferienwohnungen diskutiert. Das Geschäftsmodell und die Erfahrungen einer erfolgreichen Oberengadiner Bewirtschaftungsagentur, die erstmals präsentierten Resultate einer aktuellen Kundenbefragung des Branchenleaders e-domizil und die Zweitwohnungs-Offensive der Tourismusorganisation Engadin Scuol Samnaun Val Müstair dienten als Diskussionsgrundlage.

Vertreter des Vereins Zweitwohnungsbesitzer Region Davos, des Förderverein Sessellifte Zuoz sowie der Allianz Zweitwohnungen Schweiz erläuterten den Teilnehmenden im zweiten Themenblock ihre Anliegen und Erwartungen. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass die Wohnungsbesitzer grosses Interesse an ihren Feriendestinationen haben und sehr wohl bereit sind, auch aktiv an deren Zukunftsgestaltung mitzuarbeiten. Grosse Defizite sind offensichtlich noch bezüglich Kommunikation und Beziehungspflege zu den auswärtigen Wohnungseigentümern zu finden.

Um die Rolle und Handlungsmöglichkeiten der vom Zweitwohnungsphänomen betroffenen Gemeinden darzustellen, erläuterten Gemeindevertreter von Zermatt, Silvaplana und Saanen-Gstaad ihre Situation. Thematisiert wurden dabei Punkte wie Lenkungsabgaben, Hotelförderung, volkswirtschaftliche Fragestellungen und die Auswirkungen des neuen Zweitwohnungsgesetzes.

Abschliessend wurde der Entwurf des Zweitwohnungsgesetzes und dessen Wirkungen mit Vertretern der Fondation Franz Weber, der Regierungskonferenz der Gebirgskantone und Unternehmern diskutiert. Zahleiche Voten aus dem Publikum unterstreichen die Komplexität und Bedeutung der Herausforderung, die damit auf die Gemeinden aus dem Schweizer Alpenraum zukommt. (npa/axg)

Erkenntnisse aus den Präsentationen und Diskussionen siehe Box oben rechts.

 

hotelleriesuisse begrüsst Entwurf
Der Branchenverband hotelleriesuisse hat diese Woche dem Bundesamt für Raumentwicklung mitgeteilt, dass er den Gesetzesentwurf des Bundesrates grundsätzlich begrüsse. Die «Kernforderungen» der Hotellerie, die bereits in der gültigen Verordnung berücksichtigt seien und die Umnutzung bestehender sowie den Neubau neuer (sogenannt strukturierter) Beherbergungsbetriebe betreffen, würden auch im Gesetzesentwurf erfüllt.

Der wichtigste Einwand bezieht sich auf Wohnungen ausserhalb solcher Betriebe, die laut dem Entwurf dann gebaut werden dürfen, wenn sie «auf einer auf den internationalen Markt ausgerichteten, kommerziellen Vertriebsplattform angeboten» werden. hotelleriesuisse befürchtet aufgrund dieser Formulierung den missbräuchlichen Bau «verdeckter» Zweitwohnungen. Deshalb fordert der Verband strengere Anforderungen, etwa den Anschluss einer Wohnung an das Klassifikationssystem des Schweizerischen Tourismus-Verbandes. axg

Mehr zum Thema «Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative» lesen Sie im «fokus» der htr hotel revue Nr. 37 vom 12.9.2013 (E-Paper)