Der Freiburger Tourismus von morgen war Thema des 11. Rendez-vous PROtourism im Landwirtschaftlichen Institut des Kantons Freiburg vom 14. November in Grangeneuve. Seit seiner Lancierung im 2016 hat das Projekt «DMO X – Lean Destination Management » zum Ziel, die touristischen Strukturen zu vereinfachen und Kompetenzen zu vernetzen. Um diese Ziele zu erreichen, nimmt der Freiburger Tourismusverband (FTV) die Dienste einer Beraterfirma für Unternehmensstrategie sowie einer Agentur für Tourismusmarketing in Anspruch. Die ersten Resultate wurden nun vor über 160 Mitgliedern des Netzwerks PROtourism präsentiert.

Netzwerk PROtourism
Das Netzwerk PROtourism zählt rund 1500 Mitglieder. An zweimal jährlich stattfindenden Treffen will der FTV anhand von Vorträgen, Anwendungsbeispielen oder Weiterbildung eine Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch für die Akteure im Freiburger Tourismus schaffen. Das 12. Rendez-vous PROtourism findet am 9. Mai 2019 statt.

Reaktionsgeschwindigkeit 4.0
Im Jahr 2030 werden weltweit nahezu zwei Milliarden Personen Touristen sein – das sind doppelt so viele wie im 2015. Angesichts dieses Wachstums und den Herausforderungen der Digitalisierung muss sich der Freiburger Tourismus anpassen und will eine Vorreiterrolle einnehmen. Dazu Pierre-Alain Morard, Direktor des FTV: « Es ist unumgänglich, dass wir uns an den Besucherströmen orientieren und unsere Strukturen im Hinblick auf Kundenorientierung, Professionalität und Reaktionsgeschwindigkeit überdenken.».

Die Direktion des FTV und die Direktorinnen und Direktoren der sieben regionalen Tourismusorganisationen (RTO) waren von Anfang an – als leitendes Gremium – in das Projekt Lean Destination Management eingebunden. In fünf Phasen (Vorbereitung, Analyse, Optimierung, Gestaltung, Umsetzung) sollen konkrete und verwertbare Resultate erhalten werden. Das Projektteam versammelte sich einmal im Monat jeweils für einen halben Tag und arbeitete gemeinsam auf ein Modell hin, das den gesetzten Zielen entspricht.

Nach Informationssammlung und Prozessvalidierung in Phase 1 wurden in Phase 2 gegen 90 Mitarbeitende des FTV, der OTR und der lokalen Tourismusbüros befragt. Bei dieser Bestandesaufnahme wurde festgestellt, dass Allrounder-Profile wenig Spezialisierung zulassen und somit gewisse Kompetenzen unzureichend genutzt werden. In Phase 3 wurden rund 50 Optimierungsmassnahmen definierte, die kurz-, mittel- und langfristig ins neue Organisationsmodell einzubinden sind. Die Vorstände der RTO und der lokalen Tourismusorganisationen erhalten Informationen über diese Empfehlungen und das Organisationsdesign, welches in Phase 4 vorgestellt wird.

Künftige Revision des Tourismusgesetzes
Das rasche Fortschreiten des Prozesses ermöglicht die Einführung (Phase 5) bereits in den kommenden zwei Jahren. Da zusätzliche Mittel zur Umsetzung benötigt werden, wird Ende Jahr ein Finanzhilfegesuch mit Hauptgewicht Innovationsförderung an Innotour gestellt. Die neue Organisation muss zudem in die Revision des Tourismusgesetzes eingebunden werden, an dem das Projektteam parallel arbeitet.

Für Jürg Schmid, früherer Direktor von Schweiz Tourismus, geht das Freiburger Projekt in die richtige Richtung. Die Zielerreichung des Projektes – nämlich die Bündelung der Marketingmittel sowie die Professionalisierung der Marketingorganisation – hängt davon ab, inwiefern die beteiligten Parteien bereit sind, den eigenen Wunsch nach Individualität und Selbstbestimmung hinten anstellen. Am Rendez-vous PROtourism vom 14. November wurden – nach den Experten-Vorträgen – die ersten Phasen des Projektes an einer Podiumsdiskussion thematisiert. Die Runde bestand aus den Mitgliedern des Projektteams und wurde geleitet durch Louis Ruffieux, Journalist und früherer Chefredakteur der Tageszeitung La Liberté. (htr/og)