Ein modernes und leistungsfähiges Angebot gehört zum Kapital einer Ferienregion, denn die Übernachtungsgäste beleben die Destination und bewirken hohe touristische Wertschöpfung sowie bessere Auslastungsstabilität. Doch mit den sich schnell verändernden Gästeansprüchen mitzuhalten kann mitunter eine grosse Herausforderung für die Beherbergungswirtschaft bedeuten, besonders bei den geltenden Rahmenbedingungen in der Schweiz mit ihrer harten Währung, den hohen Faktorkosten und der Regulierungsdichte.

So verzeichneten viele alpine Destinationen in den letzten Jahren einen gravierenden Logiernächteeinbruch. Die Rückeroberung der Gäste bedingt ein modernes und vielseitiges Beherbergungsangebot, das die verschiedensten Bedürfnisse abzudecken vermag.

Qualitätsangebote sind notwendig
Andreas Deuber, Leiter des Instituts für Tourismus und Freizeit an der FH Graubünden, begrüsste die Gäste, die sich erfreulicherweise zu knapp 40 Prozent aus touristischen Leistungsträgern und tourismusnahen Unternehmen rekrutierten. In seinen Einführungsworten wies er auf die Notwendigkeit eines breiten Qualitätsangebotes in den drei Bereichen Hotellerie, Parahotellerie und Zweitwohnungen hin.

Durch die Zweitwohnungsinitiative sei das hochrentable Geschäft mit Zweitwohnungen des alten Modells zusammengebrochen, ohne dass man allerdings wisse, wie sich die neuen Zweitwohnungen am Markt etablieren könnten. Es dürfe kaum damit gerechnet werden, dass sich das Geschäft mit diesen touristisch bewirtschafteten und von einem strukturierten Beherbergungsbetrieb zu führenden Wohnungen auf dem gleichen Preisniveau einspielen werde. Generell blieben sämtliche Beherbergungsprojekte in den saisonalen Ferienregionen eine finanzielle Herausforderung, weshalb die Fördermöglichkeiten der öffentlichen Hand eine wichtige Rolle spielten.

Wünsche und Buchungsverhalten der urbanen Gäste
Danach stimmte Jon Bollmann, Verleger des Schweizer Reisemagazins Transhelveticca und scharfsinniger Beobachter der Szene, die Gäste auf die nachfolgenden Breakoutsessions ein, indem er sich mit den Wünschen von urbanen Gästen und ihrem Buchungsverhalten auseinandersetzte, das immer kurzfristiger werde. Die Erfolgskriterien für kleine und mittlere Hotelbetriebe sieht er in der persönlichen Führung und Gastgeberkultur, einer passenden echten Ausstrahlung und geschicktem Geschichtenerzählen. Nur so könne man sich gegen die grossen und starken internationalen Kettenhotels behaupten.

Anschliessend verteilten sich die 125 Gäste auf sieben Breakout Sessions, in denen unter anderem das erfolgreiche Pradas-Resort in Brigels vorgesellt wurde. Resorts sind gemäss Ausführungen des Initianten Marcel Friberg nicht überall geeignet und kein allgemeingültiges Erfolgsrezept, sie beinhalten aber durchaus die Chance, eine Destination nachhaltig zu beleben. Er betonte, dass «Ressorts sind nur dann möglich, wenn auch die Standortgemeinde kompromisslos will.»

Vorgestellt und diskutiert wurde auch das durch die Bergbahnen Davos Klosters seit ca. dreissig Jahren verfolgte Konzept der vertikalen Integration, welches das Unternehmen zum mit Abstand grössten Beherberger in der Destination macht, mit Kapazitäten in sämtlichen Angebotssegmenten. Weitere Breakouts befassten sich mit strukturellen Veränderungen in der Hotellerie, dem Wellnesshostel Laax als Publi-Private-Partnerschip, temporären Hotelbauten und Angebotstrends in Hotellerie und Parahotellerie. Viel Interesse weckte auch das Projekt RenoRent des Instituts für Tourismus und Freizeit, welches die Anmietung, Renovation und Vermietung von veralteten Zweitwohnungen zum Gegenstand hat.

Nächstes Trendforum zum Thema China
Das Tourismus Trendforum 2019 wollte erklären, anregen, hinterfragen und Mut zum Verlassen der bekannten Pfade machen. Das Terrain ist anspruchsvoll, aber die Erfolgschancen sind nach wie vor gegeben. Die FH Graubünden will mit praxisorientierter Forschung und in Zusammenarbeit mit Praxispartnern einen aktiven Beitrag zum zukünftigen Erfolg leisten.

Das nächste Tourismus Trendforum findet am 19. November 2020 statt und befasst sich mit dem Tourismusmarkt China. Das jährlich stattfindende und vom Institut für Tourismus und Freizeit der FH Graubünden organisierte Tourismus Trendforum bringt Player der Tourismus- und Freizeitwirtschaft zusammen und thematisiert Trends und massgebende Entwicklungen im Tourismus. (htr)