«Der neuerliche Anstieg von Covid-19 beunruhigt», sagte Regierungspräsidentin Nuria Gorrite (SP) am Dienstag vor den Medien in Lausanne. Der Kanton Waadt sei derzeit der am stärksten betroffene Kanton der Schweiz, sagte die Sozialdemokratin.

Um einen zweiten Lockdown zu vermeiden, kündigte der Staatsrat eine Reihe von «strengen, aber verhältnismässigen Massnahmen» an. Im Fokus: das Nachtleben und grosse Familienfeiern – die beiden Hauptansteckungsquellen.

Wie zuvor in Genf müssen Diskotheken und Nachtclubs ihre Pforten schliessen. Der Kanton prüfe eine Entschädigung für die Lokalbetreiber, sagte Wirtschaftsdirektor Philippe Leuba.

Weiter beschloss die Regierung, die Maskenpflicht auszuweiten und Privatfeste ab 100 Personen zu verbieten. Diese Massnahmen treten am Donnerstag um 15.00 Uhr in Kraft. Zudem will der Kanton auf eine stärkere Rückverfolgbarkeit setzen.

Obligatorisch ist das Tragen einer Gesichtsmaske künftig in Räumen, die der Öffentlichkeit offenstehen. Keine Pflicht gilt hingegen in Räumlichkeiten, zu denen nur Angestellte Zugang haben, wie Leuba erklärte.

Sitzpflicht in Restaurants
In Restaurants und Bars müssen Angestellte künftig immer eine Maske tragen. Eine solche Pflicht gilt auch für Gäste, sofern diese nicht sitzen. Das Konsumieren von Getränken und Speisen ist nur noch sitzend gestattet. Zudem müssen sich Gäste in eine Liste eintragen. Im öffentlichen Verkehr gilt weiterhin eine allgemeine Maskenpflicht, ebenso in Läden ab zehn Personen.

Neue Maskenregeln gelten ab Donnerstag auch für private Anlässe. Ab 50 Personen ist das Tragen von Masken obligatorisch. Zudem muss der Veranstalter eine Teilnehmerliste führen.

Ältere wieder stärker betroffen
Ziel des Kantons sei es immer gewesen, einerseits insbesondere die verletzlichen Personen zu schützen und andererseits dafür zu sorgen, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet werde, sagte die Waadtländer Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz (SP). Nach einer vorübergehenden Stabilisierung änderten sich nun aber die Zahlen, stellte Ruiz fest.

«Es könnte bald passieren, das ein Spital keine Kapazität mehr hat», warnte Ruiz. Sorgen bereitet der Kantonsregierung, dass die Altersklasse der über 65-Jährigen wieder stärker von Corona-Infektionen betroffen ist. 

Am Montag befanden sich im Kanton Waadt 33 Personen wegen Covid-19 im Spital. Seit dem 17. August verstarben neun Personen. Knapp 2000 Personen sind in Quarantäne.

Genf unter Kontrolle
Im Kanton Genf haben sich nach Ansicht der Behörden die Ende Juli getroffenen Massnahmen bewährt, um die exponentielle Ansteckungskurve zu durchbrechen. So wie nun der Kanton Waadt, hatte Genf damals eine Maskenpflicht in Bars und Restaurants angeordnet und alle Diskotheken geschlossen.

Die Zirkulation des Virus sei zwar sehr hoch, aber die Situation unter Kontrolle, sagte der Generaldirektor für Gesundheit, Adrien Bron, an einer Medienkonferenz in Genf. Er betonte den Unterschied zwischen den beiden Genferseekantonen. Der Kanton Waadt verzeichne seit Mitte August ein exponentielles Wachstum. Dies sei in Genf nicht mehr der Fall, sagte Bron.

In Genf ist der Anteil der positiv getesteten Personen in der Altersgruppe der 20- bis 49-Jährigen deutlich zurückgegangen. «Das ist ein Zeichen dafür, dass die Schliessung von Diskotheken ein Erfolg war», sagte er.

Am Dienstag verzeichnete der Kanton Genf 49 neue Corona-Fälle. 29 Patienten befanden sich in Spitalpflege – eine Verdoppelung innert Wochenfrist. Seit Mitte der vergangenen Woche gab es fünf Todesfälle in Pflegeheimen. (sda)