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Dossier: htr.ch-serie: Hoch hinaus in Zermatt
Das Dossier zum Thema:

htr.ch-serie: Hoch hinaus in Zermatt

Publiziert am 28. Juni 2016

Let's go: Wo die Luft spürbar dünner ist

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 13. September 2018

Part seventeen: Nervenkitzel in 170 Meter Höhe

htr.ch-Autorin Sandra Stockinger lüftet mit ihrer Baukolumne das …
Publiziert am 31. August 2018

Part sixteen: Der Countdown hat begonnen

Nach fast drei Jahren Bauzeit gehen die Bauarbeiten am «Matterhor…
Publiziert am 20. Juni 2018

Part fifteen: Noch ein letzter strenger Bausommer

Nach einem schneereichen Winter geht es nun in den Endspurt auf d…
Publiziert am 01. Dezember 2017

Part fourteen: Alles auf Kurs

In diesem Sommer ging der Bau der neuen Zermatter 3S-Bahn in die …
Publiziert am 22. September 2017

Part thirteen: Ein (Draht-)Seilakt

Nachdem die Seile der neuen Zermatter 3S-Bahn von Romanshorn quer…
Publiziert am 23. August 2017

Part twelve: Volle Kraft voraus

In letzter Zeit war es etwas still um die höchste Baustelle Europ…
Publiziert am 23. Juni 2017

Part eleven: Ein Seil geht auf Reisen

htr.ch-Kolumnistin Sandra Stockinger präsentiert eine weitere Fol…
Publiziert am 13. April 2017

Part ten: Kältearbeit auf 3883m – Nichts für Schwache

htr.ch-Kolumnistin Sandra Stockinger ist zurück und präsentiert e…
Publiziert am 08. Dezember 2016

Part nine: Die erste Etappe ist geschafft

Die Zermatt Bergbahnen realisieren derzeit mit der höchstgelegene…
Publiziert am 24. Oktober 2016

Part eight: Wenn Frauen bauen

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 26. September 2016

Part seven: Bahnbau und Umweltschutz – ein Widerspruch?

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 05. September 2016

Part six: Stütze gut, alles gut

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 26. August 2016

Part five: Alleine geht es nicht

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 05. August 2016

Part four: Und jetzt das Feintuning

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 21. Juli 2016

Part three: Luftiger Lastesel

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Publiziert am 01. Juli 2016

Part two: Endlich grünes Licht

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbah…
Sandra Stockinger begleitet für htr.ch den Bau der «Matterhorn Glacier Ride» mit Episoden in loser Folge.
Bild: zvg
Baustart der höchsten 3S Bahn der Welt #1

Dossier: htr.ch-serie: Hoch hinaus in Zermatt

Let's go: Wo die Luft spürbar dünner ist

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.

Im Rahmen eines Ausfluges der Geschäftsleitung begeben wir uns, wie es sich für echte Bähnler gehört, wieder mal in luftige Höhen. Oben auf 3'820m ü.M. angelangt ist die Luft spürbar dünner, das Klima rau und die Felslandschaft karg. Wir befinden uns auf dem Klein Matterhorn. Wo derzeit Fels ausgehoben wird und ein paar Baumaschinen im Einsatz sind, werden planmässig ab Ende 2018 die Kabinen der höchsten 3S Bahn der Welt einfahren. Während jeweils 100 Bautagen in den nächsten drei Sommersaisons realisieren die Zermatt Bergbahnen für 42 Millionen Franken das bisher grösste Bahnprojekt in der Geschichte der Unternehmung.

Diese einleitende Szene hat sich im März dieses Jahres abgespielt. Mit dem Eingang der Konzession und Plangenehmigung am 1. April 2016 haben die Bauarbeiten in Zermatt offiziell begonnen. Aber immer schön der Reihe nach: Was ist überhaupt eine 3S Bahn?

[IMG 2]

Wer sich im Seilbahnen-Fachjargon nicht unbedingt daheim fühlt, dem sei die Abkürzung 3S als Dreiseilumlaufbahn erklärt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pendelbahnen, auch Einseilumlaufbahnen genannt, sind bei einer 3S Anlage Trag- und Zugfunktion der Seile getrennt. Das heisst, dass je zwei Tragseile pro Fahrbahnseite in der Tal- und Bergstation fix verankert und das Zugseil als geschlossene Seilschleife ausgeführt wird. Dies bringt den Vorteil, dass die Bahn höhere Fahrgeschwindigkeiten und daher mehr Förderkapazität erzielt und zudem weniger windanfällig ist. So viel zum technischen Hintergrund.

Die neue 3S Bahn der Zermatt Bergbahnen entsteht ergänzend zur bereits bestehenden Pendelbahn auf Matterhorn glacier paradise (Klein Matterhorn). Die neue Anlage von Leitner ropeways erhöht die Beförderungskapazität um 2'000 Gäste pro Stunde und beseitigt das Nadelöhr auf Trockener Steg ein für alle mal. Ab Winter 2018/19 werden die fünfundzwanzig modernen Kabinen im Pininfarina Design – bekannt von Marken wie Ferrari oder Maserati – mit vom Automobilbau inspirierten Sitzen und grossflächigen Panoramafenstern die Gäste stilvoll auf den Gipfel transportieren.

Es sei bereits vorweg genommen: ein Bauvorhaben diesen Ausmasses auf einer Höhe von knapp 4‘000 Metern stellt die Beteiligten vor grosse Herausforderungen, sowohl logistisch wie auch körperlich. Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag. [IMG 3]

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

hoch hinaus in Zermatt – eine htr.ch-Serie

Part seventeen: Nervenkitzel in 170 Meter Höhe

htr.ch-Autorin Sandra Stockinger lüftet mit ihrer Baukolumne das Geheimnis um die Zusammenarbeit der Zermatt Bergbahnen mit Swarovski.
Sandra Stockinger
Die «Cristal ride»-Kabinen der neuen 3S-Bahn Matterhorn Glacier Rides.
Die «Cristal ride»-Kabinen der neuen 3S-Bahn Matterhorn Glacier Rides. Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg
Kristalle von Swarovski.
Kristalle von Swarovski. Bild: zvg
Bild: zvg
170 Meter über dem Boden eröffnet sich dem Passagier freien Blick auf den Grund.
170 Meter über dem Boden eröffnet sich dem Passagier freien Blick auf den Grund. Bild: zvg
Bild: zvg
Sandra Stockinger mit Gotthard Schöpf, Marketingleiter von Leitner Ropeways.
Sandra Stockinger mit Gotthard Schöpf, Marketingleiter von Leitner Ropeways. Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg
Bild: zvg

Rechtzeitig zum Start in die neue Wintersaison wird die höchste Dreiseilumlaufbahn der Welt auf das Klein Matterhorn eröffnet werden. Für die topmoderne Anlage haben wir uns aber noch eine zusätzliche Attraktion einfallen lassen: Besonderes Highlight werden vier «Crystal ride»-Kabinen mit sich öffnendem Glasboden sein.

[IMG 4]Bereits beim Projektstart der neuen Bahn aufs Klein Matterhorn war klar: Die neue Bahn sollte nicht nur ein weiteres «Beförderungsmittel», sondern eine Attraktion – ein Erlebnis an sich sein. Schnell war die Idee geboren vier der insgesamt 25 Kabinen mit einem Glasboden auszustatten. Dieser sollte aber nicht bereits beim Betreten der Kabine sichtbar sein, sondern sich erst nach Passieren der Stütze 2 effektvoll klären.  Möglich wird dies durch ein aktives Verbundglas, das unter dem Einfluss von Strom von milchig-weiss auf durchsichtig wechselt.

Unter dem Namen «Crystal ride» werden die vier besonderen Kabinen schon bald die neue Attraktion in Zermatt sein. Während der neunminütigen Fahrt auf das Klein Matterhorn und auf einer Höhe von 170 Metern über Grund, klärt sich der bis dahin trübe Glasboden und gibt in Sekundenschnelle den Blick in die Tiefe frei. Mit dem Theodulgletscher direkt unter den Füssen ist den Passagieren ein wahrliches Nervenkitzel-Erlebnis garantiert.

Aber auch das Glamour-Erlebnis kommt mit den «Crystal ride»-Kabinen alles andere als zu kurz. Insgesamt 280‘000 funkelnde Kristalle zieren die vier besonderen Kabinen des neuen «Matterhorn Glacier Rides».[IMG 6-7]

So sind diese auch optisch ein Highlight. Für dieses extravagante Projekt konnten die Zermatt Bergbahnen AG und der Seilbahnhersteller Leitner Ropeways das österreichische Traditionsunternehmen Swarovski gewinnen. Premium trifft auf Premium, sozusagen.

Für die Kristallapplikation verwendet wurden so genannte «Crystal Rocks», welche den hohen Ansprüchen an Widerstandsfähigkeit und Sicherheit in zahlreichen Tests bravurös Stand hielten.

Über die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative sind online unter blog.matterhornparadise.ch zu finden.

Die Kristallisierung einer Seilbahn-Kabine stellt für Swarovski eine Weltpremiere dar sowie auch ein Novum im Seilbahn-Sektor selbst. In Zusammenarbeit zwischen den Zermatt Bergbahnen und Swarovski entstand im Zuge des gemeinsamen Projektes auch noch eine exklusive Matterhorn-Merchandise Linie, welche ab Inbetriebnahme der neuen 3S-Bahn im «Peak Shop» auf dem Klein Matterhorn verfügbar sein wird.

Mit dem «Matterhorn Glacier Ride» und seinen exklusiven «Crystal Ride»-Kabinen schafft Zermatt einmal mehr etwas Einzigartiges. Überzeugen Sie sich doch am besten bald selbst persönlich davon!

Lesen Sie hier alle htr-Serien von Sandra Stockinger zu «Hoch hinaus in Zermatt»

Hoch hinaus in Zermatt – Eine htr.ch-Serie

Part sixteen: Der Countdown hat begonnen

Nach fast drei Jahren Bauzeit gehen die Bauarbeiten am «Matterhorn Glacier Ride» in die Endphase.
Sandra Stockinger
Die neue Talstation der 3S-Bahn Matterhorn Glacier Ride.
Die neue Talstation der 3S-Bahn Matterhorn Glacier Ride. Bild: zvg
Bild: zvg
Spleiss.
Spleiss.
Bergstation der 3S-Bahn Matterhorn Glacier Ride.
Bergstation der 3S-Bahn Matterhorn Glacier Ride. Bild: zvg
Bild: zvg

Die letzte Etappe zur höchsten 3S-Bahn der Welt ist nochmals eine äusserst fordernde. Die Alpe d’Huez möchte man meinen. Die letzten Wochen haben es nochmals in sich.

Wer die 3S-Talstation auf «Trockener Steg» betritt, könnte meinen gleich beginne das Laufwerk zu drehen und der Fahrt auf das Klein Matterhorn stehe nichts mehr im Weg.

Sämtliche Kabinen haben den langen Weg von Grenoble nach Zermatt gefunden, sind zusammengestellt und ans Fahrwerk der neuen Bahn angekoppelt. Der Personenaufzug funktioniert und macht die Station schon jetzt rollstuhlgängig.

Über die Musikanlage klingen bereits die ersten Lieder, und das Lichtkonzept sorgt neben der massiven aber nicht minder eleganten Holzkonstruktion für eine einladene Stimmung.

Dank den kürzlich in Betrieb genommenen Lüftungssystemen gelangt die gute Bergluft bis in den letzten Winkel der Seilbahnstation.

Auch für die Sicherheit der zukünftigen Passagiere ist bereits gesorgt, mit erfolgreich montierten und getesteten Brandmeldeanlagen.

Damit die moderne Fassade und die gesamte Station auch gut in die Natur eingepasst werden kann, sind die letzten Umgebungs- und Rückbauarbeiten im Gange. Parallel dazu steht noch die Baureinigung an. Sobald dies erledigt ist, wird der blaue Bodenbelag verlegt und die Talstation erhält ihr endgültiges «Look and Feel».

[IMG 2]

Auf der Bergstation sieht es zugegebenermassen noch ein wenig mehr nach Baustelle aus. Es sind auch noch bedeutend mehr Männer an der Arbeit, und es geht zu wie in einem Bienenstock. Der Holzbauer hat ganze Arbeit geleistet und die riesige Konstruktion aus tonnenschweren Balken innert wenigen Tagen errichtet.

Die finale Form der Bergstation ist bereits zu erkennen. Noch beherrschen die Gerüste das Aussehen der Station. In wenigen Tagen werden aber auch hier die Photovoltaikanlagen montiert sein und die kristalline Form der Bergstation vollenden.

Im Innern laufen die Testphasen der Lüftungen, des Hallenkrans und der Brandschutzvorrichtungen auf Hochtouren. Neben kleineren Arbeitsschritten wie das Montieren der Fenster im Kommando-Raum oder das Legen des Kunststoffbodens, müssen noch die Gerüste demontiert und abtransportiert werden.

Auch auf der Strecke ist man auf Kurs. Alle vier Tragseile wurden erfolgreich gespannt und sicher in den Stationen verankert. Das Zugseil wurde zu einer Endlosschlaufe gespleisst und hat den ersten Runden erwartungsgemäss standgehalten.

Die ersten Kabinen haben bereits eine kurze Testfahrt hinter sich gebracht. In den nächsten Tagen werden nun immer wieder Kabinen-Konvois auf die Strecke geschickt, um die Einstellarbeiten an den elektromechanischen Teilen voranzutreiben und den sicheren Betrieb zu testen.

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Bald ist man soweit, bis das Bundesamt für Verkehr den «Matterhorn Glacier Ride» auf Herz und Nieren testet und die Konzession für den Betrieb der höchsten 3S-Bahn der Welt erteilen kann. Das Grossprojekt am Fusse des Matterhorns geht in die heisse Phase.

Die Zeichen stehen gut, dass die rund 500 geladenen Gäste an der Eröffnungsfeier am 29. September 2018 exklusiv eine erste Runde mit der neuen 3S-Bahn drehen dürfen.

Die Inbetriebnahme des «Matterhorn Glacier Ride» für die Öffentlichkeit sollte planmässig auf den Start der Wintersaison 2018/19 erfolgen.

Über die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative sind online unter blog.matterhornparadise.ch zu finden.

Lesen Sie hier alle htr-Serien von Sandra Stockinger zu «Hoch hinaus in Zermatt»

Hoch hinaus in Zermatt – eine htr.ch-Serie

Part fifteen: Noch ein letzter strenger Bausommer

Nach einem schneereichen Winter geht es nun in den Endspurt auf der Baustelle für die neue 3S Bahn auf dem Klein Matterhorn.
Sandra Stockinger
Die höchste 3S Bahn der Welt - Winterarbeiten #6
Die höchste 3S Bahn der Welt - Winterarbeiten #6 Bild: zvg
Bild: zvg
Ankunft der Kabine bei der Station «Trockener Steg».
Ankunft der Kabine bei der Station «Trockener Steg». Bild: zvg
Bild: zvg
Lieferung der Kabinen per Helikopter.
Lieferung der Kabinen per Helikopter. Bild: zvg
Bild: zvg
Die Baustelle der Bergstation.
Die Baustelle der Bergstation. Bild: zvg
Bild: zvg
Der Umschlagplatz «Laghi Cime».
Der Umschlagplatz «Laghi Cime». Bild: zvg
Bild: zvg
Schneeräumung bei der Bergstation.
Schneeräumung bei der Bergstation. Bild: zvg
Bild: zvg
Die Montage des Elektromotors.
Die Montage des Elektromotors. Bild: zvg
Bild: zvg
Einstellarbeiten bei den Weichen.
Einstellarbeiten bei den Weichen. Bild: zvg
Bild: zvg

Wir schreiben den 30. Januar 2018. Mitten im strengen und schneereichen Winter Zermatts machen sich die Bauarbeiter auf den Weg zum Klein Matterhorn. Die Bauarbeiten an der 3821 Metern über Meer gelegenen Bergstation werden nach einer kurzen Winterpause wieder in Angriff genommen. Doch bevor der Bau voranschreiten kann, müssen zuerst umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden. Die Baugrube versinkt unter einer fast vier Meter dicken Schneeschicht. Auf dem Umschlagplatz in Laghi Cime Bianche (IT), wo das Baumaterial vorbereitet und zwischengelagert wird, sieht es nicht anders aus. Auch hier muss zuerst mit schwerem Gerät das Baumaterial freigelegt werden.

Nachdem die Schneeräumung mehrere strenge Arbeitstage gefordert hat, können endlich die nächsten Schritte zur Fertigstellung der Bergstation in Angriff genommen werden. Mitte Februar wird somit die Schalung und Betonierung des hinteren Stehers vollendet, damit die elektromechanischen Teile der 3S Bahn verbaut werden können. Doch bis in den Frühling hinein bestimmen die Wetterkapriolen den Fortschritt des Baus. Stürme mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 km/h und Tagestemperaturen von -32°C erschweren den Bau beträchtlich und der Bautrupp wird etliche Male im Zeitplan zurückgeworfen. Immer wieder sind umfangreiche Schneeräumungsarbeiten nötig. [IMG 5]

Während einem Monat zwischen Mitte April und Mitte Mai können sämtliche elektromechanischen Teile verbaut werden. Das Herzstück mit den zwei zehn Tonnen schweren Elektromotoren besteht aus über 10‘000 Einzelteilen. Diese wurden im Werk des Seilbahnherstellers Leitner ropeways in Sterzing in Südtirol gefertigt und vormontiert. Nach dem diese wiederum in transportable Einheiten zerlegt wurden, wurden sie von Südtirol über Italien nach Cervinia und weiter zum Matterhorn Glacier Paradise transportiert und endgültig montiert. Die beiden Elektromotoren mussten ebenfalls aufgrund ihres Gewichts zerlegt werden, bevor sie mit dem Baukran an Ort und Stelle gehievt werden konnten.

3S Bahn sollte planmässig im Herbst eröffnet werden
In der Talstation «Trockener Steg» ist der Rohbau bereits beendet und der Innenausbau ist weit fortgeschritten. Momentan werden die elektromechanischen Teile der Garagierung montiert. Diese ist nötig, dass man die Gondeln der 3S Bahn, wenn sie nicht in Betrieb ist, von den Seilen nehmen kann und in der Garage vor Wind und Wetter geschützt unterstellen kann. Zurzeit sind die letzten Einstellarbeiten an der Garagierung und an den Weichen im Gange. [IMG 7]

Obwohl sich die Arbeiten an der Talstation bald dem Ende nähern, gibt es noch viel zu tun bis zur Eröffnung. In der Bergstation werden bis Mitte Juli die Montage des Dachriegels beendet, damit der Holzbauer die Aussenschale der Bergstation in Angriff nehmen kann. Weiter werden die Arbeiten am Kommandoraum in den nächsten Wochen beendet. Die nächsten grösseren Etappen bilden der Ausbau des Maschinenraums und die Fertigstellung des Seilzugs. Es steht also noch ein letzter, aber strenger Bausommer an. Solange das Wetter mitspielt, und die Bauarbeiten nicht weiter verzögert werden, kann die neue 3S Bahn im Herbst nach drei intensiven Baujahren eröffnet und in Betrieb genommen werden. Die Zermatt Bergbahnen AG kann somit einen weiteren Meilenstein der Bergbahngeschichte abschliessen: Die höchste Baustelle Europas wird zur höchsten 3S Bahn der Welt, an einem der schönsten Ausflugsberge der Welt.

Über die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative sind online unter blog.matterhornparadise.ch zu finden.

Sandra Stockinger

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part fourteen: Alles auf Kurs

In diesem Sommer ging der Bau der neuen Zermatter 3S-Bahn in die zweite von insgesamt drei Runden. Und es ist viel passiert auf der höchsten Baustelle Europas. htr-Kolumnistin Sandra Stockinger nimmt Sie, liebe Leserinnen und Leser, mit auf einen kurzen Bausommer-Rückblick.
3. St
3. St
Anfang Juni 2017 wurde mit der Montage der zweiten St
Anfang Juni 2017 wurde mit der Montage der zweiten St
Bergstation Dronenaufnahme
Bergstation Dronenaufnahme
Bergstation mit bestehender Pendelbahn
Bergstation mit bestehender Pendelbahn
Die Baumeisterarbeiten der Bergstation sind gut vorangekommen
Die Baumeisterarbeiten der Bergstation sind gut vorangekommen
Die erste Lage der Dachabdichtungen bei der Talstation ist verlegt
Die erste Lage der Dachabdichtungen bei der Talstation ist verlegt
Die Holz-Montagearbeiten in der Talstation sind erfolgreich abgeschlossen
Die Holz-Montagearbeiten in der Talstation sind erfolgreich abgeschlossen
F
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Gesamtansicht Peak Matterhorn glacier paradise
Gesamtansicht Peak Matterhorn glacier paradise

Fangen wir ganz oben an: An der Bergstation auf dem Klein Matterhorn (3‘883m ü.M.) konnten dank dem unermüdlichen Einsatz der Arbeiter bereits im Frühling die Baumeisterarbeiten wieder aufgenommen werden.

Um diesen frühen Baustart gewährleisten zu können, mussten während des gesamten Winters bei eisigen Temperaturen und alpinen Bedingungen die sehr aufwändigen Stationssicherungsarbeiten mit Mikropfählen, Felsnägeln und Litzenanker vorangetrieben werden.

Dank des guten Wetters während des Sommers konnten an der Bergstation im Verlaufe dann auch grosse, bauliche Fortschritte gemacht werden. So wurden viele grosse Betonarbeiten wie Steherkonstruktionen, Wände, Pfeiler und Fundamentscheiben abgeschlossen. Demgemäss sollte der Montage der elektromechanischen Anlage im Februar kommenden Jahres – sofern natürlich der Wettergott mitspielt – nichts im Wege stehen.

Abschluss der Aussenarbeiten an der Talstation
Auch die Arbeiten an der Talstation auf Trockener Steg (2‘939 m ü.M.) wurden bereits im Mai wieder aufgenommen. Von da an schritten die Bauarbeiten im rasantem Tempo voran. Wände, Treppen und Bodenplatten wurden betoniert und anschliessend die Holzkonstruktion des gesamten Gebäudes aufgebaut. So konnte unser Seilbahnhersteller Leitner Ropeways auch bereits die elektromechanische Anlage vollständig installieren.

Ebenso wurde die Aussengestaltung der Talstation abgeschlossen mit einer Membranfassade an der Nord- und Westseite des Gebäudes und einer Stahlkonstruktion an der Süd-/Ostfassade. Letztere soll nun Anfangs Dezember mit einer Photovoltaik-Anlage «verkleidet» werden.

«Stütze gut – alles gut»
Gleichzeitig forderte der Aufbau der exponiertesten Stütze der neuen 3S-Anlage, namentlich Stütze 3, die Zermatt Bergbahnen in allen Bereichen. Allein für den Bau der Stützenköpfe (Betonfundament der Stütze) waren sagenhafte 900 m3 Beton nötig, die vollumfänglich mittels Helikopter der Air Zermatt zur Baustelle geflogen werden mussten.

Für die Montage der 40 Meter hohen Stahlstütze musste dann auf 3‘775 m ü.M. gar ein zusätzlicher 52 Meter hoher Kran installiert werden. Trotz all diesen (logistischen) Herausforderungen, konnten die Stützenarbeiten aber termingerecht und ohne nennenswerte Zwischenfälle beendet werden. «Stütze gut – alles gut».

Tour-de-Suisse der Seile
Ein ganz besonderes Highlight im heurigen Bausommer war der Seiltransport für die neue 3S-Bahn. Nachdem die Seile vom Fatzer Werk in Romanshorn quer durch die ganze Schweiz bis nach Cervinia und hoch nach Laghi Cime Bianche gereist waren, wurde es richtig spannend.

So musste erst eine provisorische Seilbrücke montiert werden, mit der die Seile, an ein Vorseil angehängt, von Laghi Cime Bianche (2‘812m ü.M.), via Furggsattel (3‘365m ü.M.) nach Trockener Steg gezogen wurden.

Um die Stabilität der bestehenden Sesselbahnstützen bei diesem Transport nicht zu strapazieren, mussten die Stützen der Furggsattel Gletscherbahn vorgängig auf dem Gletscher zusätzlich stabilisiert werden.

Anfang November fand dann der Vorseilzug von Trockener Steg zur Bergstation statt, bevor Mitte November dann mit dem richtigen Seilzug gestartet werden konnte. Je nach Wetterbedingungen wird der Seilzug noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Viel ist passiert im Bausommer 2017 – und manch einer wird überrascht sein welche grossen baulichen Fortschritte man auf Trockener Steg und Klein Matterhorn erkennen kann. Seit 27. November haben die Zermatt Bergbahnen die Wintersaison offiziell eröffnet. Verschaffen Sie sich also am besten selbst einen Eindruck der höchsten Baustelle Europa’s.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige «Milestone»-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne auf htr.ch berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S-Bahnanlage der Welt.
Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative sind online unter blog.matterhornparadise.ch zu finden.

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part thirteen: Ein (Draht-)Seilakt

Nachdem die Seile der neuen Zermatter 3S-Bahn von Romanshorn quer durch die ganze Schweiz bis ins italienische Cervinia und hoch nach Laghi Cime Bianche gereist waren, begann der richtig spannende Teil des Seiltransports.

Die Seile wurden mittels einer provisorischen Seilbrücke an einem Vorseil angehängt von Laghi Cime Bianche (2812m ü.M.), via Furggsattel (3365m ü.M.) nach Trockener Steg (2939m ü.M.) gezogen. Da die Seilbobinen mit je 80 Tonnen Gewicht zu schwer waren, um sie mit einem Laster von Cervinia (I) nach Laghi Cime Bianche (I) zu befördern, mussten die einzelnen Seile erst jeweils auf zwei kleinere Bobinen abgerollt und auf zwei zusammenhängenden Lastwagen aufgeteilt werden, um sie danach am Bestimmungsort wieder auf die Originalbobinen umzuspulen.

Von Laghi Cime Bianche aus sollten die neuen Seile via Furggsattel dann nach Trockener Steg gezogen werden. Damit die neuen Seile jedoch überhaupt auf Reise gehen konnten, mussten in den vergangenen Wochen einige Installationen vorgenommen werden. So wurde eine provisorische Seilbrücke, abgestützt auf vier temporären Stützen montiert um das Vorseil zu ziehen. Das viel weniger schwere Vorseil konnte von der italienischen Seite aus mit dem Helikopter auf den Furggsattel transportiert und von da mit einem Hilfslaufwerk via der Seilbrücke nach Laghi Cime Bianche gezogen werden.

Auf Schweizer Seite konnte das Vorseil über die Masten der Furggsattel-Sesselbahn teilweise mit dem Helikopter, teilweise mit dem Pistenfahrzeug gezogen werden. Um die Stabilität der bestehenden Sesselbahnstützen nicht zu strapazieren, mussten die Stützen vorgängig auf dem Gletscher stabilisiert werden. Dabei ist zu bedenken, dass all diese Arbeiten nur als Vorbereitung (!) für den eigentlichen Seiltransport gedient haben.Nachdem das Vorseil also auf der italienischen sowie auf der schweizerischen Seite gezogen war, wurden an dieses in einem zweiten Schritt zuerst das Zugseil und danach jedes einzelne Tragseil angehängt und so auf ihre Reise geschickt.

Insgesamt mussten die Seile über 5500 Meter weit transportiert werden und eine Höhendifferenz von knapp 1000 Höhenmeter überwinden. Ein (Draht-)Seilakt im wahrsten Sinne des Wortes.Endlich an ihrem Bestimmungsort auf Trockener Steg angekommen, wurden die Seile wieder auf Seilbobinen aufgerollt und warten nun dort auf die eigentliche Seilmontage auf der neuen 3S-Bahn. Dieser soll bereits Anfangs November stattfinden.

Einige Fakten zum Seilzug

Tragseile:

  • 4Stk. Je 4220 m
  • Ø 56mm
  • Gewicht 17.7 kg/m
  • Bobinen Ø 3.5 m
  • Gesamtgewicht pro Seil inkl. Bobine ca. 80 Tonnen

Zugseil:

  • 1Stk. 9500 m
  • Ø 46mm
  • Gewicht 7.5 kg/m
  • Bobine Ø 3.5 m
  • Gesamtgewicht Seil inkl. Bobine ca. 76 Tonnen

 

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

 

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part twelve: Volle Kraft voraus

In letzter Zeit war es etwas still um die höchste Baustelle Europas. Nicht etwa, weil es nichts zu erzählen gäbe, sondern weil an allen Ecken und Enden mit Hochdruck gearbeitet wird. Schliesslich soll der offizielle Eröffnungstermin am 29. September 2018 eingehalten werden.
Bergstation Klein Matterhorn
Bergstation Klein Matterhorn
Marketingleiterin Sandra Stockinger mit Bauchef Toni Lauber auf der Baustelle am Klein Matterhorn
Marketingleiterin Sandra Stockinger mit Bauchef Toni Lauber auf der Baustelle am Klein Matterhorn
St
St
St
St
Talstation Trockener Steg Front
Talstation Trockener Steg Front
Talstation Trockener Steg
Talstation Trockener Steg

Speziell beschäftigt hat uns in den letzten Wochen und Monaten die Stütze 3 der neuen 3S Bahn. Aufgrund ihrer exponierten Lage an der Nordwest-Wand des Klein Matterhorns musste ein zusätzlicher, 52 Meter hoher Baukran auf 3‘775 m ü.M. installiert werden. In rund 20 Rotationen wurde dieser Anfangs Juli mittels Kamov Helikopter der Firma Heliswiss aufgebaut. Mittlerweile wurden insgesamt 220 Tonnen Stützenmaterial mit diesem Baukran montiert. Die Montage der 40 Meter hohen Stütze 3 sollte – sofern das Wetter mitspielt – Ende August beendet sein.

Auch bei der Talstation auf Trockener Steg geht es in grossen Schritten voran. Hunderte Meter Rohre und Leitungen wurden schon verlegt. Aufgrund der gewaltigen Grösse der 3S Bahnanlage brauchte es dafür ein eigen projektiertes Leitungskonzept. Entsprechend diesem Konzept werden alle Steuerungsleitungen für den Bahnbetrieb, Stromversorgung, Hauselektrizität, Photovoltaikanlagen, Brandschutz, Überwachungen und Verbindungen bis zur Stütze 2 laufend in den einzelnen Bauabschnitten verlegt.

Als nächstes steht nun der Holzbau für die Garagierungshalle auf dem Plan. Die 350 Tonnen schwere Holzlieferung erfolgte via Visp, Zermatt und Riffelboden mit der Matterhorn Gotthard Bahn, Gornergrat Bahn und Alpin Cargo. Mittels Helikopter – Typ K-Max – werden die vor Ort vorbereiteten Einzelteile, zeitlich jeweils auf den nächsten Arbeitsschritt abgestimmt, von Riffelboden nach Trockener Steg geflogen. Dank des guten Wetters konnten auch an der Bergstation in den letzten Wochen grosse, bauliche Fortschritte gemacht werden. An mehreren Stellen wurden die Betonarbeiten vorangetrieben. So konnten Steherkonstruktionen, Wände, Pfeiler und freiauskragende Fundamentscheiben betoniert werden.

Die nächste grosse Herausforderung wird der Seiltransport sein. Zurzeit befinden sich die zwei je 70 Tonnen schweren Tragseile und das nicht minder schwere Zugseil im Zwischenlager auf Laghi Cime Bianchi (Cervinia/IT). Um die letzten rund 1000 Höhenmeter auf das Klein Matterhorn zu bezwingen, müssen die Seile auf Zwischenrollen abgerollt via Furggsattel nach Trockener Steg bugsiert werden. Über diesen, im wahrsten Sinne des Wortes «(Draht-)Seilakt» werde ich selbstverständlich in meiner nächsten Kolumne berichten.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part eleven: Ein Seil geht auf Reisen

htr.ch-Kolumnistin Sandra Stockinger präsentiert eine weitere Folge zum herausfordernden Projekt der Zermatt Bergbahnen am Klein Matterhorn. Dort baut das Bergbahnunternehmen derzeit die höchstgelegene Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) der Welt. Lesen Sie hier die 11. Baukolumne zu «Hoch hinaus in Zermatt».
Die höchste 3S Bahn der Welt - Herausforderung Seiltransport #5
Die höchste 3S Bahn der Welt - Herausforderung Seiltransport #5

Je 3,9 Kilometer lang und je 70 Tonnen schwer sind die beiden Tragseile für die neue 3S-Bahn der Zermatt Bergbahnen AG. Diese sowie das nicht minder schwere Zugseil wurden in den vergangenen Wochen im Drahtseilwerk der Fatzer AG produziert und via Schwertransport von Romanshorn nach Cervinia (I) transportiert. Dort warten sie nun auf ihren spektakulären Weitertransport auf’s Klein Matterhorn.

Seil ist nicht gleich Seil…
…denn jede Seilbahn braucht je nach Typ, Grösse, Länge und geografischer Begebenheit ein ganz spezielles Seil. Auch der Einsatzort des Seiles, ob beispielsweise als Zug- oder Tragseil, hat eine Auswirkung auf die Seilherstellung. Eine Bahn des Typus 3S (Dreiseilumlaufbahn) hat neben einem Zugseil auf jeder Seite zwei Tragseile, wobei es sich bei letzterem um ein vollverschlossenes, getwistetes Drahtseil handelt.

Bei der neuen 3S-Bahn ist eines der Tragseile zusätzlich mit Strom- und Lichtwellenleitern ausgerüstet, womit eine dauerhafte und sichere Datenverbindung zwischen den Stationen hergestellt wird. Das Zugseil der neuen Zermatter Anlage hingegen beinhaltet keine Glasfaser.

Vom Typus her ist es ein Seil mit sechs Litzen mit jeweils 36 einzelnen Drähten – ein so genanntes 6x36 Warrington Seale*. Das Zugseil der neuen 3S-Bahn hat eine stolze Gesamtlänge von 8'120 Metern und ein Gewicht von knapp 8,3 kg pro Meter, sprich insgesamt 67 Tonnen.

Herausforderung Transport
In zwei Verladungen auf je zwei gekoppelten Schwertransportern, wurden die Seile für die neue Hochleistungsbahn am Fusse des Matterhorns nun vor kurzem transportiert.

Damit sich das Gewicht der Seile besser verteilt und der Transport wendiger wird, wurde je eine Rolle mit der Hälfte des Zug- oder Tragseils auf die rund 500 km lange Reise quer durch die Schweiz geschickt. Nun sind sie wohlbehalten in Cervinia angekommen.

Doch der schwierigste Part steht erst noch bevor; denn um die letzten 1'833 Höhenmeter von Cervinia auf das Klein Matterhorn zu bezwingen, müssen die Seile auf Zwischenrollen abgerollt und via Furggsattel nach Trockener Steg bugsiert werden. Eine logistische Herausforderung!

*Speziell Seil-interessierten Menschen, empfiehlt sich an dieser Stelle ein Besuch auf www.fatzer.com für noch weitere Infos zu den verschiedenen Seilarten.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part ten: Kältearbeit auf 3883m – Nichts für Schwache

htr.ch-Kolumnistin Sandra Stockinger ist zurück und präsentiert eine neue Folge zum herausfordernden Projekt der Zermatt Bergbahnen am Klein Matterhorn. Dort baut das Bergbahnunternehmen derzeit die höchstgelegene Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) der Welt. Lesen Sie hier die 10. Baukolumne zu «Hoch hinaus in Zermatt».
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.
(c) Air Zermatt - Anker_klm_05
(c) Air Zermatt - Anker_klm_05
(c) Air Zermatt - Anker_klm_10
(c) Air Zermatt - Anker_klm_10
Felssicherung Gasser Felstechnik_1
Felssicherung Gasser Felstechnik_1
Felssicherung Gasser Felstechnik_2
Felssicherung Gasser Felstechnik_2
Felssicherung Gasser Felstechnik_3
Felssicherung Gasser Felstechnik_3
felssicherung
felssicherung

Gemütlich auf der Terrasse des «Findlerhofs» gönne ich mir nach einem muskelintensiven Skivormittag «Tris di primi», meine Lieblingsspezialität des Hauses, begleitet von einem guten Glas Wein. Die April-Sonne im Gesicht, ist es so wohlig warm hier, dass ich weder Jacke noch Weste benötige. Herrlich!

Frühlingsskifahren mit anschliessendem «Sünnele» und «Gnüsse» ist echt mein Ding, vor allem da man mich sonst eher als «Gfrörli» bezeichnen würde. Ehrlich, ich bewundere die Menschen, die im Winter tagtäglich bei jedem Wetter draussen arbeiten – unsere Liftangestellten, Pistenpatrouilleure, Snowpark-Shaper und, nicht zu vergessen, die Bauarbeiter, die auch während der kalten Jahreszeit an unserem neuesten Bahnprojekt – der 3S von Trockener Steg nach Klein Matterhorn – schuften. In dieser Wintersaison waren dies vor allem Arbeiten im Bereich Felssicherungs- und Verankerungsarbeiten.

Bereits Anfang Jahr wurden nach einer kurzen Baupause die Arbeiten an der Bergstation wieder aufgenommen. Seither wurden für die Felssicherung 70 Mikropfähle und 170 Felsnägel verbohrt und injiziert. Und es wurden rund 3000m2 Felssicherungsnetze befestigt.

Eine der grössten Herausforderungen war die Sicherung der Bergstation: Sie wurde mit permanenten, 17 Meter langen Dauerankern gesichert, die in Zermatt an der Wärme vorbereitet und anschliessend auf die Baustelle geflogen werden mussten.

Da die Anker nicht beschädigt werden durften, wurden sie vom Helikopter an den Kran gehängt, und dann in das vorgeheizte Bohrloch eingeführt. Diese Anker müssen, zusammen mit dem Eigengewicht der Beton-, Stahl- und Holzkonstruktion, die gesamte Last, die von der Bahn wirkt, am Berg zurückhalten.

Zudem wurden zwei Dehnungssensoren, sogenannte Extensometer, mit einer Tiefe von je 24 und 21 Metern gebohrt, welche die Verschiebungen der Bergstation aufgrund des Permafrostes messen.

Diese Arbeiten während des Winters auszuführen bringt den Vorteil, dass durch die kalten, frostigen Temperaturen keine Gefahr von Steinschlag besteht, da der Fels in sich kompakt und zugefroren ist. Für die Arbeiter hingegen stellen diese meteorologischen Bedingungen eine Härteprobe dar. Sie kämpfen mit Temperaturen bis -30 Grad und Windgeschwindigkeiten von über 60 km/h. Wahrlich kein Job für Schwache!

Schön langsam kehrt diese Tage aber auch in Zermatt der Frühling mit humaneren Temperaturen ein – sogar auf Klein Matterhorn. Anfangs Mai werden so dann viele der anstehenden Arbeiten an der Tal- und Bergstation sowie an den Stützen wieder aufgenommen.

Ich freue mich schon jetzt darauf, werte Leserinnen und Leser, Ihnen auch in diesem bevorstehenden Bausommer in dieser htr-Serie über die Fortschritte an der welthöchsten 3S-Bahn berichten zu dürfen. Vorher geniesse ich aber noch den Zermatter Ski-Frühling in vollen Zügen – denn noch gute zwei Wochen ist das gesamte Skigebiet inklusive Cervinia geöffnet.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part nine: Die erste Etappe ist geschafft

Die Zermatt Bergbahnen realisieren derzeit mit der höchstgelegenen Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn) der Welt ein Projekt der Superlative. Exklusiv für die htr-Leserschaft begleitet Sandra Stockinger in ihrer Baukolumne «Hoch hinaus in Zermatt» das grosse Abenteuer am Klein Matterhorn. Hier die 9. Folge mit Video.
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Der Winter ist bereits mit zahlreichen Skifahrern aus aller Welt in Zermatt eingezogen, und so wird es nun langsam auch etwas ruhiger auf der Baustelle der welthöchsten Dreiseilumlaufbahn (3S-Bahn).

Erste Bauphase erfolgreich abgeschlossen
Erfreulicherweise verlief die erste Bauphase trotz der Herausforderungen durch die extreme Höhenlage und der dort oben vorherrschenden hochalpinen Wetterverhältnisse weitgehend termin- und budgetgerecht.

Bei der Bergstation konnten die Felssicherungs- und Aushubarbeiten wie geplant ausgeführt werden – anschliessend wurden die Bodenplatte sowie die erste Etappe der Wände im Untergeschoss der neuen Station betoniert.

Mitte Oktober wurde dann auch bereits mit den Montagearbeiten der Seilbahnmechanik für die Talstation begonnen und nun Anfangs Dezember abgeschlossen.

Doch nicht alles lief genau nach Plan. Vor allem für die Errichtung der Stützen waren umfangreichere Arbeiten, als geplant, erforderlich: Bei Stütze 2, welche sich auf 3'059 m ü.M. befindet, stiess man für die Gründung eines Stützenfusses in rund 18 Metern Tiefe unerwartet auf eine Permafrostschicht. Damit man dort stabile Betonfundamente setzen konnte, musste im Endeffekt 30 Meter tief gegraben werden. Besagter Stützenfuss ist nun 35 Meter hoch, wovon aber nur drei Meter sichtbar sein werden.

Es bleibt spannend...
Auch nächstes Jahr erwarten uns mit Sicherheit wieder viele spannende (Bau-)Abenteuer, über welche ich wieder im Rahmen dieser Kolumne «Hoch hinaus in Zermatt» berichten werde.

So werden zum Beispiel die bis zu 8 Kilometer langen und bis zu 83 Tonnen schweren Seile von Italien bis hoch auf 3‘883 m ü.M. transportiert. Eine logistische Herausforderung sondergleichen! Auch die termingerechte Montage der Garagierung sowie Stütze 2 und 3, wird eine wahrliche Herausforderung für die beteiligten Baufirmen. Sie können gespannt sein!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, eine gute Wintersaison und freue mich, Sie auch im kommenden Jahr wieder mit meiner Kolumne unterhalten zu dürfen.

3S-Projekt virtuell erleben
Wer meinen nächsten Beitrag nicht abwarten kann, ist herzlich eingeladen sich in der Zwischenzeit im just eröffneten Infopavillon auf Trockener Steg, den 3S-Info-Cube, über den Verlauf dieses Bauprojektes zu informieren.

Der Info-Cube wurde als ein Erlebniszentrum konzipiert, das die Gäste mittels VR-Brillen auf eine virtuelle Reise über den Gletscher bis hoch zum Matterhorn Glacier Paradise (Klein Matterhorn) schickt und für ein multimediales Erlebnis zwischen Vergangenheit und Zukunft sorgt.

Besucher können im Info-Cube in die Welt des hochalpinen Bauens eintauchen, auf Tuchfühlung mit den beim Bau der 3S-Bahn verwendeten Materialien gehen und raten, welche Auswirkungen die Höhe beispielsweise auf die Traglast eines Helikopters hat.

Auf Touchscreens werden Videos über das Mammutprojekt der Zermatt Bergbahnen und über den aktuellen Stand der Baufortschritte abgespielt.

Und durch den begehbaren Grundriss erhält man einen Eindruck von den Dimensionen des Bahnprojekts. Ab sofort ganzjährig geöffnet ist dieser Pavillon definitiv einen Besuch wert, wenn man schon mal in Zermatt ist.


Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

 


hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part eight: Wenn Frauen bauen

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Sandra Imboden.
Sandra Imboden.

Sandra Imboden ist 33 Jahre alt und ist Bauführerin bei der Ulrich Imboden AG, welche mit den Baumeisterarbeiten für die Talstation und den Stützen 1 und 2 beauftragt worden ist. Als federführende Unternehmung der ARGE Cervino arbeitet die Unternehmung mittlerweile auch an der Bergstation sowie der 3. Stütze. Vor kurzem habe ich meine Namensvetterin anlässlich einer der wöchentlichen Bausitzungen auf Trockener Steg persönlich kennengelernt und mit ihr über ihren doch nicht ganz «Frauen-alltäglichen» Job als Bauführerin geplaudert.

Schon im Vorfeld hat mir eine Frage ganz besonders brennend auf der Seele gelegen, welche ich Sandra dann natürlich auch gleich als erste stellen musste. Wie kommt man eigentlich auf den Beruf Bauführerin? Für die eine Frau ein etwas ungewöhnlicher Berufswunsch, für die andere ein Berufsziel, das sich bereits im Jugendalter abzeichnete. Klar träumte auch Sandra als Kind von eher weiblichen Berufen, wie zum Beispiel Coiffeuse, doch schon bald zeichnete sich ihr Faible für spezielle Gebäude oder imposante Bauwerke ab. So entschied sich die gebürtige Aarauerin, die im Alter von sechs Jahren mit ihren Eltern nach Zermatt zog, zuerst für eine Hochbauzeichnerlehre und besuchte danach dieselbe Bauführerschule in Aarau, die auch ihr Vater Georges schon besucht hat. Sie wollte unbedingt die Chance wahrnehmen als 4. Generation in das Familienunternehmen der Ulrich Imboden AG einzusteigen.

Heute gibt es zwar immer mehr weibliche Kader im Baugewerbe, aber Baumeisterinnen hingegen gibt es bis heute schweizweit nur gerade mal vier. Da der Grossteil der Bauführer männlich ist und dies auch in Zukunft so bleiben wird, wird sich das Image des traditionell männlichen Bauführers wahrscheinlich in absehbarer Zeit nicht oder nur langsam ändern. Auf die Frage, ob sie es als Frau als nachteilig empfindet in einer Männerdomäne zu arbeiten, meint sie nur: «Nein, wieso sollte ich? Ehrlich gesagt, fällt es mir schon lange nicht mehr auf, wenn ich an Baustellensitzungen die einzige Frau unter 15 Männern bin. Das Geschlecht entscheidet, zumindest hier, nicht über Erfolg oder Misserfolg.» Einem Statement, dem ich als eine der wenigen Kader-Vertreterinnen in der Bergbahnbranche voll und ganz zustimmen kann.

Heutige Bauprojekte, so Sandra Imboden, sind zunehmend komplexer, die Aufgaben sind umfangreich und anspruchsvoll. Neben gut ausgebildetem Baustellenpersonal benötigt es daher eine effiziente Organisation der Baustelle. Der Bauführer steht in ständigem Kontakt mit Polieren, anderen Handwerkern, Planern und Bauherren, und ist sozusagen die kommunikative Drehscheibe für alle Beteiligten. Projekte werden von der Kostenberechnung über die Arbeitsvorbereitung bis hin zur Überwachung und der Abrechnung abgewickelt. «Das schönste an unserem Beruf ist es, dass vollendete Bauwerk einer zufriedenen Bauherrschaft übergeben zu dürfen», sagt mir Sandra daraufhin mit strahlenden Augen. «Manche Arbeitstage sind sehr lange. Doch solange einem die Arbeit Spass macht, nimmt man dies gerne in Kauf.»

Die grösste Herausforderung beim Bau der neuen 3S-Bahn sieht Sandra ganz klar in der Logistik und den wenigen zur Verfügung stehenden Bautagen. «Das Projekt hat für mich sowohl als Zermatterin als auch als Bauführerin einen grossen Stellenwert. Die Ulrich Imboden AG durfte bereits beim Bau der Luftseilbahn Trockener Steg – Klein Matterhorn Ende der 70er Jahre die Baumeisterarbeiten ausführen. Nun, 35 Jahre später kann ich mit Stolz sagen, auch einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben.» Und so kehre ich nach diesem interessanten Gespräch mit Sandra Imboden mit der Erkenntnis in mein Büro zurück, dass Frauen in Männerberufen eigentlich gar nicht so ungewöhnlich sind.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in regelmässigen Abständen über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter
blog.matterhornparadise.ch

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Part seven: Bahnbau und Umweltschutz – ein Widerspruch?

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.

Bergbahnen ermöglichen den Menschen der Natur ein Stück näher zu kommen und exponierte Landschaften zu erleben. Ein intaktes Landschaftsbild ist Grundvoraussetzung für einen funktionierenden Tourismus. Die Natur muss daher, nicht zuletzt im eigenen Interesse der Bergbahn, erhalten, bewahrt und gepflegt werden. Aber ganz ohne Eingriffe in die Natur geht es nun mal auch nicht. Die Frage ist nicht, ob man baut, sondern insbesondere wie man baut. Damit die Auswirkungen auf die Natur und Landschaft möglichst gering gehalten werden können, werden Seilbahnprojekte heutzutage nur unter der Auflage der strikten Umsetzung von diversen Umweltschutzmassnahmen bewilligt.

Dementsprechend wurde für das 3S-Bahn Projekt der Zermatt Bergbahnen AG eine sogenannte Umweltbaubegleitung (UBB) in Zusammenarbeit mit der PLAN A+ GmbH in Brig sowie der Forum Umwelt AG in Visp eingesetzt. Die UBB schliesst dabei Umweltthemen wie beispielsweise Luft, Lärm, Wasser, Boden, Flora & Fauna sowie Landschaft & Ortsbild ein. Ein paar Beispiele:

• Lärm: Erwartungsgemäss führen Bauarbeiten, Transporte und Arbeiten wie Sprengungen und Spitzarbeiten zu einer Lärmzusatzbelastung. Um eine exzessive Lärmbelastung für Mensch und Tier zu vermeiden werden auf der 3S-Baustelle die Massnahmen und Vorschriften des BAFU angewendet. Materialtransporte mittels Helikopter dürfen über dem bewohnten Talboden, wenn überhaupt, nur in grosser Höhe durchgeführt werden. Die Flugrouten und Zeiten werden zudem vorgängig mit dem zuständigen Wildhüter abgesprochen um negative Auswirkungen auf die Tierwelt zu minimieren.

• Boden: Für die Gebäude der Tal- und Bergstation sowie für die Stützenfundamente der neuen 3S-Bahn sind Aushub- und Sprengarbeiten nötig. Hierfür müssen rund 13'000 Kubikmeter Fels- und Moränenmaterial ausgehoben und gebrochen werden. Die UBB sorgt vor Ort, dass das ausgebrochene Material umwelt- und standortgerecht zur Umgebungsgestaltung der Stationen und Stützenfundamente wiederverwendet wird. Diese Eingriffe ins Teilökosystem Boden werden durch sorgfältiges und bodenschonendes Arbeiten gering gehalten.

• Abfälle: Wo gehobelt wird, fallen erfahrungsgemäss auch Späne. Die UBB wirft ein Auge darauf, dass die anfallenden Abfälle auf der Baustelle getrennt (Holz, Plastik, Eisen) und anschliessend fachgerecht entsorgt werden.

• Landschaft & Ortsbild: Um mit den Neubauten der Tal- und Bergstation nicht allzu sehr in das Landschaftsbild einzugreifen, wurde die Formensprache der neuen Stationen so gewählt, dass diese sich jeweils an die bereits bestehenden Gebäudekomplexe sowie an die landschaftlichen Gegebenheiten orientieren. So erinnert zum Beispiel die kantige, kristalline Form der Bergstation mit bewusst gewählter dunkler Farbgebung an einen Felsblock, dessen Kanten durch Naturgewalten abgeschliffen wurden.

Die Zermatt Bergbahnen AG lebt ihr Umweltengagement auch ausserhalb ihrer Bauprojekte. Seit 2002 erklärt das Unternehmen in Absprache mit Förstern, Wildhütern und Biologen bestimmte Gebiete zu Schutzgebieten, welche abgesperrt und sichtbar markiert werden. Eine breit angelegte Informationskampagne ruft Einheimische und Gäste dazu auf, Fauna und Flora zu schützen. Ausserdem wurden alte Umweltschäden in den vergangenen Jahren eifrig saniert. Neben den aktiven Massnahmen investiert die Unternehmung zudem jährlich bis zu einer Million Franken in Umweltprojekte. Mit ihrem einzigartigen Umweltmanagement nimmt sie unter den Schweizer Bergbahnen eine Vorreiterrolle ein.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in regelmässigen Abständen über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch

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Part six: Stütze gut, alles gut

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.

Auf den ersten Blick scheinen Seilbahnen simple mechanische Systeme zu sein: Kabinen hängen an einem oder mehreren Seilen und werden durch in die Höhe oder zu Tal gezogen. Doch diese scheinbar einfache Funktionsweise kommt erst durch das raffinierte Zusammenspielen zahlreicher Anlagenteile zustande. Wer hinter die Kulissen einer solchen Anlage blickt, stellt fest: Seilbahnen sind komplexe technische Bauwerke und ihr Bau stellt höchste Anforderungen an die Konstrukteure.

Zentrale Elemente jeder Seilbahnanlage sind die Stützen, müssen diese doch das gesamte Gewicht der Gondeln inklusiv den Passagieren tragen. Ende August wurde die erste Stütze der höchsten 3S Bahn der Welt montiert. Alles in allem dauerten die Arbeiten knapp einen Monat an. Da Seilbahnstützen hohen dynamischen Belastungen standhalten müssen, ist der Arbeitsaufwand bei solch einer Stützenmontage immens, wie mir unser Bauchef Toni Lauber während einer Baustellensitzung auf Trockener Steg erklärt. So waren umfangreiche Aushubarbeiten und massive Erdverschiebungen nötig, bevor die Fundamente der Stütze Nr. 1 armiert und betoniert werden konnten. Für die vier Fundamente und ihre Sockel wurden, gemäss Toni, insgesamt 440 m3 Beton verbaut. Zur besseren Vorstellung (für Laien, wie mich): diese Menge entspricht einer Füllung von rund 2‘000 Badewannen!

Als nächstes wurden die Stützenköpfe geschalt. Diese wurden dabei als Hohlkörper betoniert und anschliessend mit Aushubmaterial aufgefüllt; erst dann konnte die Montage der Stütze starten. Das Material für die Stütze wurde dabei via Testa Grigia mit einem Pistenfahrzeug und angehängtem Schlitten zur Baustelle auf Trockener Steg transportiert. Für die Montage selbst wurde ein spezieller Raupenkran eingesetzt.

Die Stütze Nr. 1 der neuen 3S Bahn misst satte 43 Meter. Die Höhe der Stütze hängt dabei, wie mir unser Bauchef Toni erklärt, vom Geländeprofil und den Anforderungen an die Mindest- und Maximalhöhen ab. Im Gebirge kann es vorkommen, dass anstelle einer kleinen Stütze, die auf schlechtem Untergrund stehen würde oder an einer schwer zugänglichen Stelle gebaut werden müsste, an anderer Stelle eine wesentlich höhere Stütze gebaut werden muss. Unter dieser Bedingung entstand beispielsweise die höchste Stütze der Schweiz, Stütze Nr. 2 der Seilbahn Gant–Hohtälli (94m), welche auch bei uns in Zermatt steht.

Auch mit den Arbeiten an Stütze Nr. 2 wurde bereits gestartet; denn vor Wintereinbruch (und der kommt auf Trockener Steg oftmals früher als erwartet) müssen alle Betonarbeiten abgeschlossen sein. In den kommenden Wochen werden auch an der Tal-/Bergstation noch umfassende Betonarbeiten für die Tragkonstruktion der Bahnteile sowie die Aushubarbeiten für zwei Stützenfundamente der Stütze Nr. 3 gemacht. Die weiteren geplanten Arbeiten sind, gemäss Bauchef Toni, stark wetterabhängig, denn der Winter steht schon bald vor der Tür.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige MILESTONE-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in regelmässigen Abständen über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch 

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Part five: Alleine geht es nicht

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Sandra Stockinger
ZBAG 3S Bahn Sandra Stockinger Juli 2016 (49)
ZBAG 3S Bahn Sandra Stockinger Juli 2016 (49)

Sein Arbeitsplatz befindet sich in der Regel hoch über unseren Köpfen in luftiger Höhe und seine Arbeitsgeräte sind fliegende Fahrzeuge mit Namen wie Lama, Bell oder Ecureuil. Heute sitze ich mit Gerold Biner, CEO des Helikopterunternehmens Air Zermatt, mit festem Boden unter den Füssen in seinem Büro auf der Basis in Zermatt. Von hier aus eröffnet sich uns ein weitläufiger Blick über das gesamte Ausflugsgebiet und die Bergstation Matterhorn glacier paradise (Klein Matterhorn), wo derzeit an der höchsten 3S Bahn der Welt gebaut wird. Die Air Zermatt ist eines der vielen Partnerunternehmen, die die Zermatt Bergbahnen AG bei diesem Mammut-Projekt tatkräftig unter die Arme greifen.

Bis zum heutigen Tage habe die Air Zermatt für den Bau der 3S Bahn mehrere hundert Rotationen geflogen, erzählt mir Gerold Biner beim Kaffee. Dazu zählen Transportflüge für die Felssicherung an der Westseite des Klein Matterhorns, Flüge für die Baustelleninstallation auf der italienischen Seite oder unterstützende Materialtransporte für die Kranmontage auf der neuen Bergstation. Um das Betonfundament für den Baukran auf 3883 Meter zu legen, war die Air Zermatt an einem Tag sogar mit drei Helikoptern gleichzeitig unterwegs. Dies ist nicht unbedeutend, wenn man bedenkt, dass die Air Zermatt mit einer Flotte von insgesamt neun Helikoptern nicht nur Transportflüge, sondern vor allem auch Bergrettungen und Touristenflüge ausführt.[IMG 2]

Bei meinem letzten Besuch auf der Hochgebirgsbaustelle auf Matterhorn glacier paradise wurde mir einmal mehr bewusst, vor welche immensen Herausforderungen das Wetter die Bauarbeiter stellt. Auch Gerold Biner bestätigt, dass die Piloten der Air Zermatt vor allem mit dem Wind, dem schnell wechselnden hochalpinen Wetter und dem Nebel zu kämpfen haben. Eine weitere Schwierigkeit entsteht zudem durch die Steilheit des Geländes, die dazu führt, dass die Piloten die Unterlasten mit einer Seillänge von mindestens 60 Meter präzise zur Baustelle fliegen müssen. Ein unglaublicher Balanceakt. Zu guter Letzt kommt hinzu, dass der Helikopter auf fast 4000 Metern durch die tiefe Luftdichte an der Grenze des Möglichen operiert. Was mir während des Gesprächs immer klarer wird, fügt Gerold schliesslich an: «Die Arbeiten auf der 3S Baustelle Klein Matterhorn gehören zu den absolut anspruchsvollsten Aufgaben, die wir mit unseren Helikoptern je durchgeführt haben.»

Die Bauarbeiten an der 3S Bahn stellen uns als Bergbahnen und auch all unsere Partnerfirmen vor grosse aber bislang immer lösbare Herausforderungen. Wir sind sehr froh, können wir uns auf unsere Experten verlassen, denn alleine geht's bei einem solchen riesigen Bauprojekt nicht.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

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Part four: Und jetzt das Feintuning

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
v.l.n.r. Melanie Kaindl (Leiterin Marketing, Leitner Ropeways), Sandra Stockinger, Gerold Siller (Vorstandsreferent, Leitner ropeways)
v.l.n.r. Melanie Kaindl (Leiterin Marketing, Leitner Ropeways), Sandra Stockinger, Gerold Siller (Vorstandsreferent, Leitner ropeways)
Kabine Nr. 1 am Vorplatz des SIGMA Werkes in Veyrins-Thuellin (FR)
Kabine Nr. 1 am Vorplatz des SIGMA Werkes in Veyrins-Thuellin (FR)
v.l.n.r Peter Julen (Leiter Technik S
v.l.n.r Peter Julen (Leiter Technik S
Kabinenrahmen im SIGMA Werk mit Sandra Stockinger
Kabinenrahmen im SIGMA Werk mit Sandra Stockinger
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.

Wie ein altes Sprichwort besagt sollte man niemals die Katze im Sack kaufen; erst recht nicht, wenn die Investition beträchtlich ist. So der Fall bei den 25 hochmodernen Kabinen für die neue 3S Anlage, welche planmässig im Winter 2018/19 den Betrieb aufnimmt. Daher reiste ein Teil der Geschäftsleitung der Zermatt Bergbahnen, einschliesslich meiner Person, vor kurzem zum Sigma Werk nach Veyrins-Thuellin (F), um den ersten Prototyp dieser neuen Kabinengeneration genau unter die Lupe zu nehmen.

Was gemeinsam mit Leitner Ropeways auf diversen Renderings am Computer-Simulator ausgearbeitet wurde, steht nun seit einigen Wochen auf dem Vorplatz des Sigma Werkes. Ich muss zugeben, ich war sprachlos, als sie nun in voller Pracht und bei strahlendem Sonnenschein vor mir stand. Noch nie habe ich eine Kabine mit solch einer Eleganz und solch einem Komfortlevel gesehen. Das Kabinendesign trägt die deutlich sichtbare Handschrift des weltberühmten Designstudios Pininfarina, das auch für Marken wie Maserati oder Ferrari verantwortlich zeichnet. Als ich auf einem der 28 komfortablen Echtleder-Sitze sass, hatte ich dann auch fast das Gefühl ich würde in einem Sportwagen sitzen. Beim Blick durch die grossflächigen Panoramafenster – eigentlich ist es eine Rundumverglasung – liess mich erahnen, welch einzigartiges Fahrerlebnis den Gästen damit ermöglicht wird. Ein Anflug von Stolz überkam mich.

Die neuen Kabinen sehen nicht nur gut aus, sondern sind auch mit topmoderner und innovativer Technik ausgestattet. In enger Kooperation mit Qpunkt, dem Klimatisierungsexperten aus dem Automobilbereich, wurde zum Beispiel ein Belüftungskonzept mit stufenweise regulierbarer Luftmenge und verbesserter Kabinenströmung realisiert, wodurch der Klimakomfort deutlich aufgewertet wird. Neueste Technik fliesst auch in das umfassende Konzept zur Energieversorgung der Kabine mittels Supercaps, dem Rollengenerator aus dem Laufwerk und den Solarpanelen ein. Mehr als sieben Firmen aus vier verschiedenen Ländern waren neben Sigma bei der Konzeption dieser neuen Kabinengeneration beteiligt, erklärte mir Thierry Triolier, Projektverantwortlicher bei Sigma. Eine Zahl welche mich persönlich doch noch echt überrascht hat.

Aber wieder zurück zu unserer Stippvisite in Veyrins-Thuellin. Nachdem wir die Kabine eingehend begutachtet hatten, wurden Nägel mit Köpfen gemacht. In einer intensiven Diskussionsrunde bestehend aus Vertretern von Sigma, Leitner und uns arbeiteten wir die letzten fehlenden Spezifikationen der Kabine aus. Zudem brachten wir noch diverse Änderungswünsche, wie zum Beispiel ein anderes Leder auf den Sitzen, ein – Feintuning eben. Ich bin echt gespannt, wie das Ergebnis dann bei unseren Gästen ankommt. Mir gefällt's.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

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Part three: Luftiger Lastesel

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.

Bereits sieben Jahre ist es her, seit ich von meiner Heimat Niederösterreich mit Sack und Pack in die Schweiz gezogen bin. Beim Einladen des Zügelwagens bin ich damals fast verzweifelt – wer hätte gedacht, dass ein einzelner Mensch wirklich so viele Sachen haben kann?! Nach knapp zehn Stunden anstrengender Autofahrt über diverse Pässe und kurvenreiche Strassen hatte ich dann endlich mein Ziel, das Wallis, erreicht. Und dann begann das grosse Schleppen auch schon wieder von neuem. Hätten die Zermatt Bergbahnen dazumal bereits an der höchsten 3S Bahn der Welt gebaut, hätte ich mein Umzugsmaterial wahrscheinlich bequem über die italienisch-schweizerische Grenze anliefern lassen. In der 650 m2 grossen Lagerhalle auf Laghi Cime Bianche hätte die Spedition mein ganzes Hab und Gut kurz zwischenlagern können. Von der Couch über den Schrank bis zu meiner nicht ganz unbedeutend grossen Schuhkollektion hätte anschliessend alles problemlos mit der neuen Materialseilbahn ins Wallis transportiert werden können, hat diese doch eine Tragkraft von acht Tonnen.

Natürlich darf die neue Materialseilbahn nicht für private Transporte verwendet werden, sondern befördert lediglich Baumaterial für die neue Bergstation und die Stütze 3 von Laghi Cime Bianche via Testa Grigia auf Matterhorn glacier paradise (3'883 m ü. M.). Die von der Moosmair GmbH gebaute Schwerlast-Seilbahn überwindet auf der rund vier Kilometer langen Strecke über 1'000 Höhenmeter. Besonders herausfordernd beim Bau dieser Materialseilbahn war, wie mir unser Bau-Chef Toni Lauber verriet, der Seilzug, der im Mai mithilfe eines Kamov Grosshelikopters durchgeführt wurde. Im Anschluss an den spektakulären Vorseilzug wurden die beiden Tragseile sowie das Förderseil mithilfe von Seilwinden gezogen. Für diese rund einen Monat andauernden Arbeiten waren jeweils bis zu sechs Mitarbeiter involviert. Die alpinen Witterungsverhältnisse und die doch beträchtliche Höhe der Baustelle verkomplizierten dieses Unterfangen ohne Zweifel. Ende Juni kam dann nochmals der Grosshelikopter zum Einsatz, um den imposanten Baukran auf der neuen Bergstation zu montieren.

Noch vor den ersten Transportfahrten der Materialseilbahn liefen die letzten Felsaushubarbeiten. Aufgrund der exponierten Lage der Stütze 3 gestalteten sich die Arbeiten dort etwas anspruchsvoller als angenommen. So musste zuerst ein über den Gletscher antransportierter Schreitbagger das Eis abtragen und den Fels für die Aushubarbeiten freilegen. Mitte Juli hat die Materialseilbahn dann grünes Licht für den Betrieb erhalten und somit hat das nächste Kapitel zum Bau der 3S Bahn begonnen.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.

hoch hinaus in zermatt – eine htr.ch-serie

Part two: Endlich grünes Licht

Mit der höchsten 3S Bahn der Welt realisieren die Zermatt Bergbahnen derzeit ein Projekt der Superlative. SANDRA STOCKINGER ist hautnah mit dabei und berichtet für Sie in loser Folge vom GROSSEN ABENTEUER am KLEIN MATTERHORN.
Baustart der höchsten 3S Bahn der Welt #1
Baustart der höchsten 3S Bahn der Welt #1
Sandra Stockinger.
Sandra Stockinger.

50 prall gefüllte Bundesordner, unzählige Behördengänge sowie aufwendige Felssicherungsarbeiten auf fast 4'000 Metern Höhe im tiefsten Winter: Vor dem offiziellen Baubeginn an der höchsten 3S Bahn der Welt stand eine über fünfjährige Planungsphase. Umso glücklicher waren wir, die Verantwortlichen der Zermatt Bergbahnen AG, am 1. April diesen Jahres, als das BAV die Konzession und Plangenehmigung erteilte. Der Startschuss für den Baustart war gefallen.

Minutiös planten die Zermatt Bergbahnen den Bau der 3S Bahn – diesem Mammut-Projekt der Schweizer Seilbahnbranche. Unzählige Sitzungen mit Spezialisten wie Seilbahnherstellern, Bahnbauern, Bauingenieuren, Architekten, (Hydro-)Geologen, Geometern, Wind-, Lawinen- & Schneegutachtern, Umweltbaubegleitern, Steuerungsfachmännern, Brandschutz-, Elektro- & Lüftungsexperten und Bahnmonteuren waren für die Baueingabe an das BAV (Bundesamt für Verkehr) nötig. Knapp ein Jahr später gab das BAV dann endlich grünes Licht für den Baustart.

Wenn Sie nicht im Seilbahnsektor arbeiten, dürfte es Sie auch vielleicht noch erstaunen, welche Art von Sicherungsarbeiten vor dem eigentlichen Baustart notwendig sind. Wussten Sie zum Beispiel, dass Arbeiter nur an einem Seil gesichert monatelange Felssicherungen an der zukünftigen Bergstation auf 3'883 m ü. M. bei teilweise -30° C durchführen mussten? Und wohlgemerkt, der letzte Winter zeigte sich äusserst mild. Ein wahrhaftig hochalpiner und kräftezehrender Arbeitseinsatz, für den die Mitarbeiter der Firma Gasser meinen vollsten Respekt verdienen.

Aber nicht nur körperlich stellt unsere Hochgebirgsbaustelle die beteiligten Firmen vor Herausforderungen. Auch logistisch gesehen ist dieser Bau alles andere als alltäglich. So wird sämtliches Baumaterial für die Bergstation und der letzten Stütze via Cervinia (IT) herangeschafft. Eine eigens dafür errichtete Materialseilbahn transportiert ab diesem Sommer das Baumaterial von einem 650m² grossen Zwischendepot auf Laghi Cime Bianche zum Klein Matterhorn.

Nach Abschluss der Felssicherungsarbeiten nahmen wir dann den Felsaushub für die Bergstation und die Aushubarbeiten für die Betonfundamente an der Talstation in Angriff. Mitte Juli wird bereits die Stütze 1 montiert werden. Der Zeitplan für ein Bauprojekt solchen Ausmasses ist bei nur rund 100 möglichen Bautagen pro Jahr äusserst straff und verlangt eine optimale Vorbereitung. Umso mehr freut es mich zu berichten, dass wir voll auf Kurs sind. Vorbereitung ist eben doch alles.

Die Autorin
Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch.