Im Rahmen eines Ausfluges der Geschäftsleitung begeben wir uns, wie es sich für echte Bähnler gehört, wieder mal in luftige Höhen. Oben auf 3'820m ü.M. angelangt ist die Luft spürbar dünner, das Klima rau und die Felslandschaft karg. Wir befinden uns auf dem Klein Matterhorn. Wo derzeit Fels ausgehoben wird und ein paar Baumaschinen im Einsatz sind, werden planmässig ab Ende 2018 die Kabinen der höchsten 3S Bahn der Welt einfahren. Während jeweils 100 Bautagen in den nächsten drei Sommersaisons realisieren die Zermatt Bergbahnen für 42 Millionen Franken das bisher grösste Bahnprojekt in der Geschichte der Unternehmung.
Diese einleitende Szene hat sich im März dieses Jahres abgespielt. Mit dem Eingang der Konzession und Plangenehmigung am 1. April 2016 haben die Bauarbeiten in Zermatt offiziell begonnen. Aber immer schön der Reihe nach: Was ist überhaupt eine 3S Bahn?
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Wer sich im Seilbahnen-Fachjargon nicht unbedingt daheim fühlt, dem sei die Abkürzung 3S als Dreiseilumlaufbahn erklärt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pendelbahnen, auch Einseilumlaufbahnen genannt, sind bei einer 3S Anlage Trag- und Zugfunktion der Seile getrennt. Das heisst, dass je zwei Tragseile pro Fahrbahnseite in der Tal- und Bergstation fix verankert und das Zugseil als geschlossene Seilschleife ausgeführt wird. Dies bringt den Vorteil, dass die Bahn höhere Fahrgeschwindigkeiten und daher mehr Förderkapazität erzielt und zudem weniger windanfällig ist. So viel zum technischen Hintergrund.
Die neue 3S Bahn der Zermatt Bergbahnen entsteht ergänzend zur bereits bestehenden Pendelbahn auf Matterhorn glacier paradise (Klein Matterhorn). Die neue Anlage von Leitner ropeways erhöht die Beförderungskapazität um 2'000 Gäste pro Stunde und beseitigt das Nadelöhr auf Trockener Steg ein für alle mal. Ab Winter 2018/19 werden die fünfundzwanzig modernen Kabinen im Pininfarina Design – bekannt von Marken wie Ferrari oder Maserati – mit vom Automobilbau inspirierten Sitzen und grossflächigen Panoramafenstern die Gäste stilvoll auf den Gipfel transportieren.
Es sei bereits vorweg genommen: ein Bauvorhaben diesen Ausmasses auf einer Höhe von knapp 4‘000 Metern stellt die Beteiligten vor grosse Herausforderungen, sowohl logistisch wie auch körperlich. Mehr dazu in meinem nächsten Beitrag. [IMG 3]
Die Autorin Die gebürtige Österreicherin und ehemalige Milestone-Nachwuchspreisträgerin Sandra Stockinger ist seit 2013 Leiterin Marketing & Verkauf bei der Zermatt Bergbahnen AG. In ihrer Baukolumne berichtet sie in loser Folge über Fortschritte und Herausforderungen beim Bau der höchsten 3S Bahnanlage der Welt. Weitere Informationen und Geschichten zum Bauprojekt der Superlative unter blog.matterhornparadise.ch. |