Die Angst war also unbegründet. Die Schweizer buchen in der Schweiz. Das schrieb die htr hotel revue bereits in ihren Sommeraussichten 2020 vor vier Wochen, das konstatierte am Dienstag auch der «Tages-Anzeiger» auf Basis von Daten des Analyseportals Triptease. Demnach liegen die Buchungen bereits seit Anfang Mai über Vorjahr, Anfang Juni betrug das Plus sogar 40 Prozent. Nur die Österreicher sind dem eigenen Land noch treuer. Der deutsche Inlandtourismus dagegen, der in den letzten Jahren nur eine Richtung, nämlich steil nach oben, kannte, liegt 14 Prozent im Minus, in Frankreich ist der Buchungsstand sogar ein Drittel unter Vorjahr.

Beweggründe kann es viele geben, dieses Jahr in der Heimat die Ferien zu buchen. Doch ein Motiv scheint im Sommer 2020 das ausschlaggebende zu sein: Sicherheit. Sei es, um im Falle einer zweiten Corona-Welle eine etwaige Quarantäne im Ausland zu umgehen, sei es, weil man befürchtet, gebuchte Auslandsferien aufgrund eines Wiederauflebens der Pandemie gar nicht antreten zu können, oder sei es aufgrund des grösseren Vertrauens in die landeseigene Umsetzung der Schutzmassnahmen.

Die Schweiz geniesst ein ausgeprägtes Sicherheitsimage, nicht erst seit Corona. Sicherheit, ob politisch oder im öffentlichen Raum, ist für internationale Gäste und Firmen ein entscheidendes Argument hierherzukommen. Ein Argument, das auch dieses Jahr ziehen könnte. Unter anderem mit dem Label Clean & Safe will Schweiz Tourismus bei den internationalen Touristen die letzten Bedenken ausräumen.

Doch Sicherheit ist ein fragiles Gut, jene in der Schweiz basiert nicht nur auf Gesetzen, sondern auch auf einer zivilen Compliance. Sie sollte nicht aufs Spiel gesetzt werden durch Bemühungen um schnelle Einnahmen. Die Sicherheit sollte im Zuge der Corona-Massnahmen über allem stehen. Das ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch der langfristigen wirtschaftlichen Stabilität: Das Sicherheitsimage ist für den Schweizer Tourismus nicht weniger Wert als Berge und frisches Wasser.